Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.sche des Geistes, durch neu gesammelte Kraft Julienne sagte: "ein Wunder ist's nur, daß ſche des Geiſtes, durch neu geſammelte Kraft Julienne ſagte: „ein Wunder iſt's nur, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="155"/> ſche des Geiſtes, durch neu geſammelte Kraft<lb/> und Gewalt und durch den freien Gedanken,<lb/> daß ein Freund dem Freunde wohl und leicht<lb/> die <hi rendition="#g">Geliebte</hi>, aber nicht die <hi rendition="#g">Liebende</hi> ge¬<lb/> ben und opfern könne oder dürfe.</p><lb/> <p>Julienne ſagte: „ein Wunder iſt's nur, daß<lb/> der Bruder zwiſchen zwei ſolchen Phantaſten<lb/> — wie dieſer Schoppe und Roquairol — nicht<lb/> ſelber einer geworden.“ Ein flüchtiger Krieg<lb/> brach aus. Linda ſagte: „Schoppe iſt nur eine<lb/> ſüdliche Natur im Kampfe mit dem nordiſchen<lb/> Klima.“ „Eigentlich mit dem Leben ſelber,“<lb/> ſagte Albano. Julienne blieb dabei: „ich lie¬<lb/> be überall Regel im Leben; bei beiden iſt<lb/> man nie ruhig und <hi rendition="#aq">à son aise</hi>, ſondern nur<lb/><hi rendition="#aq">à leur aise</hi>.“ Sie fragte ihn geradezu über<lb/> Roquairol. „Er war einmal mein Freund und<lb/> ich ſpreche nicht mehr von ihm;“ ſagt' Albano,<lb/> dem des zernichteten Lieblings folternde Liebe<lb/> gegen Linda und ſelber deſſen Verwandtſchaft<lb/> mit Liane die Zunge band. Linda gieng mit<lb/> dem bloßen Urtheile eines überſpannten Schwäch¬<lb/> lings leicht und ohne beſonderes Gedenken ſeiner<lb/> Liebe gegen ſie oder ihres Abſcheues vor ihm<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0167]
ſche des Geiſtes, durch neu geſammelte Kraft
und Gewalt und durch den freien Gedanken,
daß ein Freund dem Freunde wohl und leicht
die Geliebte, aber nicht die Liebende ge¬
ben und opfern könne oder dürfe.
Julienne ſagte: „ein Wunder iſt's nur, daß
der Bruder zwiſchen zwei ſolchen Phantaſten
— wie dieſer Schoppe und Roquairol — nicht
ſelber einer geworden.“ Ein flüchtiger Krieg
brach aus. Linda ſagte: „Schoppe iſt nur eine
ſüdliche Natur im Kampfe mit dem nordiſchen
Klima.“ „Eigentlich mit dem Leben ſelber,“
ſagte Albano. Julienne blieb dabei: „ich lie¬
be überall Regel im Leben; bei beiden iſt
man nie ruhig und à son aise, ſondern nur
à leur aise.“ Sie fragte ihn geradezu über
Roquairol. „Er war einmal mein Freund und
ich ſpreche nicht mehr von ihm;“ ſagt' Albano,
dem des zernichteten Lieblings folternde Liebe
gegen Linda und ſelber deſſen Verwandtſchaft
mit Liane die Zunge band. Linda gieng mit
dem bloßen Urtheile eines überſpannten Schwäch¬
lings leicht und ohne beſonderes Gedenken ſeiner
Liebe gegen ſie oder ihres Abſcheues vor ihm
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/167 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/167>, abgerufen am 27.07.2024. |