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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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Angesichts -- -- und Albano stammelte: Liane, ich
liebe dich -- . . . .

Da kehrte die Schlange um und faßte und
bedeckte die süße Rosen-Gestalt "O guter
"Mensch, Du bist unglücklich, aber ich bin un¬
"schuldig." Sie trat erhaben zurück und zog
schnell den weissen Schleier über ihr Gesicht
herab und sagte außer sich: "liebst Du die Tod¬
"ten? Das ist mein Leichenschleier; im künfti¬
"gen Jahre liegt er auf diesem Gesicht." --
"Das ist nicht wahr" sagte Albano. "Karoline,
"antworte ihm!" sagte sie und sah starr in
die brennende Sonne wie nach einer höhern
Erscheinung. Fürchterliche Minute! wie bei dem
Erdbeben das Meer wogt und die Luft fürchter¬
lich still ruht, so war seine Lippe neben der
Verschleierten stumm und das ganze Herz ein
Sturm -- auf den Saiten wandelte eine seuf¬
zende Geisterwelt vorüber und der letzte endigte
mit einem scharfen Schrei -- die Schönheit der
Erde verzerrte sich vor ihm und in das Abend¬
gewölk waren breite Feuerfahnen gepflanzt und
das Sonnenauge schloß sich blutend zu. -- --

Auf einmal faltete Liane wie betend die

Angeſichts — — und Albano ſtammelte: Liane, ich
liebe dich — . . . .

Da kehrte die Schlange um und faßte und
bedeckte die ſüße Roſen-Geſtalt „O guter
„Menſch, Du biſt unglücklich, aber ich bin un¬
„ſchuldig.“ Sie trat erhaben zurück und zog
ſchnell den weiſſen Schleier über ihr Geſicht
herab und ſagte außer ſich: „liebſt Du die Tod¬
„ten? Das iſt mein Leichenſchleier; im künfti¬
„gen Jahre liegt er auf dieſem Geſicht.“ —
„Das iſt nicht wahr“ ſagte Albano. „Karoline,
„antworte ihm!“ ſagte ſie und ſah ſtarr in
die brennende Sonne wie nach einer höhern
Erſcheinung. Fürchterliche Minute! wie bei dem
Erdbeben das Meer wogt und die Luft fürchter¬
lich ſtill ruht, ſo war ſeine Lippe neben der
Verſchleierten ſtumm und das ganze Herz ein
Sturm — auf den Saiten wandelte eine ſeuf¬
zende Geiſterwelt vorüber und der letzte endigte
mit einem ſcharfen Schrei — die Schönheit der
Erde verzerrte ſich vor ihm und in das Abend¬
gewölk waren breite Feuerfahnen gepflanzt und
das Sonnenauge ſchloß ſich blutend zu. — —

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[188/0196] Angeſichts — — und Albano ſtammelte: Liane, ich liebe dich — . . . . Da kehrte die Schlange um und faßte und bedeckte die ſüße Roſen-Geſtalt „O guter „Menſch, Du biſt unglücklich, aber ich bin un¬ „ſchuldig.“ Sie trat erhaben zurück und zog ſchnell den weiſſen Schleier über ihr Geſicht herab und ſagte außer ſich: „liebſt Du die Tod¬ „ten? Das iſt mein Leichenſchleier; im künfti¬ „gen Jahre liegt er auf dieſem Geſicht.“ — „Das iſt nicht wahr“ ſagte Albano. „Karoline, „antworte ihm!“ ſagte ſie und ſah ſtarr in die brennende Sonne wie nach einer höhern Erſcheinung. Fürchterliche Minute! wie bei dem Erdbeben das Meer wogt und die Luft fürchter¬ lich ſtill ruht, ſo war ſeine Lippe neben der Verſchleierten ſtumm und das ganze Herz ein Sturm — auf den Saiten wandelte eine ſeuf¬ zende Geiſterwelt vorüber und der letzte endigte mit einem ſcharfen Schrei — die Schönheit der Erde verzerrte ſich vor ihm und in das Abend¬ gewölk waren breite Feuerfahnen gepflanzt und das Sonnenauge ſchloß ſich blutend zu. — — Auf einmal faltete Liane wie betend die

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/196>, abgerufen am 27.11.2024.