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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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den Blick am Boden und sagte dumpf: "Du
thust's, Gott!" und gieng ab -- begegnete sei¬
nem Freund, der ungestüm und froh ausrief:
"Sie ist da!" -- eilte aber stolz weiter und
rief nur zurück: "jetzt nicht, Hiort!" Zu die¬
sem kam weinend Lilia und führte ihn fort:
"Komm, (sagte sie,) sieh das Grabmahl nicht
an, wir sind beide zu unglücklich."

Da trat der alte Salera auf mit Athenais
-- vergriff sich zwischen Eis und Brand und
nahm seine kalte Münze für warme -- lobte
männlich sie, und väterlich den Sohn -- und
sagte wie in einem Schauspiel: da kommt er
selber. "Hier stell' ich Dir, Sohn, (sagt' er,)
Dein Glück vor, wenn Du es verdienen kannst."
Carlos hatte Lilia's Herz verlohren -- der
Wunsch des Vaters, die Macht der Schönheit,
die Allmacht der liebenden Schönheit standen
vor ihm, seine Sehnsucht und der Gedanke der
Grausamkeit gegen diese Göttinn, und endlich
eine Welt in ihm, die so nahe an ihrer Sonne
stand, siegten über eine doppelte Treue -- er
sank aufs Knie vor ihr und sagte: "ich bin
schuldlos, wenn ich glücklich bin." -- Das

den Blick am Boden und ſagte dumpf: „Du
thuſt's, Gott!“ und gieng ab — begegnete ſei¬
nem Freund, der ungeſtüm und froh ausrief:
„Sie iſt da!“ — eilte aber ſtolz weiter und
rief nur zurück: „jetzt nicht, Hiort!“ Zu die¬
ſem kam weinend Lilia und führte ihn fort:
„Komm, (ſagte ſie,) ſieh das Grabmahl nicht
an, wir ſind beide zu unglücklich.“

Da trat der alte Salera auf mit Athenais
— vergriff ſich zwiſchen Eis und Brand und
nahm ſeine kalte Münze für warme — lobte
männlich ſie, und väterlich den Sohn — und
ſagte wie in einem Schauſpiel: da kommt er
ſelber. „Hier ſtell' ich Dir, Sohn, (ſagt' er,)
Dein Glück vor, wenn Du es verdienen kannſt.“
Carlos hatte Lilia's Herz verlohren — der
Wunſch des Vaters, die Macht der Schönheit,
die Allmacht der liebenden Schönheit ſtanden
vor ihm, ſeine Sehnſucht und der Gedanke der
Grauſamkeit gegen dieſe Göttinn, und endlich
eine Welt in ihm, die ſo nahe an ihrer Sonne
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[402/0414] den Blick am Boden und ſagte dumpf: „Du thuſt's, Gott!“ und gieng ab — begegnete ſei¬ nem Freund, der ungeſtüm und froh ausrief: „Sie iſt da!“ — eilte aber ſtolz weiter und rief nur zurück: „jetzt nicht, Hiort!“ Zu die¬ ſem kam weinend Lilia und führte ihn fort: „Komm, (ſagte ſie,) ſieh das Grabmahl nicht an, wir ſind beide zu unglücklich.“ Da trat der alte Salera auf mit Athenais — vergriff ſich zwiſchen Eis und Brand und nahm ſeine kalte Münze für warme — lobte männlich ſie, und väterlich den Sohn — und ſagte wie in einem Schauſpiel: da kommt er ſelber. „Hier ſtell' ich Dir, Sohn, (ſagt' er,) Dein Glück vor, wenn Du es verdienen kannſt.“ Carlos hatte Lilia's Herz verlohren — der Wunſch des Vaters, die Macht der Schönheit, die Allmacht der liebenden Schönheit ſtanden vor ihm, ſeine Sehnſucht und der Gedanke der Grauſamkeit gegen dieſe Göttinn, und endlich eine Welt in ihm, die ſo nahe an ihrer Sonne ſtand, ſiegten über eine doppelte Treue — er ſank aufs Knie vor ihr und ſagte: „ich bin ſchuldlos, wenn ich glücklich bin.“ — Das

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/414>, abgerufen am 26.11.2024.