Jünglings in den Mann übergienge -- noch hab' ich's nie gefunden." -- Albano wollte gerührt betheuern und beschwören. "Darum (fuhr er mit einer leichten den Eid wegtreiben¬ den Hand-Bewegung fort) fandest Du mich so froh über Dein Glück, denn die Fürstinn, Freund, hatte mir Deine Liebe schon am Mor¬ gen verkündigt. Nimm Dich in Acht vor ihr, denn sie hasset Dich ohne Gränzen."
Hart und schauerlich tritt wie ein neues wunderbares Raubthier hinter dem Gitter, zum erstenmal ein rechter wenn auch waffenloser Haß vor ein gutes Herz. Albano begehrte keine Bekräftigung und Erklärung dieser trau¬ rigen Nachricht, denn der Fürstinn Liebe und Irrthum, ihre Bekanntschaft mit seiner vorigen Kälte gegen Linda, ihr stiller Ingrimm gegen diese selber, waren ja für sie Flammen genug, um daran den stärksten Gift zu kochen.
Er wohnte wieder auf des Vaters Ersuchen bei dem für ihn unbedeutend in der Tiefe lie¬ genden D. Sphex; und Gaspard wieder im Schloß nahe am kranken Freund. Der Ritter stellte ihn schnell dem Hofe vor, der das Reise¬
Jünglings in den Mann übergienge — noch hab' ich's nie gefunden.“ — Albano wollte gerührt betheuern und beſchwören. „Darum (fuhr er mit einer leichten den Eid wegtreiben¬ den Hand-Bewegung fort) fandeſt Du mich ſo froh über Dein Glück, denn die Fürſtinn, Freund, hatte mir Deine Liebe ſchon am Mor¬ gen verkündigt. Nimm Dich in Acht vor ihr, denn ſie haſſet Dich ohne Gränzen.“
Hart und ſchauerlich tritt wie ein neues wunderbares Raubthier hinter dem Gitter, zum erſtenmal ein rechter wenn auch waffenloſer Haß vor ein gutes Herz. Albano begehrte keine Bekräftigung und Erklärung dieſer trau¬ rigen Nachricht, denn der Fürſtinn Liebe und Irrthum, ihre Bekanntſchaft mit ſeiner vorigen Kälte gegen Linda, ihr ſtiller Ingrimm gegen dieſe ſelber, waren ja für ſie Flammen genug, um daran den ſtärkſten Gift zu kochen.
Er wohnte wieder auf des Vaters Erſuchen bei dem für ihn unbedeutend in der Tiefe lie¬ genden D. Sphex; und Gaſpard wieder im Schloß nahe am kranken Freund. Der Ritter ſtellte ihn ſchnell dem Hofe vor, der das Reiſe¬
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Jünglings in den Mann übergienge — noch
hab' ich's nie gefunden.“ — Albano wollte
gerührt betheuern und beſchwören. „Darum
(fuhr er mit einer leichten den Eid wegtreiben¬
den Hand-Bewegung fort) fandeſt Du mich
ſo froh über Dein Glück, denn die Fürſtinn,
Freund, hatte mir Deine Liebe ſchon am Mor¬
gen verkündigt. Nimm Dich in Acht vor ihr,
denn ſie haſſet Dich ohne Gränzen.“
Hart und ſchauerlich tritt wie ein neues
wunderbares Raubthier hinter dem Gitter, zum
erſtenmal ein rechter wenn auch waffenloſer
Haß vor ein gutes Herz. Albano begehrte
keine Bekräftigung und Erklärung dieſer trau¬
rigen Nachricht, denn der Fürſtinn Liebe und
Irrthum, ihre Bekanntſchaft mit ſeiner vorigen
Kälte gegen Linda, ihr ſtiller Ingrimm gegen
dieſe ſelber, waren ja für ſie Flammen genug,
um daran den ſtärkſten Gift zu kochen.
Er wohnte wieder auf des Vaters Erſuchen
bei dem für ihn unbedeutend in der Tiefe lie¬
genden D. Sphex; und Gaſpard wieder im
Schloß nahe am kranken Freund. Der Ritter
ſtellte ihn ſchnell dem Hofe vor, der das Reiſe¬
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/274>, abgerufen am 22.05.2024.
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