Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800."ganz und genesen sitzt dein Polype wieder Der Graf hörte ihn schon länger und konn¬ „ganz und geneſen ſitzt dein Polype wieder Der Graf hörte ihn ſchon länger und konn¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0062" n="42"/> „ganz und geneſen ſitzt dein Polype wieder<lb/> „dort, oder ich will nicht Schoppe heiſſen.“ —</p><lb/> <p>Der Graf hörte ihn ſchon länger und konn¬<lb/> te alſo leichter und beſſer lächeln; der Lektor<lb/> mußt' es erſt lernen, da ſogar der komiſche<lb/> Akteur für ſeinen neuen Zuhörer noch keiner<lb/> iſt. Aber unter allen dieſen Zerſtreuungen dau¬<lb/> erte in Albanos Seele ein verwirrter Tumult,<lb/> gleichſam das Rauſchen vom Waſſerfalle der<lb/> kommenden Zeiten fort. Er blickte ſehnend<lb/> durch die wankenden Fugen der Lorbeerzweige<lb/> nach den glänzenden Hügeln drauſſen, da Dian<lb/> in ſeiner Malerſprache ſagte: „iſt es nicht als<lb/> „wenn alle Götter mit tauſend Fruchthörnern<lb/> „auf den Bergen um den <hi rendition="#aq">Lago maggiore</hi> ſtän¬<lb/> „den und Wein und Kaskaden niedergöſſen,<lb/> „damit nur der See wie ein Freudenpokal üp¬<lb/> „pig überlaufe und herunterſchäume?“ —<lb/> Schoppe verſetzte: „Freuden von ausnehmen¬<lb/> „dem Geſchmack wie Ananas haben das Schlim¬<lb/> „me, daß ſie wie Ananas das Zahnfleiſch bluten<lb/> „machen.“ — „Ich glaube, ſagte Auguſti, man<lb/> „muß über die Freuden des Lebens nicht viel<lb/> „reflektiren, ſo wie über die Schönheiten eines<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0062]
„ganz und geneſen ſitzt dein Polype wieder
„dort, oder ich will nicht Schoppe heiſſen.“ —
Der Graf hörte ihn ſchon länger und konn¬
te alſo leichter und beſſer lächeln; der Lektor
mußt' es erſt lernen, da ſogar der komiſche
Akteur für ſeinen neuen Zuhörer noch keiner
iſt. Aber unter allen dieſen Zerſtreuungen dau¬
erte in Albanos Seele ein verwirrter Tumult,
gleichſam das Rauſchen vom Waſſerfalle der
kommenden Zeiten fort. Er blickte ſehnend
durch die wankenden Fugen der Lorbeerzweige
nach den glänzenden Hügeln drauſſen, da Dian
in ſeiner Malerſprache ſagte: „iſt es nicht als
„wenn alle Götter mit tauſend Fruchthörnern
„auf den Bergen um den Lago maggiore ſtän¬
„den und Wein und Kaskaden niedergöſſen,
„damit nur der See wie ein Freudenpokal üp¬
„pig überlaufe und herunterſchäume?“ —
Schoppe verſetzte: „Freuden von ausnehmen¬
„dem Geſchmack wie Ananas haben das Schlim¬
„me, daß ſie wie Ananas das Zahnfleiſch bluten
„machen.“ — „Ich glaube, ſagte Auguſti, man
„muß über die Freuden des Lebens nicht viel
„reflektiren, ſo wie über die Schönheiten eines
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/62 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/62>, abgerufen am 16.07.2024. |