hen?" fragte der Kahle. -- "Eine lebende Schwester, die ich noch nicht gesehen." sagte glühend Albano. "Es kommt (sagte der Kahle,) auf ein wenig Schlaf an, und daß Ihr noch wisset, wo die Schwester an ihrem letzten Ge¬ burtstag war." -- Zum Glück war Julienne, die er für seine Schwester nahm, an dem ihri¬ gen im Schlosse zu Lilar gewesen. Er sagt' es ihm. "So kommt mit mir!" sagte der Kahle.
In dieser Minute brachte ihm Schoppens Bedienter einen Stockdegen und folgendes Blatt: "Bruder, Bruder, trau' ihm nicht -- Hier hast "du eine Waffe, denn Du bist gar zu tollkühn "-- Stich ihn gleich durch, macht er nur Mine "-- Allerlei unbekannte Leute haben diesen "Abend nach Dir und Deinem Orte gefragt -- "Mir ist, als sey mir vor der Bestie gar kein "Leben gesichert. Deines, Ihres -- Hüte Dich "und komme!
Schoppe.
"Erstich' ihn aber, ich bitte Dich."
"Fürchtet Ihr Euch etwa" fragte der Kah¬ le. -- "Das wird sich zeigen" sagte Albano
hen?“ fragte der Kahle. — „Eine lebende Schweſter, die ich noch nicht geſehen.“ ſagte glühend Albano. „Es kommt (ſagte der Kahle,) auf ein wenig Schlaf an, und daß Ihr noch wiſſet, wo die Schweſter an ihrem letzten Ge¬ burtstag war.“ — Zum Glück war Julienne, die er für ſeine Schweſter nahm, an dem ihri¬ gen im Schloſſe zu Lilar geweſen. Er ſagt' es ihm. „So kommt mit mir!“ ſagte der Kahle.
In dieſer Minute brachte ihm Schoppens Bedienter einen Stockdegen und folgendes Blatt: „Bruder, Bruder, trau' ihm nicht — Hier haſt „du eine Waffe, denn Du biſt gar zu tollkühn „— Stich ihn gleich durch, macht er nur Mine „— Allerlei unbekannte Leute haben dieſen „Abend nach Dir und Deinem Orte gefragt — „Mir iſt, als ſey mir vor der Beſtie gar kein „Leben geſichert. Deines, Ihres — Hüte Dich „und komme!
Schoppe.
„Erſtich' ihn aber, ich bitte Dich.“
„Fürchtet Ihr Euch etwa“ fragte der Kah¬ le. — „Das wird ſich zeigen“ ſagte Albano
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0370"n="358"/>
hen?“ fragte der Kahle. —„Eine lebende<lb/>
Schweſter, die ich noch nicht geſehen.“ſagte<lb/>
glühend Albano. „Es kommt (ſagte der Kahle,)<lb/>
auf ein wenig Schlaf an, und daß Ihr noch<lb/>
wiſſet, wo die Schweſter an ihrem letzten Ge¬<lb/>
burtstag war.“— Zum Glück war Julienne,<lb/>
die er für ſeine Schweſter nahm, an dem ihri¬<lb/>
gen im Schloſſe zu Lilar geweſen. Er ſagt'<lb/>
es ihm. „So kommt mit mir!“ſagte der Kahle.</p><lb/><p>In dieſer Minute brachte ihm Schoppens<lb/>
Bedienter einen Stockdegen und folgendes Blatt:<lb/>„Bruder, Bruder, trau' ihm nicht — Hier haſt<lb/>„du eine Waffe, denn Du biſt gar zu tollkühn<lb/>„— Stich ihn gleich durch, macht er nur Mine<lb/>„— Allerlei unbekannte Leute haben dieſen<lb/>„Abend nach Dir und Deinem Orte gefragt —<lb/>„Mir iſt, als ſey mir vor der Beſtie gar kein<lb/>„Leben geſichert. Deines, <hirendition="#g">Ihres</hi>— Hüte Dich<lb/>„und komme!</p><lb/><prendition="#right"><hirendition="#g">Schoppe.</hi></p><lb/><prendition="#c">„Erſtich' ihn aber, ich bitte Dich.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>„Fürchtet Ihr Euch etwa“ fragte der Kah¬<lb/>
le. —„Das wird ſich zeigen“ſagte Albano<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[358/0370]
hen?“ fragte der Kahle. — „Eine lebende
Schweſter, die ich noch nicht geſehen.“ ſagte
glühend Albano. „Es kommt (ſagte der Kahle,)
auf ein wenig Schlaf an, und daß Ihr noch
wiſſet, wo die Schweſter an ihrem letzten Ge¬
burtstag war.“ — Zum Glück war Julienne,
die er für ſeine Schweſter nahm, an dem ihri¬
gen im Schloſſe zu Lilar geweſen. Er ſagt'
es ihm. „So kommt mit mir!“ ſagte der Kahle.
In dieſer Minute brachte ihm Schoppens
Bedienter einen Stockdegen und folgendes Blatt:
„Bruder, Bruder, trau' ihm nicht — Hier haſt
„du eine Waffe, denn Du biſt gar zu tollkühn
„— Stich ihn gleich durch, macht er nur Mine
„— Allerlei unbekannte Leute haben dieſen
„Abend nach Dir und Deinem Orte gefragt —
„Mir iſt, als ſey mir vor der Beſtie gar kein
„Leben geſichert. Deines, Ihres — Hüte Dich
„und komme!
Schoppe.
„Erſtich' ihn aber, ich bitte Dich.“
„Fürchtet Ihr Euch etwa“ fragte der Kah¬
le. — „Das wird ſich zeigen“ ſagte Albano
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/370>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.