den-Schlage auf den Knieen nach der himm¬ lischen Erscheinung lechzete und blickte.
Aber sein Vater überließ ihn wie eine Menschheit den eignen Kräften; er sagte, er sehe mit Vergnügen eine solche seltne unge¬ schwächte Jugendkraft und sey gar nicht in Furcht, auch ließ er ungestört alles für die Rei¬ se nach Italien packen. Er besuchte den Hof, d. h. alles. Wer es wußte, was er den Men¬ schen abzufodern und abzuläugnen pflegte, dem gab diese allgemeine Gefälligkeit gegen alle Welt die Schmerzen eines verwundeten Ehrge¬ fühls, wenn ihn Gaspard auch anredete. Er besuchte zuerst den Fürsten, welcher an ihm, ob ihn gleich der Ritter in Italien ruhig die ver¬ giftete Hostie der Liebe sammt ihrem Giftkelch hatte empfangen lassen immer mit Angewöh¬ nung hieng. Der Ritter besichtigte mit ihm den Zuwachs der neuen Kunstwerke; beide gli¬ chen scharf und frei ihre Urtheile darüber ge¬ geneinander aus und gaben einander Auf¬ träge für die Abwesenheit.
Darauf gieng er zur Reisegefährtin, zur Fürstin, gegen welche zwar sein aufreibender
den-Schlage auf den Knieen nach der himm¬ liſchen Erſcheinung lechzete und blickte.
Aber ſein Vater überließ ihn wie eine Menſchheit den eignen Kräften; er ſagte, er ſehe mit Vergnügen eine ſolche ſeltne unge¬ ſchwächte Jugendkraft und ſey gar nicht in Furcht, auch ließ er ungeſtört alles für die Rei¬ ſe nach Italien packen. Er beſuchte den Hof, d. h. alles. Wer es wußte, was er den Men¬ ſchen abzufodern und abzuläugnen pflegte, dem gab dieſe allgemeine Gefälligkeit gegen alle Welt die Schmerzen eines verwundeten Ehrge¬ fühls, wenn ihn Gaſpard auch anredete. Er beſuchte zuerſt den Fürſten, welcher an ihm, ob ihn gleich der Ritter in Italien ruhig die ver¬ giftete Hoſtie der Liebe ſammt ihrem Giftkelch hatte empfangen laſſen immer mit Angewöh¬ nung hieng. Der Ritter beſichtigte mit ihm den Zuwachs der neuen Kunſtwerke; beide gli¬ chen ſcharf und frei ihre Urtheile darüber ge¬ geneinander aus und gaben einander Auf¬ träge für die Abweſenheit.
Darauf gieng er zur Reiſegefährtin, zur Fürſtin, gegen welche zwar ſein aufreibender
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den-Schlage auf den Knieen nach der himm¬
liſchen Erſcheinung lechzete und blickte.
Aber ſein Vater überließ ihn wie eine
Menſchheit den eignen Kräften; er ſagte, er
ſehe mit Vergnügen eine ſolche ſeltne unge¬
ſchwächte Jugendkraft und ſey gar nicht in
Furcht, auch ließ er ungeſtört alles für die Rei¬
ſe nach Italien packen. Er beſuchte den Hof,
d. h. alles. Wer es wußte, was er den Men¬
ſchen abzufodern und abzuläugnen pflegte, dem
gab dieſe allgemeine Gefälligkeit gegen alle
Welt die Schmerzen eines verwundeten Ehrge¬
fühls, wenn ihn Gaſpard auch anredete. Er
beſuchte zuerſt den Fürſten, welcher an ihm, ob
ihn gleich der Ritter in Italien ruhig die ver¬
giftete Hoſtie der Liebe ſammt ihrem Giftkelch
hatte empfangen laſſen immer mit Angewöh¬
nung hieng. Der Ritter beſichtigte mit ihm
den Zuwachs der neuen Kunſtwerke; beide gli¬
chen ſcharf und frei ihre Urtheile darüber ge¬
geneinander aus und gaben einander Auf¬
träge für die Abweſenheit.
Darauf gieng er zur Reiſegefährtin, zur
Fürſtin, gegen welche zwar ſein aufreibender
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/408>, abgerufen am 05.07.2024.
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