Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.zornig und nahm den Stockdegen und gieng Da folgte Albano dem Kahlkopf verwegner zornig und nahm den Stockdegen und gieng Da folgte Albano dem Kahlkopf verwegner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0371" n="359"/> zornig und nahm den Stockdegen und gieng<lb/> mit ihm. Als beide durch das kleine dunkle<lb/> Vorzimmer des Kellers giengen, ſah Albano<lb/> in einem Spiegel ſeinen eignen Kopf in einen<lb/> Flammen-Ring gefaſſet. Sie kamen aus der<lb/> Stadt ins Freie. Der Kahle gieng voraus.<lb/> Der Himmel war ſternenhell. Dem Grafen<lb/> war als hör' er die unterirrdiſchen Waſſer und<lb/> Feuer der Erdkugel und der Schöpfung brau¬<lb/> ſen. Kaum erkannt' er draußen den Weg nach<lb/> Blumenbühl. Plötzlich lief der Kahle links Feld<lb/> ein; die magere Tiſchlerin ſtand auf der Blu¬<lb/> menbühler Straße ganz ſtarr und ſah vertieft<lb/> eine Leiche ziehen, die unſichtbar vorübergieng<lb/> und hörte die ferne Glocke, die der Stumme<lb/> trägt, der Tod. So ſchien es.</p><lb/> <p>Da folgte Albano dem Kahlkopf verwegner<lb/> nach, die Geiſterfurcht tödtet die Menſchenfurcht.<lb/> Beide giengen ſtumm nebeneinander. In der<lb/> fernen Tiefe ſchien es als ſchwebe ein Menſch,<lb/> ohne zu ſchreiten und rege zu ſeyn, feſt und<lb/> langſam in den Lüften weiter. Am Kahlen<lb/> zuckte unaufhörlich die weiſſe Haut und eine<lb/> unſichtbare Fauſt nach der andern zog ſich aus<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [359/0371]
zornig und nahm den Stockdegen und gieng
mit ihm. Als beide durch das kleine dunkle
Vorzimmer des Kellers giengen, ſah Albano
in einem Spiegel ſeinen eignen Kopf in einen
Flammen-Ring gefaſſet. Sie kamen aus der
Stadt ins Freie. Der Kahle gieng voraus.
Der Himmel war ſternenhell. Dem Grafen
war als hör' er die unterirrdiſchen Waſſer und
Feuer der Erdkugel und der Schöpfung brau¬
ſen. Kaum erkannt' er draußen den Weg nach
Blumenbühl. Plötzlich lief der Kahle links Feld
ein; die magere Tiſchlerin ſtand auf der Blu¬
menbühler Straße ganz ſtarr und ſah vertieft
eine Leiche ziehen, die unſichtbar vorübergieng
und hörte die ferne Glocke, die der Stumme
trägt, der Tod. So ſchien es.
Da folgte Albano dem Kahlkopf verwegner
nach, die Geiſterfurcht tödtet die Menſchenfurcht.
Beide giengen ſtumm nebeneinander. In der
fernen Tiefe ſchien es als ſchwebe ein Menſch,
ohne zu ſchreiten und rege zu ſeyn, feſt und
langſam in den Lüften weiter. Am Kahlen
zuckte unaufhörlich die weiſſe Haut und eine
unſichtbare Fauſt nach der andern zog ſich aus
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/371>, abgerufen am 05.07.2024. |