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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Recht! sagt' er, als der ganze Zug zu ei¬
ner leichtern Übersicht für die in den Schlo߬
fenstern liegende Herrschaft zum zweitenmale den
Schloßhof durchreisete -- die verdoppelte Do¬
sis soll durchgreifen. Schoppens Hoffnungen
nahmen am wenigsten ab, als gar oben --
weil Galla war -- man sich lange verborgen
und verschwiegen hielt und endlich der Fürst
als Sieger, aber müde von Hofkavaliers her¬
abgebracht wurde in die Kapelle, um öffentlich
für den Zurückzug der feindlichen Macht zu
danken; ja als bald darauf auch die Braut
nachdrang, aber von Kammerherren an den Ar¬
men zurückgehalten, sogar an der Schleppe von
ihren Hofdamen zurückgezogen: so konnte der
Bibliothekar leicht ohne Sorgen bleiben.

Albano's bewegte, wallende Seele spielte
die verworrene Hof-Welt noch wilder und un¬
förmlicher zurück als sie war. Er hörte es, wie
die fürstlichen Vettern, sogar der künftige Thron-
und Stuhlfolger, dem Vetter Luigi Glück zur
Gesundheit, Vermählung und nächsten Zukunft
wünschten, ob sie gleich durch ihren Freund
Bouverot -- ein lebendiges Sukzessionspulver

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Recht! ſagt' er, als der ganze Zug zu ei¬
ner leichtern Überſicht für die in den Schlo߬
fenſtern liegende Herrſchaft zum zweitenmale den
Schloßhof durchreiſete — die verdoppelte Do¬
ſis ſoll durchgreifen. Schoppens Hoffnungen
nahmen am wenigſten ab, als gar oben —
weil Galla war — man ſich lange verborgen
und verſchwiegen hielt und endlich der Fürſt
als Sieger, aber müde von Hofkavaliers her¬
abgebracht wurde in die Kapelle, um öffentlich
für den Zurückzug der feindlichen Macht zu
danken; ja als bald darauf auch die Braut
nachdrang, aber von Kammerherren an den Ar¬
men zurückgehalten, ſogar an der Schleppe von
ihren Hofdamen zurückgezogen: ſo konnte der
Bibliothekar leicht ohne Sorgen bleiben.

Albano's bewegte, wallende Seele ſpielte
die verworrene Hof-Welt noch wilder und un¬
förmlicher zurück als ſie war. Er hörte es, wie
die fürſtlichen Vettern, ſogar der künftige Thron-
und Stuhlfolger, dem Vetter Luigi Glück zur
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wünſchten, ob ſie gleich durch ihren Freund
Bouverot — ein lebendiges Sukzeſſionspulver

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[163/0175] Recht! ſagt' er, als der ganze Zug zu ei¬ ner leichtern Überſicht für die in den Schlo߬ fenſtern liegende Herrſchaft zum zweitenmale den Schloßhof durchreiſete — die verdoppelte Do¬ ſis ſoll durchgreifen. Schoppens Hoffnungen nahmen am wenigſten ab, als gar oben — weil Galla war — man ſich lange verborgen und verſchwiegen hielt und endlich der Fürſt als Sieger, aber müde von Hofkavaliers her¬ abgebracht wurde in die Kapelle, um öffentlich für den Zurückzug der feindlichen Macht zu danken; ja als bald darauf auch die Braut nachdrang, aber von Kammerherren an den Ar¬ men zurückgehalten, ſogar an der Schleppe von ihren Hofdamen zurückgezogen: ſo konnte der Bibliothekar leicht ohne Sorgen bleiben. Albano's bewegte, wallende Seele ſpielte die verworrene Hof-Welt noch wilder und un¬ förmlicher zurück als ſie war. Er hörte es, wie die fürſtlichen Vettern, ſogar der künftige Thron- und Stuhlfolger, dem Vetter Luigi Glück zur Geſundheit, Vermählung und nächſten Zukunft wünſchten, ob ſie gleich durch ihren Freund Bouverot — ein lebendiges Sukzeſſionspulver L 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/175>, abgerufen am 23.11.2024.