mir es derb abgeschlagen; aber morgen erwartet er uns im Prinzengarten."
Verändert -- weich -- mit verklärten Au¬ gen sagte Linda mit gesunkner Stimme: "mein Freund liebt mich so sehr? -- Ich lieb' ihn aber auch sehr, den Reinen. Morgen will ich zu ihm sagen, nimm meine Freiheit und bleibe ewig bei mir. Vom Altare ziehen wir davon, meine Julienne, Du und er und ich nach Va¬ lencia, nach Isola bella oder wohin er will und bleiben beisammen. Du guter Mond und Musik! Wie die Töne und die Strahlen so kindlich mit einander spielen! -- Umarme mich, meine Geliebte, vergieb, daß Linda unartig gewesen!" -- Hier war der Sturm des Her¬ zens in süßes Weinen zergangen. So wird in den Ländern unter der scheitel-rechten Sonne täg¬ lich der blaue Himmel Donner, Sturm und schwarzer Regen, und täglich geht die Sonne wieder blau und golden unter.
Julienne versetzte bloß: "Schön! nun wol¬ len wir hinauf!", weniger als sie zu schnellen Übergängen fähig. Als sie oben die stille, helle, nichts begehrende Idoine wieder sah -- die fest
mir es derb abgeſchlagen; aber morgen erwartet er uns im Prinzengarten.“
Verändert — weich — mit verklärten Au¬ gen ſagte Linda mit geſunkner Stimme: „mein Freund liebt mich ſo ſehr? — Ich lieb' ihn aber auch ſehr, den Reinen. Morgen will ich zu ihm ſagen, nimm meine Freiheit und bleibe ewig bei mir. Vom Altare ziehen wir davon, meine Julienne, Du und er und ich nach Va¬ lencia, nach Isola bella oder wohin er will und bleiben beiſammen. Du guter Mond und Muſik! Wie die Töne und die Strahlen ſo kindlich mit einander ſpielen! — Umarme mich, meine Geliebte, vergieb, daß Linda unartig geweſen!“ — Hier war der Sturm des Her¬ zens in ſüßes Weinen zergangen. So wird in den Ländern unter der ſcheitel-rechten Sonne täg¬ lich der blaue Himmel Donner, Sturm und ſchwarzer Regen, und täglich geht die Sonne wieder blau und golden unter.
Julienne verſetzte bloß: „Schön! nun wol¬ len wir hinauf!“, weniger als ſie zu ſchnellen Übergängen fähig. Als ſie oben die ſtille, helle, nichts begehrende Idoine wieder ſah — die feſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0359"n="347"/>
mir es derb abgeſchlagen; aber morgen erwartet<lb/>
er uns im Prinzengarten.“</p><lb/><p>Verändert — weich — mit verklärten Au¬<lb/>
gen ſagte Linda mit geſunkner Stimme: „mein<lb/>
Freund liebt mich ſo ſehr? — Ich lieb' ihn<lb/>
aber auch ſehr, den Reinen. Morgen will ich<lb/>
zu ihm ſagen, nimm meine Freiheit und bleibe<lb/>
ewig bei mir. Vom Altare ziehen wir davon,<lb/>
meine Julienne, Du und er und ich nach <hirendition="#aq">Va¬<lb/>
lencia</hi>, nach <hirendition="#aq">Isola bella</hi> oder wohin er will<lb/>
und bleiben beiſammen. Du guter Mond und<lb/>
Muſik! Wie die Töne und die Strahlen ſo<lb/>
kindlich mit einander ſpielen! — Umarme mich,<lb/>
meine Geliebte, vergieb, daß Linda unartig<lb/>
geweſen!“— Hier war der Sturm des Her¬<lb/>
zens in ſüßes Weinen zergangen. So wird in<lb/>
den Ländern unter der ſcheitel-rechten Sonne täg¬<lb/>
lich der blaue Himmel Donner, Sturm und<lb/>ſchwarzer Regen, und täglich geht die Sonne<lb/>
wieder blau und golden unter.</p><lb/><p>Julienne verſetzte bloß: „Schön! nun wol¬<lb/>
len wir hinauf!“, weniger als ſie zu ſchnellen<lb/>
Übergängen fähig. Als ſie oben die ſtille, helle,<lb/>
nichts begehrende Idoine wieder ſah — die feſt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[347/0359]
mir es derb abgeſchlagen; aber morgen erwartet
er uns im Prinzengarten.“
Verändert — weich — mit verklärten Au¬
gen ſagte Linda mit geſunkner Stimme: „mein
Freund liebt mich ſo ſehr? — Ich lieb' ihn
aber auch ſehr, den Reinen. Morgen will ich
zu ihm ſagen, nimm meine Freiheit und bleibe
ewig bei mir. Vom Altare ziehen wir davon,
meine Julienne, Du und er und ich nach Va¬
lencia, nach Isola bella oder wohin er will
und bleiben beiſammen. Du guter Mond und
Muſik! Wie die Töne und die Strahlen ſo
kindlich mit einander ſpielen! — Umarme mich,
meine Geliebte, vergieb, daß Linda unartig
geweſen!“ — Hier war der Sturm des Her¬
zens in ſüßes Weinen zergangen. So wird in
den Ländern unter der ſcheitel-rechten Sonne täg¬
lich der blaue Himmel Donner, Sturm und
ſchwarzer Regen, und täglich geht die Sonne
wieder blau und golden unter.
Julienne verſetzte bloß: „Schön! nun wol¬
len wir hinauf!“, weniger als ſie zu ſchnellen
Übergängen fähig. Als ſie oben die ſtille, helle,
nichts begehrende Idoine wieder ſah — die feſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/359>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.