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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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zusprechen. Albano war rein, wahr, menschlich,
offen und herzlich gegen alle; Eitelkeit war
nicht in seinem selbstvergessenen Stolz.

Rabette fand endlich ein Hebezeug, den
glänzenden und doch trauten Bruder aus dem
Gastzimmer in ihres oder sein voriges aufzu¬
winden, um allein zu seyn an seiner Brust.
Als sie hineintraten: so fieng sie sogleich mit
den Worten: "kennst Du die Stube noch, Al¬
bano?" unendlich zu weinen an mit den
so lange gesammelten Thränen; und Alba¬
no zeigt' ihr in den seinigen sein langes bis¬
heriges Mitleiden, riß aber dadurch die ganze
wundenvolle Vergangenheit auf. Sie griff sel¬
ber zum Heilmittel, zum Erzählen -- so sehr
er auch vorschützte, er wisse und errathe ja al¬
les --; und berichtete die Augen trocknend, wie
alles stehe -- und "daß Karl viel bei seiner
Mutter in Arkadien sey -- daß der Minister noch
gegen das einzige Kind den alten Wüthrich
mache und ihm nicht einen Heller mehr als
sonst zuschieße, ob er gleich immer große und
größere Schulden häufe, zumal seitdem keine
Liane sie mehr im Stillen tilge -- daß er über¬

zuſprechen. Albano war rein, wahr, menſchlich,
offen und herzlich gegen alle; Eitelkeit war
nicht in ſeinem ſelbſtvergeſſenen Stolz.

Rabette fand endlich ein Hebezeug, den
glänzenden und doch trauten Bruder aus dem
Gaſtzimmer in ihres oder ſein voriges aufzu¬
winden, um allein zu ſeyn an ſeiner Bruſt.
Als ſie hineintraten: ſo fieng ſie ſogleich mit
den Worten: „kennſt Du die Stube noch, Al¬
bano?“ unendlich zu weinen an mit den
ſo lange geſammelten Thränen; und Alba¬
no zeigt' ihr in den ſeinigen ſein langes bis¬
heriges Mitleiden, riß aber dadurch die ganze
wundenvolle Vergangenheit auf. Sie griff ſel¬
ber zum Heilmittel, zum Erzählen — ſo ſehr
er auch vorſchützte, er wiſſe und errathe ja al¬
les —; und berichtete die Augen trocknend, wie
alles ſtehe — und „daß Karl viel bei ſeiner
Mutter in Arkadien ſey — daß der Miniſter noch
gegen das einzige Kind den alten Wüthrich
mache und ihm nicht einen Heller mehr als
ſonſt zuſchieße, ob er gleich immer große und
größere Schulden häufe, zumal ſeitdem keine
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[269/0281] zuſprechen. Albano war rein, wahr, menſchlich, offen und herzlich gegen alle; Eitelkeit war nicht in ſeinem ſelbſtvergeſſenen Stolz. Rabette fand endlich ein Hebezeug, den glänzenden und doch trauten Bruder aus dem Gaſtzimmer in ihres oder ſein voriges aufzu¬ winden, um allein zu ſeyn an ſeiner Bruſt. Als ſie hineintraten: ſo fieng ſie ſogleich mit den Worten: „kennſt Du die Stube noch, Al¬ bano?“ unendlich zu weinen an mit den ſo lange geſammelten Thränen; und Alba¬ no zeigt' ihr in den ſeinigen ſein langes bis¬ heriges Mitleiden, riß aber dadurch die ganze wundenvolle Vergangenheit auf. Sie griff ſel¬ ber zum Heilmittel, zum Erzählen — ſo ſehr er auch vorſchützte, er wiſſe und errathe ja al¬ les —; und berichtete die Augen trocknend, wie alles ſtehe — und „daß Karl viel bei ſeiner Mutter in Arkadien ſey — daß der Miniſter noch gegen das einzige Kind den alten Wüthrich mache und ihm nicht einen Heller mehr als ſonſt zuſchieße, ob er gleich immer große und größere Schulden häufe, zumal ſeitdem keine Liane ſie mehr im Stillen tilge — daß er über¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/281>, abgerufen am 25.11.2024.