nische Reisebeschreibungen, um mit Linda über jede schöne Stelle frei zu sprechen, wo er als Schein-Albano mit ihr das hesperische Leben genossen. Es kitzelte ihn, so mit der Flamme in der Brust und mit dem kalten Eislicht im Kopfe einmal alle theatralischen Zurüstungen und Verwickelungen, so wie sonst für die Bühne, jetzt für das Leben anzulegen und besonnen zu regieren.
Er sah Albano von der Reise kommen, der ihn stolz behandelte -- er sah die blühende Göttinn in Lilar gehen -- er hörte durch die Spionen der Fürstinn von ihrer Verbindung: hoch gieng sein todtes Meer in schweren Wel¬ len und suchte die Opfer aus ihrem Fluge bis vom Himmel herabzuziehen. Unmittelbar nach dem Trauerspiel, das er mit Linda zu spielen vorhatte, sollte sein eigenes im Prinzengarten kommen, das er von Zeit zu Zeit zu geben versprach und verschob; er mußte lange harren und spähen bis eine Zeit erschien, in welche so viele Zähne eines doppelten Maschinenwerks zu¬ gleich eingreifen konnten.
Endlich erschien die Zeit und er schrieb das
niſche Reiſebeſchreibungen, um mit Linda über jede ſchöne Stelle frei zu ſprechen, wo er als Schein-Albano mit ihr das heſperiſche Leben genoſſen. Es kitzelte ihn, ſo mit der Flamme in der Bruſt und mit dem kalten Eislicht im Kopfe einmal alle theatraliſchen Zurüſtungen und Verwickelungen, ſo wie ſonſt für die Bühne, jetzt für das Leben anzulegen und beſonnen zu regieren.
Er ſah Albano von der Reiſe kommen, der ihn ſtolz behandelte — er ſah die blühende Göttinn in Lilar gehen — er hörte durch die Spionen der Fürſtinn von ihrer Verbindung: hoch gieng ſein todtes Meer in ſchweren Wel¬ len und ſuchte die Opfer aus ihrem Fluge bis vom Himmel herabzuziehen. Unmittelbar nach dem Trauerſpiel, das er mit Linda zu ſpielen vorhatte, ſollte ſein eigenes im Prinzengarten kommen, das er von Zeit zu Zeit zu geben verſprach und verſchob; er mußte lange harren und ſpähen bis eine Zeit erſchien, in welche ſo viele Zähne eines doppelten Maſchinenwerks zu¬ gleich eingreifen konnten.
Endlich erſchien die Zeit und er ſchrieb das
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niſche Reiſebeſchreibungen, um mit Linda über
jede ſchöne Stelle frei zu ſprechen, wo er als
Schein-Albano mit ihr das heſperiſche Leben
genoſſen. Es kitzelte ihn, ſo mit der Flamme
in der Bruſt und mit dem kalten Eislicht im
Kopfe einmal alle theatraliſchen Zurüſtungen
und Verwickelungen, ſo wie ſonſt für die Bühne,
jetzt für das Leben anzulegen und beſonnen zu
regieren.
Er ſah Albano von der Reiſe kommen, der
ihn ſtolz behandelte — er ſah die blühende
Göttinn in Lilar gehen — er hörte durch die
Spionen der Fürſtinn von ihrer Verbindung:
hoch gieng ſein todtes Meer in ſchweren Wel¬
len und ſuchte die Opfer aus ihrem Fluge bis
vom Himmel herabzuziehen. Unmittelbar nach
dem Trauerſpiel, das er mit Linda zu ſpielen
vorhatte, ſollte ſein eigenes im Prinzengarten
kommen, das er von Zeit zu Zeit zu geben
verſprach und verſchob; er mußte lange harren
und ſpähen bis eine Zeit erſchien, in welche ſo
viele Zähne eines doppelten Maſchinenwerks zu¬
gleich eingreifen konnten.
Endlich erſchien die Zeit und er ſchrieb das
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/377>, abgerufen am 17.05.2024.
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