mit dem letzten Tage, da sie bei ihr gelebt und ihr in die helle Seele geblickt. Sie kam dann an sein Fieber- und Trauerbette neben Lianens Bahre und auf des alten Schoppe Reden und Laufen und auf seinen schönen Sieg, da er die verklärte Liane endlich in Idoinens Gestalt vor sein Auge gebracht, damit sie das Heil-Wort sage: habe Frieden.
Jetzt war er in Sturm und Julienne in Frieden: "darum (fuhr sie fort) halt' ich's für Pflicht, mich Deines Freundes ein wenig an¬ zunehmen. Der arme Teufel ist unschuldig -- durch Gewissensbisse und selber durch seinen jetzigen Ort kann er das, was er von Ver¬ stand noch hat, vollends verlieren -- ganz unschuldig sag' ich; denn Dein Oheim, den ich längst hasse und der nur erst vor kurzem, aber vergeblich versuchte, meinem kranken Bruder geistermäßig und mordmäßig zu erscheinen -- er hätt' es auch bei Lianen wohl gethan, wenn sie es erlebt hätte -- dieser Mensch ist -- war¬ um darf ich's nicht ruchbar machen, da sich alles geändert und umgeworfen -- eine und
mit dem letzten Tage, da ſie bei ihr gelebt und ihr in die helle Seele geblickt. Sie kam dann an ſein Fieber- und Trauerbette neben Lianens Bahre und auf des alten Schoppe Reden und Laufen und auf ſeinen ſchönen Sieg, da er die verklärte Liane endlich in Idoinens Geſtalt vor ſein Auge gebracht, damit ſie das Heil-Wort ſage: habe Frieden.
Jetzt war er in Sturm und Julienne in Frieden: „darum (fuhr ſie fort) halt' ich's für Pflicht, mich Deines Freundes ein wenig an¬ zunehmen. Der arme Teufel iſt unſchuldig — durch Gewiſſensbiſſe und ſelber durch ſeinen jetzigen Ort kann er das, was er von Ver¬ ſtand noch hat, vollends verlieren — ganz unſchuldig ſag' ich; denn Dein Oheim, den ich längſt haſſe und der nur erſt vor kurzem, aber vergeblich verſuchte, meinem kranken Bruder geiſtermäßig und mordmäßig zu erſcheinen — er hätt' es auch bei Lianen wohl gethan, wenn ſie es erlebt hätte — dieſer Menſch iſt — war¬ um darf ich's nicht ruchbar machen, da ſich alles geändert und umgeworfen — eine und
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[450/0462]
mit dem letzten Tage, da ſie bei ihr gelebt und
ihr in die helle Seele geblickt. Sie kam dann
an ſein Fieber- und Trauerbette neben Lianens
Bahre und auf des alten Schoppe Reden und
Laufen und auf ſeinen ſchönen Sieg, da er die
verklärte Liane endlich in Idoinens Geſtalt vor
ſein Auge gebracht, damit ſie das Heil-Wort
ſage: habe Frieden.
Jetzt war er in Sturm und Julienne in
Frieden: „darum (fuhr ſie fort) halt' ich's für
Pflicht, mich Deines Freundes ein wenig an¬
zunehmen. Der arme Teufel iſt unſchuldig —
durch Gewiſſensbiſſe und ſelber durch ſeinen
jetzigen Ort kann er das, was er von Ver¬
ſtand noch hat, vollends verlieren — ganz
unſchuldig ſag' ich; denn Dein Oheim, den ich
längſt haſſe und der nur erſt vor kurzem, aber
vergeblich verſuchte, meinem kranken Bruder
geiſtermäßig und mordmäßig zu erſcheinen —
er hätt' es auch bei Lianen wohl gethan, wenn
ſie es erlebt hätte — dieſer Menſch iſt — war¬
um darf ich's nicht ruchbar machen, da ſich
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/462>, abgerufen am 17.05.2024.
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