Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

schnell um und schritt in Albano's Kleidung
durch das Thal hindurch.

"Gute Nacht, Mädchen" sagt' er vorüber¬
gehend zur Blinden. Linda sang nicht wieder
wie vorhin. Die Sterne sahen ihn an, die
Sturmwinde redeten ihn an -- die Freuden
giengen neben ihm, hatten aber die Furien¬
masken nun auf den Gesichtern -- aus dem
Himmel griff ein Arm herab, aus der Hölle
griff ein Arm herauf und beide wollten ihn
fassen, um ihn auseinander zu reissen -- "nu,
nu, (sagt' er,) ich war wohl glücklich, aber ich
hätt' es noch mehr seyn können, wär' ich Ihr
verdammter Albano gewesen" -- und schwang
sich auf sein Freudenpferd und jagte noch in
der Nacht nach dem Prinzengarten.

129. Zykel.

Albano und sein Oheim zogen dem ange¬
kündigten Schoppe von Dorf zu Dorf weiter
entgegen; der Oheim schob die Hoffnung wie
einen Horizont immer vor ihnen voraus; ein¬
mal abends glaubte der Graf, Schoppe's Stim¬
me nahe neben sich zu hören -- umsonst, der

ſchnell um und ſchritt in Albano's Kleidung
durch das Thal hindurch.

„Gute Nacht, Mädchen“ ſagt' er vorüber¬
gehend zur Blinden. Linda ſang nicht wieder
wie vorhin. Die Sterne ſahen ihn an, die
Sturmwinde redeten ihn an — die Freuden
giengen neben ihm, hatten aber die Furien¬
masken nun auf den Geſichtern — aus dem
Himmel griff ein Arm herab, aus der Hölle
griff ein Arm herauf und beide wollten ihn
faſſen, um ihn auseinander zu reiſſen — „nu,
nu, (ſagt' er,) ich war wohl glücklich, aber ich
hätt' es noch mehr ſeyn können, wär' ich Ihr
verdammter Albano geweſen“ — und ſchwang
ſich auf ſein Freudenpferd und jagte noch in
der Nacht nach dem Prinzengarten.

129. Zykel.

Albano und ſein Oheim zogen dem ange¬
kündigten Schoppe von Dorf zu Dorf weiter
entgegen; der Oheim ſchob die Hoffnung wie
einen Horizont immer vor ihnen voraus; ein¬
mal abends glaubte der Graf, Schoppe's Stim¬
me nahe neben ſich zu hören — umſonſt, der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0392" n="380"/>
&#x017F;chnell um und &#x017F;chritt in Albano's Kleidung<lb/>
durch das Thal hindurch.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Gute Nacht, Mädchen&#x201C; &#x017F;agt' er vorüber¬<lb/>
gehend zur Blinden. Linda &#x017F;ang nicht wieder<lb/>
wie vorhin. Die Sterne &#x017F;ahen ihn an, die<lb/>
Sturmwinde redeten ihn an &#x2014; die Freuden<lb/>
giengen neben ihm, hatten aber die Furien¬<lb/>
masken nun auf den Ge&#x017F;ichtern &#x2014; aus dem<lb/>
Himmel griff ein Arm herab, aus der Hölle<lb/>
griff ein Arm herauf und beide wollten ihn<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en, um ihn auseinander zu rei&#x017F;&#x017F;en &#x2014; &#x201E;nu,<lb/>
nu, (&#x017F;agt' er,) ich war wohl glücklich, aber ich<lb/>
hätt' es noch mehr &#x017F;eyn können, wär' ich Ihr<lb/>
verdammter Albano gewe&#x017F;en&#x201C; &#x2014; und &#x017F;chwang<lb/>
&#x017F;ich auf &#x017F;ein Freudenpferd und jagte noch in<lb/>
der Nacht nach dem Prinzengarten.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>129. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head>
          <p>Albano und &#x017F;ein Oheim zogen dem ange¬<lb/>
kündigten Schoppe von Dorf zu Dorf weiter<lb/>
entgegen; der Oheim &#x017F;chob die Hoffnung wie<lb/>
einen Horizont immer vor ihnen voraus; ein¬<lb/>
mal abends glaubte der Graf, Schoppe's Stim¬<lb/>
me nahe neben &#x017F;ich zu hören &#x2014; um&#x017F;on&#x017F;t, der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0392] ſchnell um und ſchritt in Albano's Kleidung durch das Thal hindurch. „Gute Nacht, Mädchen“ ſagt' er vorüber¬ gehend zur Blinden. Linda ſang nicht wieder wie vorhin. Die Sterne ſahen ihn an, die Sturmwinde redeten ihn an — die Freuden giengen neben ihm, hatten aber die Furien¬ masken nun auf den Geſichtern — aus dem Himmel griff ein Arm herab, aus der Hölle griff ein Arm herauf und beide wollten ihn faſſen, um ihn auseinander zu reiſſen — „nu, nu, (ſagt' er,) ich war wohl glücklich, aber ich hätt' es noch mehr ſeyn können, wär' ich Ihr verdammter Albano geweſen“ — und ſchwang ſich auf ſein Freudenpferd und jagte noch in der Nacht nach dem Prinzengarten. 129. Zykel. Albano und ſein Oheim zogen dem ange¬ kündigten Schoppe von Dorf zu Dorf weiter entgegen; der Oheim ſchob die Hoffnung wie einen Horizont immer vor ihnen voraus; ein¬ mal abends glaubte der Graf, Schoppe's Stim¬ me nahe neben ſich zu hören — umſonſt, der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/392
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/392>, abgerufen am 22.11.2024.