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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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aber nur auf halbem, da der Herzog von
Lauzün *) so wahr behaupte: um die Liebe von
Prinzessinnen zu behalten, so halte man sie nur
recht hart und kurz. Im alten Manne schiesset
sonach wie wir sehen ganz spät -- nicht un¬
gleich den frischen Zähnen --, die oft Greise
erst als Neunziger trieben -- ein Liebhaber-
Herz unter dem Stern an; allein es ist mehr
zu wünschen als zu hoffen, er werde dabei son¬
derlich den Lächerlichen spielen. Denn da er
die ganze Woche das Steuerruder des Staats
entweder auf der Ruderbank, um es zu bewe¬
gen, oder auf der Schnitzbank hält, um es für
den Fürsten fein und leicht zuzuschnitzen: so ist
er Sonnabends so müde, daß ihn kein Virgil
und kein Gewitter bereden könnte, -- und hätt'
er nicht mehr Schritte dahin als Virgils
Hexameter Füße oder Moses Gebote -- eine
Dido aus dem Sturm in die nächste Höhle
zu begleiten. Er thuts nicht. Eben so frei wie

*) Memoires secrets sur les regnes de Louis
XIV
. etc. par Duclos. T. I.
Titan III. G

aber nur auf halbem, da der Herzog von
Lauzün *) ſo wahr behaupte: um die Liebe von
Prinzeſſinnen zu behalten, ſo halte man ſie nur
recht hart und kurz. Im alten Manne ſchieſſet
ſonach wie wir ſehen ganz ſpät — nicht un¬
gleich den friſchen Zähnen —, die oft Greiſe
erſt als Neunziger trieben — ein Liebhaber-
Herz unter dem Stern an; allein es iſt mehr
zu wünſchen als zu hoffen, er werde dabei ſon¬
derlich den Lächerlichen ſpielen. Denn da er
die ganze Woche das Steuerruder des Staats
entweder auf der Ruderbank, um es zu bewe¬
gen, oder auf der Schnitzbank hält, um es für
den Fürſten fein und leicht zuzuſchnitzen: ſo iſt
er Sonnabends ſo müde, daß ihn kein Virgil
und kein Gewitter bereden könnte, — und hätt'
er nicht mehr Schritte dahin als Virgils
Hexameter Füße oder Moſes Gebote — eine
Dido aus dem Sturm in die nächſte Höhle
zu begleiten. Er thuts nicht. Eben ſo frei wie

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[97/0109] aber nur auf halbem, da der Herzog von Lauzün *) ſo wahr behaupte: um die Liebe von Prinzeſſinnen zu behalten, ſo halte man ſie nur recht hart und kurz. Im alten Manne ſchieſſet ſonach wie wir ſehen ganz ſpät — nicht un¬ gleich den friſchen Zähnen —, die oft Greiſe erſt als Neunziger trieben — ein Liebhaber- Herz unter dem Stern an; allein es iſt mehr zu wünſchen als zu hoffen, er werde dabei ſon¬ derlich den Lächerlichen ſpielen. Denn da er die ganze Woche das Steuerruder des Staats entweder auf der Ruderbank, um es zu bewe¬ gen, oder auf der Schnitzbank hält, um es für den Fürſten fein und leicht zuzuſchnitzen: ſo iſt er Sonnabends ſo müde, daß ihn kein Virgil und kein Gewitter bereden könnte, — und hätt' er nicht mehr Schritte dahin als Virgils Hexameter Füße oder Moſes Gebote — eine Dido aus dem Sturm in die nächſte Höhle zu begleiten. Er thuts nicht. Eben ſo frei wie *) Memoires secrets sur les règnes de Louis XIV. etc. par Duclos. T. I. Titan III. G

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/109>, abgerufen am 21.11.2024.