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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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zornig über den ungerechten Zorn und eben darum
weniger betrübt über den ungesunden, da sein
Wohlthäter heftig an dem für den Geburtstag
gedeckten Tische auf- und ablief und nach der
alten Unart die fertig gebrannte Kalkgrube
seines Zorns mit Wein ablöschte.

Wenige Minuten nach ihm kam auch die
musikalische Akademie und Knappschaft mißmu¬
thig und in brummende Kontrabassisten ver¬
wandelt, gegangen. Es war ihnen im trocknen
Kabinet die Zeit lang geworden, daher hatten
der Bassonist und der Violinist sich durch ein
leises Stimmen unterhalten wollen. Der Di¬
rektor, der nicht begreifen konnte, was ihn
immer für ein verlohrnes Getöne umfliege,
nahms lange für melodisches Ohrenbrausen, als
plötzlich der Hammermeister des Hackbrets sei¬
nen musikalischen Fäustel auf die besaitete
Tenne fallen ließ. Wehrfriz riß den Augen¬
blick die Thüre auf und sah das ganze musika¬
lische Nest und Komplot bewaffnet vor sich im
Zirkel sitzen und aufpassen; -- er fragte sie
hastig: "was sie im Kabinet zu suchen hätten"
und befahl sogleich nach einer flüchtigen Gabe

zornig über den ungerechten Zorn und eben darum
weniger betrübt über den ungeſunden, da ſein
Wohlthäter heftig an dem für den Geburtstag
gedeckten Tiſche auf- und ablief und nach der
alten Unart die fertig gebrannte Kalkgrube
ſeines Zorns mit Wein ablöſchte.

Wenige Minuten nach ihm kam auch die
muſikaliſche Akademie und Knappſchaft mißmu¬
thig und in brummende Kontrabaſſiſten ver¬
wandelt, gegangen. Es war ihnen im trocknen
Kabinet die Zeit lang geworden, daher hatten
der Baſſoniſt und der Violiniſt ſich durch ein
leiſes Stimmen unterhalten wollen. Der Di¬
rektor, der nicht begreifen konnte, was ihn
immer für ein verlohrnes Getöne umfliege,
nahms lange für melodiſches Ohrenbrauſen, als
plötzlich der Hammermeiſter des Hackbrets ſei¬
nen muſikaliſchen Fäuſtel auf die beſaitete
Tenne fallen ließ. Wehrfriz riß den Augen¬
blick die Thüre auf und ſah das ganze muſika¬
liſche Neſt und Komplot bewaffnet vor ſich im
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[158/0178] zornig über den ungerechten Zorn und eben darum weniger betrübt über den ungeſunden, da ſein Wohlthäter heftig an dem für den Geburtstag gedeckten Tiſche auf- und ablief und nach der alten Unart die fertig gebrannte Kalkgrube ſeines Zorns mit Wein ablöſchte. Wenige Minuten nach ihm kam auch die muſikaliſche Akademie und Knappſchaft mißmu¬ thig und in brummende Kontrabaſſiſten ver¬ wandelt, gegangen. Es war ihnen im trocknen Kabinet die Zeit lang geworden, daher hatten der Baſſoniſt und der Violiniſt ſich durch ein leiſes Stimmen unterhalten wollen. Der Di¬ rektor, der nicht begreifen konnte, was ihn immer für ein verlohrnes Getöne umfliege, nahms lange für melodiſches Ohrenbrauſen, als plötzlich der Hammermeiſter des Hackbrets ſei¬ nen muſikaliſchen Fäuſtel auf die beſaitete Tenne fallen ließ. Wehrfriz riß den Augen¬ blick die Thüre auf und ſah das ganze muſika¬ liſche Neſt und Komplot bewaffnet vor ſich im Zirkel ſitzen und aufpaſſen; — er fragte ſie haſtig: „was ſie im Kabinet zu ſuchen hätten“ und befahl ſogleich nach einer flüchtigen Gabe

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/178>, abgerufen am 27.11.2024.