O, wie fliegt mein Leben schneller, seit ich weiß, daß Sie*) kommt! Das Schicksal, das so oft Gewicht und Räder spielt und den Per¬ pendikel des Lebens mit eigner Hand auswirft, hebt den meinigen aus und alle Räder rollen der seeligen Stunde unbändig entgegen. Sie ist meine erste, meine reinste Liebe; vor ihr riß ich alle meine blühenden Jahre aus und warf sie ihr hin auf ihren Weg als Blumen; für Sie opfer' ich, wag' ich, thu' ich Alles, wenn Sie kommt. O, wer in der leeren Schaum- und Gaukel-Liebe Nichts fürchtet, was sollte der in der rechten, lebendigen Sonnen-Liebe scheuen oder weigern? -- Du Engel, du Würg¬ engel, Du flogst herein in mein kahles, ebenes Le¬ ben. Du fliehst und erscheinst, bald hier, bald da, auf allen meinen Steigen und Auen, o verweile nur so lange bis ich vor Deinen Füßen mir mein Grab aufgewühlet habe, während Du zu mir heruntersahest! --
Albano, ich schaue die Zukunft und greif'
ihr
*) Linda.
O, wie fliegt mein Leben ſchneller, ſeit ich weiß, daß Sie*) kommt! Das Schickſal, das ſo oft Gewicht und Räder ſpielt und den Per¬ pendikel des Lebens mit eigner Hand auswirft, hebt den meinigen aus und alle Räder rollen der ſeeligen Stunde unbändig entgegen. Sie iſt meine erſte, meine reinſte Liebe; vor ihr riß ich alle meine blühenden Jahre aus und warf ſie ihr hin auf ihren Weg als Blumen; für Sie opfer' ich, wag' ich, thu' ich Alles, wenn Sie kommt. O, wer in der leeren Schaum- und Gaukel-Liebe Nichts fürchtet, was ſollte der in der rechten, lebendigen Sonnen-Liebe ſcheuen oder weigern? — Du Engel, du Würg¬ engel, Du flogſt herein in mein kahles, ebenes Le¬ ben. Du fliehſt und erſcheinſt, bald hier, bald da, auf allen meinen Steigen und Auen, o verweile nur ſo lange bis ich vor Deinen Füßen mir mein Grab aufgewühlet habe, während Du zu mir herunterſaheſt! —
Albano, ich ſchaue die Zukunft und greif'
ihr
*) Linda.
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O, wie fliegt mein Leben ſchneller, ſeit ich
weiß, daß Sie *) kommt! Das Schickſal, das
ſo oft Gewicht und Räder ſpielt und den Per¬
pendikel des Lebens mit eigner Hand auswirft,
hebt den meinigen aus und alle Räder rollen
der ſeeligen Stunde unbändig entgegen. Sie
iſt meine erſte, meine reinſte Liebe; vor ihr riß
ich alle meine blühenden Jahre aus und warf
ſie ihr hin auf ihren Weg als Blumen; für
Sie opfer' ich, wag' ich, thu' ich Alles, wenn
Sie kommt. O, wer in der leeren Schaum-
und Gaukel-Liebe Nichts fürchtet, was ſollte
der in der rechten, lebendigen Sonnen-Liebe
ſcheuen oder weigern? — Du Engel, du Würg¬
engel, Du flogſt herein in mein kahles, ebenes Le¬
ben. Du fliehſt und erſcheinſt, bald hier, bald da,
auf allen meinen Steigen und Auen, o verweile
nur ſo lange bis ich vor Deinen Füßen mir mein
Grab aufgewühlet habe, während Du zu mir
herunterſaheſt! —
Albano, ich ſchaue die Zukunft und greif'
ihr
*) Linda.
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/300>, abgerufen am 24.11.2024.
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