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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Muth, sie um die Pforte und das Einlaßbillet
des Grafen zu fragen. Mit dem Liebhaber fran¬
zösisch zu sprechen, gieng nicht, da es die Jung¬
fer verstand; daher verbot man auch in Wien
in den Revoluzionsjahren einsichtig diese Spra¬
che, weil sie so zuverlässig eine gewisse Gleich¬
heit
-- die Freiheit folgt -- zwischen dem
Adel und der Dienerschaft pestartig ausbreitet.

Boshaft und freudig erinnerte Bouverot,
dem sie jetzt über den Grafen ein brauchbares
Mißtrauen zu verrathen schien, das seiner Ka¬
raktermaske einen freiern Spielraum anwies,
die Sinnende an ihre Befehle für Justa; sie
mußte sie nun Licht holen lassen.

"Infidele, (fieng er darauf an,) ich habe alle
Hindernisse überwunden, um mich Ihnen zu
Füßen zu werfen und Ihre Vergebung zu er¬
flehen. Je m'en flatte a tort peut-etre,
mais je l'ose (fuhr er fort heftiger durch sie ge¬
macht) -- O Cruelle! de grace, pourquoi ces
regards, ces mouvements?
-- Je suits ton Al¬
ban et il t'aime encor
-- Pense a Blumen¬
bühl, ce sejour charmant
-- Ingrate, j'esperois

Muth, ſie um die Pforte und das Einlaßbillet
des Grafen zu fragen. Mit dem Liebhaber fran¬
zöſiſch zu ſprechen, gieng nicht, da es die Jung¬
fer verſtand; daher verbot man auch in Wien
in den Revoluzionsjahren einſichtig dieſe Spra¬
che, weil ſie ſo zuverläſſig eine gewiſſe Gleich¬
heit
— die Freiheit folgt — zwiſchen dem
Adel und der Dienerſchaft peſtartig ausbreitet.

Boshaft und freudig erinnerte Bouverot,
dem ſie jetzt über den Grafen ein brauchbares
Mißtrauen zu verrathen ſchien, das ſeiner Ka¬
raktermaſke einen freiern Spielraum anwies,
die Sinnende an ihre Befehle für Juſta; ſie
mußte ſie nun Licht holen laſſen.

„Infidele, (fieng er darauf an,) ich habe alle
Hinderniſſe überwunden, um mich Ihnen zu
Füßen zu werfen und Ihre Vergebung zu er¬
flehen. Je m'en flatte à tort peut-être,
mais je l'ose (fuhr er fort heftiger durch ſie ge¬
macht) — O Cruelle! de grace, pourquoi ces
régards, ces mouvements?
Je suits ton Al¬
ban et il t'aime encor
Pense à Blumen¬
bühl, ce séjour charmant
Ingrate, j'esperois

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[245/0257] Muth, ſie um die Pforte und das Einlaßbillet des Grafen zu fragen. Mit dem Liebhaber fran¬ zöſiſch zu ſprechen, gieng nicht, da es die Jung¬ fer verſtand; daher verbot man auch in Wien in den Revoluzionsjahren einſichtig dieſe Spra¬ che, weil ſie ſo zuverläſſig eine gewiſſe Gleich¬ heit — die Freiheit folgt — zwiſchen dem Adel und der Dienerſchaft peſtartig ausbreitet. Boshaft und freudig erinnerte Bouverot, dem ſie jetzt über den Grafen ein brauchbares Mißtrauen zu verrathen ſchien, das ſeiner Ka¬ raktermaſke einen freiern Spielraum anwies, die Sinnende an ihre Befehle für Juſta; ſie mußte ſie nun Licht holen laſſen. „Infidele, (fieng er darauf an,) ich habe alle Hinderniſſe überwunden, um mich Ihnen zu Füßen zu werfen und Ihre Vergebung zu er¬ flehen. Je m'en flatte à tort peut-être, mais je l'ose (fuhr er fort heftiger durch ſie ge¬ macht) — O Cruelle! de grace, pourquoi ces régards, ces mouvements? — Je suits ton Al¬ ban et il t'aime encor — Pense à Blumen¬ bühl, ce séjour charmant — Ingrate, j'esperois

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/257>, abgerufen am 16.06.2024.