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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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trübter durch ihren kränkern Bruder -- hei¬
terte sich durch das Vertrauen auf einen Plan
auf, den sie ungeachtet ihrer Versicherung zum
Glücke des gesunden entworfen, um ihn in
Arkadien auszuführen. Sie verbarg öfters, wie
andere hinter den schwarzen Trauerfächern der
Trauer und Empfindung, so hinter den heitern
Putzfächern des Lachens, der den Zuschauern
die bemahlte Seite zukehrte, ihren Kopf mit
seinen Entwürfen; unter Lachen und Weinen
gieng und dachte sie diesen nach. So hatte sie
an Albano die Bitte, Idoine mit zu besuchen,
nur aus Schein und in der Gewißheit gethan,
daß er sie abschlage oder im Falle er komme,
daß es dann Idoine thue; denn sie wußte aus
Idoinens Besuchen im vorigen Winter, daß
diese an den von ihr hergestellten schönen Fi¬
berkranken häufig in Gesprächen gedacht und
daß sie jetzt vor seiner Ankunft geflohen war,
um nicht über seine helle liebende Gegenwart,
die ihr am leichtesten durch die Fürstinn be¬
kannt geworden, als ein Gewölke aus der Ver¬
gangenheit hereinzuziehen voll trüber Ähnlich¬
keiten. Julienne hatte sogar erfahren, daß die

trübter durch ihren kränkern Bruder — hei¬
terte ſich durch das Vertrauen auf einen Plan
auf, den ſie ungeachtet ihrer Verſicherung zum
Glücke des geſunden entworfen, um ihn in
Arkadien auszuführen. Sie verbarg öfters, wie
andere hinter den ſchwarzen Trauerfächern der
Trauer und Empfindung, ſo hinter den heitern
Putzfächern des Lachens, der den Zuſchauern
die bemahlte Seite zukehrte, ihren Kopf mit
ſeinen Entwürfen; unter Lachen und Weinen
gieng und dachte ſie dieſen nach. So hatte ſie
an Albano die Bitte, Idoine mit zu beſuchen,
nur aus Schein und in der Gewißheit gethan,
daß er ſie abſchlage oder im Falle er komme,
daß es dann Idoine thue; denn ſie wußte aus
Idoinens Beſuchen im vorigen Winter, daß
dieſe an den von ihr hergeſtellten ſchönen Fi¬
berkranken häufig in Geſprächen gedacht und
daß ſie jetzt vor ſeiner Ankunft geflohen war,
um nicht über ſeine helle liebende Gegenwart,
die ihr am leichteſten durch die Fürſtinn be¬
kannt geworden, als ein Gewölke aus der Ver¬
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[322/0334] trübter durch ihren kränkern Bruder — hei¬ terte ſich durch das Vertrauen auf einen Plan auf, den ſie ungeachtet ihrer Verſicherung zum Glücke des geſunden entworfen, um ihn in Arkadien auszuführen. Sie verbarg öfters, wie andere hinter den ſchwarzen Trauerfächern der Trauer und Empfindung, ſo hinter den heitern Putzfächern des Lachens, der den Zuſchauern die bemahlte Seite zukehrte, ihren Kopf mit ſeinen Entwürfen; unter Lachen und Weinen gieng und dachte ſie dieſen nach. So hatte ſie an Albano die Bitte, Idoine mit zu beſuchen, nur aus Schein und in der Gewißheit gethan, daß er ſie abſchlage oder im Falle er komme, daß es dann Idoine thue; denn ſie wußte aus Idoinens Beſuchen im vorigen Winter, daß dieſe an den von ihr hergeſtellten ſchönen Fi¬ berkranken häufig in Geſprächen gedacht und daß ſie jetzt vor ſeiner Ankunft geflohen war, um nicht über ſeine helle liebende Gegenwart, die ihr am leichteſten durch die Fürſtinn be¬ kannt geworden, als ein Gewölke aus der Ver¬ gangenheit hereinzuziehen voll trüber Ähnlich¬ keiten. Julienne hatte ſogar erfahren, daß die

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/334>, abgerufen am 22.11.2024.