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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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ab -- führte an den Krater Bernoulli ("ich be¬
diene mich Schröterscher Namen" sagt' er) --
das höchste Gebirge Dörfel ("es besteht freilich
aus drei Höhen" sagt' er) -- den Landgrafen
von Hessenkassel ("den Berg Horeb aber nennt
ihn Hevel" sagt' er) den Montblanc -- die Rin¬
gebürge überhaupt und schloß mit der listigen
Versicherung, es gebreche freilich der Warte
noch sehr an Instrumenten.

Die Haltermann sehnte sich unbeschreiblich
nach dem Landgrafen von Hessenkassel im Mond
und trachtete nach dem Sehrohr. "Es ist nur
ein Flecken im Planeten, mein Kind!" sagte
die Fürstin. -- "Und so ists wohl mit dem
Montblanc droben auch nichts?" fragte sie ge¬
täuscht. Die Fürstin nickte und schauete ins
Sternrohr; der magische Mond hieng als ein
Stück Tag-Welt dicht am Glase: "Wie vergeht
sein schönes blasses Licht und seine ganze Ma¬
gie in der Nähe! Als wenn Zukunft Gegen¬
wart wird!" sagte sie zum Erstaunen des Pro¬
fessors, der aus dem Weltkörper gerade erst in
der Nähe etwas machte. Sie ersucht' ihn um

ab — führte an den Krater Bernoulli („ich be¬
diene mich Schröterſcher Namen“ ſagt' er) —
das höchſte Gebirge Dörfel („es beſteht freilich
aus drei Höhen“ ſagt' er) — den Landgrafen
von Heſſenkaſſel („den Berg Horeb aber nennt
ihn Hevel“ ſagt' er) den Montblanc — die Rin¬
gebürge überhaupt und ſchloß mit der liſtigen
Verſicherung, es gebreche freilich der Warte
noch ſehr an Inſtrumenten.

Die Haltermann ſehnte ſich unbeſchreiblich
nach dem Landgrafen von Heſſenkaſſel im Mond
und trachtete nach dem Sehrohr. „Es iſt nur
ein Flecken im Planeten, mein Kind!“ ſagte
die Fürſtin. — „Und ſo iſts wohl mit dem
Montblanc droben auch nichts?“ fragte ſie ge¬
täuſcht. Die Fürſtin nickte und ſchauete ins
Sternrohr; der magiſche Mond hieng als ein
Stück Tag-Welt dicht am Glaſe: „Wie vergeht
ſein ſchönes blaſſes Licht und ſeine ganze Ma¬
gie in der Nähe! Als wenn Zukunft Gegen¬
wart wird!“ ſagte ſie zum Erſtaunen des Pro¬
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[332/0344] ab — führte an den Krater Bernoulli („ich be¬ diene mich Schröterſcher Namen“ ſagt' er) — das höchſte Gebirge Dörfel („es beſteht freilich aus drei Höhen“ ſagt' er) — den Landgrafen von Heſſenkaſſel („den Berg Horeb aber nennt ihn Hevel“ ſagt' er) den Montblanc — die Rin¬ gebürge überhaupt und ſchloß mit der liſtigen Verſicherung, es gebreche freilich der Warte noch ſehr an Inſtrumenten. Die Haltermann ſehnte ſich unbeſchreiblich nach dem Landgrafen von Heſſenkaſſel im Mond und trachtete nach dem Sehrohr. „Es iſt nur ein Flecken im Planeten, mein Kind!“ ſagte die Fürſtin. — „Und ſo iſts wohl mit dem Montblanc droben auch nichts?“ fragte ſie ge¬ täuſcht. Die Fürſtin nickte und ſchauete ins Sternrohr; der magiſche Mond hieng als ein Stück Tag-Welt dicht am Glaſe: „Wie vergeht ſein ſchönes blaſſes Licht und ſeine ganze Ma¬ gie in der Nähe! Als wenn Zukunft Gegen¬ wart wird!“ ſagte ſie zum Erſtaunen des Pro¬ feſſors, der aus dem Weltkörper gerade erſt in der Nähe etwas machte. Sie erſucht' ihn um

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/344>, abgerufen am 24.11.2024.