Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

"hielt' ich vollends über den ringelnden ver¬
"wickelten Wurmstock gerade meinen ausge¬
"streckten Fuß (und wäre auch das Podagra
"daran) freudig stieß ich ihn darein und träte
"den Bettel aus." -- Was er aber konnte, that
er. Da er sein eigner Reisediener und eine in
ganz Europa hin- und herfahrende Laufer¬
spinne war: so hatt' er recht oft die Freude,
diese Pharao-Blattwickler und Blattminirer
unter die Finger zu bekommen -- ihr Schein-
Genosse zu werden -- ihre Kriegslisten einzu¬
lernen -- und dann irgend ein Feuerrad in ihre
zischende Schlangenhöhle zu rollen. Ich bin
nicht näher unterrichtet, ob man es in Leipzig
weiß, wer der Rädelsführer war, der vor kur¬
zem in der Messe eine Vexier-Polizei mit
Schein-Stadtknechten spielte und eine Bank
aufhob; -- wenigstens waren die Banquiers
darüber irrig, weil sie den andern Tag der
wahren Polizei aufwarteten und um einige
Indulgenzen und Un-Rechtswohlthaten anbet¬
telten; aber ich bin hier im Stande, den
Diebsfänger zu nennen: Schoppe wars gewe¬

sen.

„hielt' ich vollends über den ringelnden ver¬
„wickelten Wurmſtock gerade meinen ausge¬
„ſtreckten Fuß (und wäre auch das Podagra
„daran) freudig ſtieß ich ihn darein und träte
„den Bettel aus.“ — Was er aber konnte, that
er. Da er ſein eigner Reiſediener und eine in
ganz Europa hin- und herfahrende Laufer¬
ſpinne war: ſo hatt' er recht oft die Freude,
dieſe Pharao-Blattwickler und Blattminirer
unter die Finger zu bekommen — ihr Schein-
Genoſſe zu werden — ihre Kriegsliſten einzu¬
lernen — und dann irgend ein Feuerrad in ihre
ziſchende Schlangenhöhle zu rollen. Ich bin
nicht näher unterrichtet, ob man es in Leipzig
weiß, wer der Rädelsführer war, der vor kur¬
zem in der Meſſe eine Vexier-Polizei mit
Schein-Stadtknechten ſpielte und eine Bank
aufhob; — wenigſtens waren die Banquiers
darüber irrig, weil ſie den andern Tag der
wahren Polizei aufwarteten und um einige
Indulgenzen und Un-Rechtswohlthaten anbet¬
telten; aber ich bin hier im Stande, den
Diebsfänger zu nennen: Schoppe wars gewe¬

ſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0388" n="368"/>
&#x201E;hielt' ich vollends über den ringelnden ver¬<lb/>
&#x201E;wickelten Wurm&#x017F;tock gerade meinen ausge¬<lb/>
&#x201E;&#x017F;treckten Fuß (und wäre auch das Podagra<lb/>
&#x201E;daran) freudig &#x017F;tieß ich ihn darein und träte<lb/>
&#x201E;den Bettel aus.&#x201C; &#x2014; Was er aber konnte, that<lb/>
er. Da er &#x017F;ein eigner Rei&#x017F;ediener und eine in<lb/>
ganz Europa hin- und herfahrende Laufer¬<lb/>
&#x017F;pinne war: &#x017F;o hatt' er recht oft die Freude,<lb/>
die&#x017F;e Pharao-Blattwickler und Blattminirer<lb/>
unter die Finger zu bekommen &#x2014; ihr Schein-<lb/>
Geno&#x017F;&#x017F;e zu werden &#x2014; ihre Kriegsli&#x017F;ten einzu¬<lb/>
lernen &#x2014; und dann irgend ein Feuerrad in ihre<lb/>
zi&#x017F;chende Schlangenhöhle zu rollen. Ich bin<lb/>
nicht näher unterrichtet, ob man es in Leipzig<lb/>
weiß, wer der Rädelsführer war, der vor kur¬<lb/>
zem in der Me&#x017F;&#x017F;e eine Vexier-Polizei mit<lb/>
Schein-Stadtknechten &#x017F;pielte und eine Bank<lb/>
aufhob; &#x2014; wenig&#x017F;tens waren die Banquiers<lb/>
darüber irrig, weil &#x017F;ie den andern Tag der<lb/>
wahren Polizei aufwarteten und um einige<lb/>
Indulgenzen und Un-Rechtswohlthaten anbet¬<lb/>
telten; aber ich bin hier im Stande, den<lb/>
Diebsfänger zu nennen: Schoppe wars gewe¬<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en.<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0388] „hielt' ich vollends über den ringelnden ver¬ „wickelten Wurmſtock gerade meinen ausge¬ „ſtreckten Fuß (und wäre auch das Podagra „daran) freudig ſtieß ich ihn darein und träte „den Bettel aus.“ — Was er aber konnte, that er. Da er ſein eigner Reiſediener und eine in ganz Europa hin- und herfahrende Laufer¬ ſpinne war: ſo hatt' er recht oft die Freude, dieſe Pharao-Blattwickler und Blattminirer unter die Finger zu bekommen — ihr Schein- Genoſſe zu werden — ihre Kriegsliſten einzu¬ lernen — und dann irgend ein Feuerrad in ihre ziſchende Schlangenhöhle zu rollen. Ich bin nicht näher unterrichtet, ob man es in Leipzig weiß, wer der Rädelsführer war, der vor kur¬ zem in der Meſſe eine Vexier-Polizei mit Schein-Stadtknechten ſpielte und eine Bank aufhob; — wenigſtens waren die Banquiers darüber irrig, weil ſie den andern Tag der wahren Polizei aufwarteten und um einige Indulgenzen und Un-Rechtswohlthaten anbet¬ telten; aber ich bin hier im Stande, den Diebsfänger zu nennen: Schoppe wars gewe¬ ſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/388
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/388>, abgerufen am 22.11.2024.