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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Zeichen hörte, daß vom Markus Antonius sein
Schutzgott Herkules weiche." -- So werden
die Freuden, wie andere Edelsteine, mechanische
Gifte, welche bloß in der Ferne glänzen, aber
berührt und verschlungen uns zerschneiden.
Aber Albano versetzte lächelnd: "Da Du Dich
jetzt fürchtest, Lieber, so hast Du nichts zu fürch¬
ten; denn Du bist nicht rein glücklich. Ich
aber fürchte leider nichts." -- "Bravo! (sagte
Karl) Nun geht in Eure Küche, Mädchen!" Er
gieng in den sogenannten "Tempel des Traums",
drang aber bald in die verbotene Küche nach.

Albano besuchte Lianens Frühlingsstübchen,
Hier mahlt' er sich jenen Glanz-Sonntag zu¬
rück, wo ihn Liane durch Lilar geführet und
er ließ die Vergangenheit in die Gegenwart
mildernd schimmern; aber diese überstrahlte sie.
Draussen im Garten standen und glänzten,
so schien es ihm, die reinen Säulen seines Him¬
mels, die Träger seines Tempels, die Bäume;
und Alles was er hier neben sich sah, gehörte
wieder zu seinem Glück, Lianens Bücher und
Bilder und Blumen und jede kleine Zeichnung
von ihrer zarten Hand.

Zeichen hörte, daß vom Markus Antonius ſein
Schutzgott Herkules weiche.“ — So werden
die Freuden, wie andere Edelſteine, mechaniſche
Gifte, welche bloß in der Ferne glänzen, aber
berührt und verſchlungen uns zerſchneiden.
Aber Albano verſetzte lächelnd: „Da Du Dich
jetzt fürchteſt, Lieber, ſo haſt Du nichts zu fürch¬
ten; denn Du biſt nicht rein glücklich. Ich
aber fürchte leider nichts.“ — „Bravo! (ſagte
Karl) Nun geht in Eure Küche, Mädchen!“ Er
gieng in den ſogenannten „Tempel des Traums“,
drang aber bald in die verbotene Küche nach.

Albano beſuchte Lianens Frühlingsſtübchen,
Hier mahlt' er ſich jenen Glanz-Sonntag zu¬
rück, wo ihn Liane durch Lilar geführet und
er ließ die Vergangenheit in die Gegenwart
mildernd ſchimmern; aber dieſe überſtrahlte ſie.
Drauſſen im Garten ſtanden und glänzten,
ſo ſchien es ihm, die reinen Säulen ſeines Him¬
mels, die Träger ſeines Tempels, die Bäume;
und Alles was er hier neben ſich ſah, gehörte
wieder zu ſeinem Glück, Lianens Bücher und
Bilder und Blumen und jede kleine Zeichnung
von ihrer zarten Hand.

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[71/0083] Zeichen hörte, daß vom Markus Antonius ſein Schutzgott Herkules weiche.“ — So werden die Freuden, wie andere Edelſteine, mechaniſche Gifte, welche bloß in der Ferne glänzen, aber berührt und verſchlungen uns zerſchneiden. Aber Albano verſetzte lächelnd: „Da Du Dich jetzt fürchteſt, Lieber, ſo haſt Du nichts zu fürch¬ ten; denn Du biſt nicht rein glücklich. Ich aber fürchte leider nichts.“ — „Bravo! (ſagte Karl) Nun geht in Eure Küche, Mädchen!“ Er gieng in den ſogenannten „Tempel des Traums“, drang aber bald in die verbotene Küche nach. Albano beſuchte Lianens Frühlingsſtübchen, Hier mahlt' er ſich jenen Glanz-Sonntag zu¬ rück, wo ihn Liane durch Lilar geführet und er ließ die Vergangenheit in die Gegenwart mildernd ſchimmern; aber dieſe überſtrahlte ſie. Drauſſen im Garten ſtanden und glänzten, ſo ſchien es ihm, die reinen Säulen ſeines Him¬ mels, die Träger ſeines Tempels, die Bäume; und Alles was er hier neben ſich ſah, gehörte wieder zu ſeinem Glück, Lianens Bücher und Bilder und Blumen und jede kleine Zeichnung von ihrer zarten Hand.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/83>, abgerufen am 24.11.2024.