den Ring des Saturns. "Es sind eigentlich zwei, Ihro Durchlaucht; aber der Sternwarte fehlet zur Zeit noch ein Instrument es zu se¬ hen" sagt' er und zielte wieder nach Vorschuß.
Albano sah rund umher seine Lebensgärten glänzen vom warmen Schimmer eines Nach¬ frühlings; und sein Inneres erbebte süß und schmerzlich. Er nahm einen Kometensucher und flog unter den Gestirnen umher, nach Blumen¬ bühl, in die Stadt, auf die Berge, nur nicht auf das weisse Schloß mit dem erleuchteten Eckzimmer und dem kleinen Garten; das gan¬ ze Herz kehrte vor Scham und Liebe um vor der Thür des Paradieses.
Jetzt gieng die Haltermann auf einen Wink zum Aufbruch mit dem Sternseher voraus hin¬ ab, um der Fürstin einen zeugenlosen, freien Augenblick zuzuwenden. Albano stand edel im Mondschimmer vor ihr, sein Auge war glän¬ zend, seine Züge gerührt; sie faßte seine Hand und sagte: "wir mißverstehen einander gewiß nicht, Graf!" Er drückte die ihrige und seine Augen quollen voll. "Nein, Fürstin! (sagt' er
den Ring des Saturns. „Es ſind eigentlich zwei, Ihro Durchlaucht; aber der Sternwarte fehlet zur Zeit noch ein Inſtrument es zu ſe¬ hen“ ſagt' er und zielte wieder nach Vorſchuß.
Albano ſah rund umher ſeine Lebensgärten glänzen vom warmen Schimmer eines Nach¬ frühlings; und ſein Inneres erbebte ſüß und ſchmerzlich. Er nahm einen Kometenſucher und flog unter den Geſtirnen umher, nach Blumen¬ bühl, in die Stadt, auf die Berge, nur nicht auf das weiſſe Schloß mit dem erleuchteten Eckzimmer und dem kleinen Garten; das gan¬ ze Herz kehrte vor Scham und Liebe um vor der Thür des Paradieſes.
Jetzt gieng die Haltermann auf einen Wink zum Aufbruch mit dem Sternſeher voraus hin¬ ab, um der Fürſtin einen zeugenloſen, freien Augenblick zuzuwenden. Albano ſtand edel im Mondſchimmer vor ihr, ſein Auge war glän¬ zend, ſeine Züge gerührt; ſie faßte ſeine Hand und ſagte: „wir mißverſtehen einander gewiß nicht, Graf!“ Er drückte die ihrige und ſeine Augen quollen voll. „Nein, Fürſtin! (ſagt' er
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den Ring des Saturns. „Es ſind eigentlich
zwei, Ihro Durchlaucht; aber der Sternwarte
fehlet zur Zeit noch ein Inſtrument es zu ſe¬
hen“ ſagt' er und zielte wieder nach Vorſchuß.
Albano ſah rund umher ſeine Lebensgärten
glänzen vom warmen Schimmer eines Nach¬
frühlings; und ſein Inneres erbebte ſüß und
ſchmerzlich. Er nahm einen Kometenſucher und
flog unter den Geſtirnen umher, nach Blumen¬
bühl, in die Stadt, auf die Berge, nur nicht
auf das weiſſe Schloß mit dem erleuchteten
Eckzimmer und dem kleinen Garten; das gan¬
ze Herz kehrte vor Scham und Liebe um vor
der Thür des Paradieſes.
Jetzt gieng die Haltermann auf einen Wink
zum Aufbruch mit dem Sternſeher voraus hin¬
ab, um der Fürſtin einen zeugenloſen, freien
Augenblick zuzuwenden. Albano ſtand edel im
Mondſchimmer vor ihr, ſein Auge war glän¬
zend, ſeine Züge gerührt; ſie faßte ſeine Hand
und ſagte: „wir mißverſtehen einander gewiß
nicht, Graf!“ Er drückte die ihrige und ſeine
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/345>, abgerufen am 05.07.2024.
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