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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Schlaf an einem stillen rosenrothen Abend die
Augen aufschlägt vor dem brennenden Unter¬
gang der Sonne -- und die schlagende Wel¬
len-Bahn wallet Rosen- ein und Flam¬
menbeet in die Sonne und das sprühende Ge¬
wölk zerspringt in stumme Feuerkugeln -- und
die fernen Schiffe schweben hoch im Abend¬
roth und schwimmen fern über den Wogen. --
So war es dem Jüngling.

"Ich habe nun meinen Frieden, guter
Schoppe (sagt' er sanft) und nun will ich in
Ruhe schlafen." Verklärt, aber blaß stand er
auf, legte sich auf das Bette und in wenig
Minuten sank das matte so lange im heißen
Fieber-Sande watende Gemüth auf die frische,
grüne Rasenbank des Schlummers nieder.


Schlaf an einem ſtillen roſenrothen Abend die
Augen aufſchlägt vor dem brennenden Unter¬
gang der Sonne — und die ſchlagende Wel¬
len-Bahn wallet Roſen- ein und Flam¬
menbeet in die Sonne und das ſprühende Ge¬
wölk zerſpringt in ſtumme Feuerkugeln — und
die fernen Schiffe ſchweben hoch im Abend¬
roth und ſchwimmen fern über den Wogen. —
So war es dem Jüngling.

„Ich habe nun meinen Frieden, guter
Schoppe (ſagt' er ſanft) und nun will ich in
Ruhe ſchlafen.“ Verklärt, aber blaß ſtand er
auf, legte ſich auf das Bette und in wenig
Minuten ſank das matte ſo lange im heißen
Fieber-Sande watende Gemüth auf die friſche,
grüne Raſenbank des Schlummers nieder.


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[415/0427] Schlaf an einem ſtillen roſenrothen Abend die Augen aufſchlägt vor dem brennenden Unter¬ gang der Sonne — und die ſchlagende Wel¬ len-Bahn wallet Roſen- ein und Flam¬ menbeet in die Sonne und das ſprühende Ge¬ wölk zerſpringt in ſtumme Feuerkugeln — und die fernen Schiffe ſchweben hoch im Abend¬ roth und ſchwimmen fern über den Wogen. — So war es dem Jüngling. „Ich habe nun meinen Frieden, guter Schoppe (ſagt' er ſanft) und nun will ich in Ruhe ſchlafen.“ Verklärt, aber blaß ſtand er auf, legte ſich auf das Bette und in wenig Minuten ſank das matte ſo lange im heißen Fieber-Sande watende Gemüth auf die friſche, grüne Raſenbank des Schlummers nieder.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/427>, abgerufen am 05.07.2024.