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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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so geh' ich heute abends zur Gräfinn und dann
zu Don Cesara." -- "Sag' ihr (bat Albano),
daß ich sie auch als Bruder, wenn ich's wür¬
de, nicht besuche, nicht aus Kälte sondern weil
ich ihr großes Gemüth verehre, sag' ihrs --
und Gott helfe Dir." Albano wollte gehen
und ihn allein ins nahe Lilar wandern lassen.
"Nein, begleitet mich, mein Herr; (sagte Schop¬
pe ungestüm) ich habe den alten Kerl abge¬
dankt droben im Wald durch redliche Auszah¬
lung des Geleite-Geldes -- und wäre jetzt al¬
lein vis-a-vis vis de moi." "Ich versteh' Dich
nicht, (sagte Albano,) wovor scheuest Du
Dich?" -- "Albano (sagte er leise und wichtig
und seine sonst geraden Blicke schlugen scheu
seitwärts und seinen lächelnden Mund umzin¬
gelten unzählige große Faltenkreise,) der Ich
könnte kommen, ja ja!"

Verwundert und fragend, wer das sey,
blickte ihm Albano ins Gesicht. "Verflucht,
(sagte Schoppe,) ich errathe Euch ganz gut,
Ihr haltet mich nicht für achtels so vernünftig
als Euch selber, sondern für toll. Wolf, komm
herauf! Du Bestie warst häufig auf einsamen

ſo geh' ich heute abends zur Gräfinn und dann
zu Don Ceſara.“ — „Sag' ihr (bat Albano),
daß ich ſie auch als Bruder, wenn ich's wür¬
de, nicht beſuche, nicht aus Kälte ſondern weil
ich ihr großes Gemüth verehre, ſag' ihrs —
und Gott helfe Dir.“ Albano wollte gehen
und ihn allein ins nahe Lilar wandern laſſen.
„Nein, begleitet mich, mein Herr; (ſagte Schop¬
pe ungeſtüm) ich habe den alten Kerl abge¬
dankt droben im Wald durch redliche Auszah¬
lung des Geleite-Geldes — und wäre jetzt al¬
lein vis-à-vis vis de moi.“ „Ich verſteh' Dich
nicht, (ſagte Albano,) wovor ſcheueſt Du
Dich?“ — „Albano (ſagte er leiſe und wichtig
und ſeine ſonſt geraden Blicke ſchlugen ſcheu
ſeitwärts und ſeinen lächelnden Mund umzin¬
gelten unzählige große Faltenkreiſe,) der Ich
könnte kommen, ja ja!“

Verwundert und fragend, wer das ſey,
blickte ihm Albano ins Geſicht. „Verflucht,
(ſagte Schoppe,) ich errathe Euch ganz gut,
Ihr haltet mich nicht für achtels ſo vernünftig
als Euch ſelber, ſondern für toll. Wolf, komm
herauf! Du Beſtie warſt häufig auf einſamen

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[436/0448] ſo geh' ich heute abends zur Gräfinn und dann zu Don Ceſara.“ — „Sag' ihr (bat Albano), daß ich ſie auch als Bruder, wenn ich's wür¬ de, nicht beſuche, nicht aus Kälte ſondern weil ich ihr großes Gemüth verehre, ſag' ihrs — und Gott helfe Dir.“ Albano wollte gehen und ihn allein ins nahe Lilar wandern laſſen. „Nein, begleitet mich, mein Herr; (ſagte Schop¬ pe ungeſtüm) ich habe den alten Kerl abge¬ dankt droben im Wald durch redliche Auszah¬ lung des Geleite-Geldes — und wäre jetzt al¬ lein vis-à-vis vis de moi.“ „Ich verſteh' Dich nicht, (ſagte Albano,) wovor ſcheueſt Du Dich?“ — „Albano (ſagte er leiſe und wichtig und ſeine ſonſt geraden Blicke ſchlugen ſcheu ſeitwärts und ſeinen lächelnden Mund umzin¬ gelten unzählige große Faltenkreiſe,) der Ich könnte kommen, ja ja!“ Verwundert und fragend, wer das ſey, blickte ihm Albano ins Geſicht. „Verflucht, (ſagte Schoppe,) ich errathe Euch ganz gut, Ihr haltet mich nicht für achtels ſo vernünftig als Euch ſelber, ſondern für toll. Wolf, komm herauf! Du Beſtie warſt häufig auf einſamen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/448>, abgerufen am 22.11.2024.