Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.Engel und ein Satan zuletzt in nichts zu un¬ Engel und ein Satan zuletzt in nichts zu un¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0314" n="294"/> Engel und ein Satan zuletzt in nichts zu un¬<lb/> terſcheiden ſind als im Herzen. — Alban<lb/> brachte ſchon von Wehrfriz, den er immer die<lb/> Rechte der Landſchaft gegen den Fürſten ver¬<lb/> fechten hörte, Abneigung gegen den Nachfol¬<lb/> ger mit; deſto leichter entbrannte in ihm ein<lb/> moraliſcher Grimm, da <hi rendition="#aq">Luigi</hi> ſich gegen die<lb/> Bilder kehrte und die Vorhänge oder Bergle¬<lb/> der von einigen der indezenteſten wegzog, um<lb/> ihren artiſtiſchen Gehalt nicht ohne Geſchmack<lb/> und Kenntniß auszuwägen. Eine kopirte Ve¬<lb/> nus von Tizian auf einem weißen Tuche lie¬<lb/> gend war nur die Vorläuferinn. Obgleich der<lb/> unſchuldige Erbprinz die <hi rendition="#aq">voyage pittoresque</hi><lb/> durch dieſe Gallerie mit der artiſtiſchen Kälte<lb/> des Gallerieinſpektors und Anatomikers machte<lb/> und mehr ſeine Kenntniſſe zu zeigen als zu berei¬<lb/> chern ſuchte: ſo nahm doch der unerfahrne Jüng¬<lb/> ling alles mit einer tauben und blinden Ent¬<lb/> rüſtung auf, die ich mit nichts, nicht einmal<lb/> mit der Gegenwart der Prinzeſſinn zu verthei¬<lb/> digen weiß, um ſo mehr, da erſtlich dieſe ihre<lb/> Seele nur zwiſchen der Gipsbüſte und deren<lb/> Kopie, arbeitend theilte und da zweitens in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0314]
Engel und ein Satan zuletzt in nichts zu un¬
terſcheiden ſind als im Herzen. — Alban
brachte ſchon von Wehrfriz, den er immer die
Rechte der Landſchaft gegen den Fürſten ver¬
fechten hörte, Abneigung gegen den Nachfol¬
ger mit; deſto leichter entbrannte in ihm ein
moraliſcher Grimm, da Luigi ſich gegen die
Bilder kehrte und die Vorhänge oder Bergle¬
der von einigen der indezenteſten wegzog, um
ihren artiſtiſchen Gehalt nicht ohne Geſchmack
und Kenntniß auszuwägen. Eine kopirte Ve¬
nus von Tizian auf einem weißen Tuche lie¬
gend war nur die Vorläuferinn. Obgleich der
unſchuldige Erbprinz die voyage pittoresque
durch dieſe Gallerie mit der artiſtiſchen Kälte
des Gallerieinſpektors und Anatomikers machte
und mehr ſeine Kenntniſſe zu zeigen als zu berei¬
chern ſuchte: ſo nahm doch der unerfahrne Jüng¬
ling alles mit einer tauben und blinden Ent¬
rüſtung auf, die ich mit nichts, nicht einmal
mit der Gegenwart der Prinzeſſinn zu verthei¬
digen weiß, um ſo mehr, da erſtlich dieſe ihre
Seele nur zwiſchen der Gipsbüſte und deren
Kopie, arbeitend theilte und da zweitens in
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