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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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ger oder als ein guter ihm Lianens Entschei¬
dung bringen sollte. Endlich kam aus dem
finstern Wald ein Genius, aber der dunkle und
gab ihm dieses Blatt von der Fürstin:

"Lieber Graf! Wahr bin ich immer und
schone lieber nicht. Das kranke Fräulein v. F.
ist nicht mehr im Stande, eine Reise zu machen
oder davon zu profitiren. Ich nehme innigen
Antheil daran. So gern ich Ihnen heute sel¬
ber Trost zuzusprechen wünschte: so hoff' ich
doch nicht nach dieser Nachricht die Gelegenheit
dazu zu haben.

Ihre Freundin."

Welcher finstere Wolkenbruch aus dem ju¬
gendlichen Morgenroth! So war also die ge¬
heime Freude, die er bisher nährte, der Vorbo¬
te des entsetzlichen Schlags gewesen, das sanf¬
te Tönen vor dem Wasserfall*). Daß gerade
seine Liebe das glühende Schwerdt werden
mußte, das durch Ihr Leben drang, o das be¬
trachtete er immer so, das schmerzt' ihn so! Aber

*) Auf Wilhelmshöhe geht ein langer musikali¬
scher Ton dem Fallen der Wasser voraus.

ger oder als ein guter ihm Lianens Entſchei¬
dung bringen ſollte. Endlich kam aus dem
finſtern Wald ein Genius, aber der dunkle und
gab ihm dieſes Blatt von der Fürſtin:

„Lieber Graf! Wahr bin ich immer und
ſchone lieber nicht. Das kranke Fräulein v. F.
iſt nicht mehr im Stande, eine Reiſe zu machen
oder davon zu profitiren. Ich nehme innigen
Antheil daran. So gern ich Ihnen heute ſel¬
ber Troſt zuzuſprechen wünſchte: ſo hoff' ich
doch nicht nach dieſer Nachricht die Gelegenheit
dazu zu haben.

Ihre Freundin.“

Welcher finſtere Wolkenbruch aus dem ju¬
gendlichen Morgenroth! So war alſo die ge¬
heime Freude, die er bisher nährte, der Vorbo¬
te des entſetzlichen Schlags geweſen, das ſanf¬
te Tönen vor dem Waſſerfall*). Daß gerade
ſeine Liebe das glühende Schwerdt werden
mußte, das durch Ihr Leben drang, o das be¬
trachtete er immer ſo, das ſchmerzt' ihn ſo! Aber

*) Auf Wilhelmshöhe geht ein langer muſikali¬
ſcher Ton dem Fallen der Waſſer voraus.
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[342/0354] ger oder als ein guter ihm Lianens Entſchei¬ dung bringen ſollte. Endlich kam aus dem finſtern Wald ein Genius, aber der dunkle und gab ihm dieſes Blatt von der Fürſtin: „Lieber Graf! Wahr bin ich immer und ſchone lieber nicht. Das kranke Fräulein v. F. iſt nicht mehr im Stande, eine Reiſe zu machen oder davon zu profitiren. Ich nehme innigen Antheil daran. So gern ich Ihnen heute ſel¬ ber Troſt zuzuſprechen wünſchte: ſo hoff' ich doch nicht nach dieſer Nachricht die Gelegenheit dazu zu haben. Ihre Freundin.“ Welcher finſtere Wolkenbruch aus dem ju¬ gendlichen Morgenroth! So war alſo die ge¬ heime Freude, die er bisher nährte, der Vorbo¬ te des entſetzlichen Schlags geweſen, das ſanf¬ te Tönen vor dem Waſſerfall *). Daß gerade ſeine Liebe das glühende Schwerdt werden mußte, das durch Ihr Leben drang, o das be¬ trachtete er immer ſo, das ſchmerzt' ihn ſo! Aber *) Auf Wilhelmshöhe geht ein langer muſikali¬ ſcher Ton dem Fallen der Waſſer voraus.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/354>, abgerufen am 24.11.2024.