indem er schnell ihre Hand nahm und sagte: "nur diese lieb' ich." -- Sie sprachen über die Hindernisse von Seiten des alten Salera, den Carlos ein Eisfeld nannte, das unter keiner Sonne trüge und nicht anzubauen wäre. "Ste¬ he mir bei, Karl, (sagte Hiort,) denke was Du mir geschrieben: wie zwei Ströme wollen wir uns vereinigen und mit einander wachsen und tragen und eintrocknen*)." -- So ver¬ ständigten, verketteten und erhoben die drei Menschen sich einander wechselseitig, alle hat¬ ten Ein Ziel, das gemeinschaftliche Glück. -- Carlos beschwor ewigen Widerstand gegen sei¬ nen Vater, Hiort den Schutz seiner Schwester und rief: "Endlich giesset das leere Füllhorn der Zeit, das bisher nichts gab als Klänge, wieder Blumen aus -- O die Weiber! Wie gemein und alltäglich sind fast alle Männer! Aber fast jede Frau ist neu!" -- Lächelnd sagte Gaspard: "das Umgekehrte sagen die Weiber
*) Eine Stelle aus Albano's Brief an Roquairol. Titan I. S. 468.
indem er ſchnell ihre Hand nahm und ſagte: „nur dieſe lieb' ich.“ — Sie ſprachen über die Hinderniſſe von Seiten des alten Salera, den Carlos ein Eisfeld nannte, das unter keiner Sonne trüge und nicht anzubauen wäre. „Ste¬ he mir bei, Karl, (ſagte Hiort,) denke was Du mir geſchrieben: wie zwei Ströme wollen wir uns vereinigen und mit einander wachſen und tragen und eintrocknen*).“ — So ver¬ ſtändigten, verketteten und erhoben die drei Menſchen ſich einander wechſelſeitig, alle hat¬ ten Ein Ziel, das gemeinſchaftliche Glück. — Carlos beſchwor ewigen Widerſtand gegen ſei¬ nen Vater, Hiort den Schutz ſeiner Schweſter und rief: „Endlich gieſſet das leere Füllhorn der Zeit, das bisher nichts gab als Klänge, wieder Blumen aus — O die Weiber! Wie gemein und alltäglich ſind faſt alle Männer! Aber faſt jede Frau iſt neu!“ — Lächelnd ſagte Gaſpard: „das Umgekehrte ſagen die Weiber
*) Eine Stelle aus Albano's Brief an Roquairol. Titan I. S. 468.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0411"n="399"/>
indem er ſchnell ihre Hand nahm und ſagte:<lb/>„nur dieſe lieb' ich.“— Sie ſprachen über die<lb/>
Hinderniſſe von Seiten des alten Salera, den<lb/>
Carlos ein Eisfeld nannte, das unter keiner<lb/>
Sonne trüge und nicht anzubauen wäre. „Ste¬<lb/>
he mir bei, Karl, (ſagte Hiort,) denke was<lb/>
Du mir geſchrieben: wie zwei Ströme wollen<lb/>
wir uns vereinigen und mit einander wachſen<lb/>
und tragen und eintrocknen<noteplace="foot"n="*)"><lb/>
Eine Stelle aus Albano's Brief an Roquairol.<lb/>
Titan <hirendition="#aq">I</hi>. S. 468.</note>.“— So ver¬<lb/>ſtändigten, verketteten und erhoben die drei<lb/>
Menſchen ſich einander wechſelſeitig, alle hat¬<lb/>
ten Ein Ziel, das gemeinſchaftliche Glück. —<lb/>
Carlos beſchwor ewigen Widerſtand gegen ſei¬<lb/>
nen Vater, Hiort den Schutz ſeiner Schweſter<lb/>
und rief: „Endlich gieſſet das leere Füllhorn<lb/>
der Zeit, das bisher nichts gab als Klänge,<lb/>
wieder Blumen aus — O die Weiber! Wie<lb/>
gemein und alltäglich ſind faſt alle Männer!<lb/>
Aber faſt jede Frau iſt neu!“— Lächelnd ſagte<lb/>
Gaſpard: „das Umgekehrte ſagen die Weiber<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[399/0411]
indem er ſchnell ihre Hand nahm und ſagte:
„nur dieſe lieb' ich.“ — Sie ſprachen über die
Hinderniſſe von Seiten des alten Salera, den
Carlos ein Eisfeld nannte, das unter keiner
Sonne trüge und nicht anzubauen wäre. „Ste¬
he mir bei, Karl, (ſagte Hiort,) denke was
Du mir geſchrieben: wie zwei Ströme wollen
wir uns vereinigen und mit einander wachſen
und tragen und eintrocknen *).“ — So ver¬
ſtändigten, verketteten und erhoben die drei
Menſchen ſich einander wechſelſeitig, alle hat¬
ten Ein Ziel, das gemeinſchaftliche Glück. —
Carlos beſchwor ewigen Widerſtand gegen ſei¬
nen Vater, Hiort den Schutz ſeiner Schweſter
und rief: „Endlich gieſſet das leere Füllhorn
der Zeit, das bisher nichts gab als Klänge,
wieder Blumen aus — O die Weiber! Wie
gemein und alltäglich ſind faſt alle Männer!
Aber faſt jede Frau iſt neu!“ — Lächelnd ſagte
Gaſpard: „das Umgekehrte ſagen die Weiber
*)
Eine Stelle aus Albano's Brief an Roquairol.
Titan I. S. 468.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/411>, abgerufen am 17.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.