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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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ter dem Sanggitter der Brust, an seine fernen
Länder und Zeiten erinnern, und ihn damit
wehmüthig machen, als so die mit rothen Dä¬
chern buntgefleckte Landschaft vor ihm ihre
weißen leuchtenden Steine und Teiche wie Licht-
Magnete und Sonnensplitter auslegte -- als
der lange graue Straßendamm nach Linden¬
stadt, deren Prospekte im Sommerstübchen
hiengen und wovon zwei Thurmspitzen oben
aus dem Gebirge keimten, vor ihm die fernen
Wanderer hinauftrug in die für ihn geschlos¬
sene Stadt -- und als ja alles nach Westen
flog, die vorbeizischenden Tauben, die über die
Saaten wogten, und die Wolkenschatten, die
leicht über hohe Gärten wegliefen. . . . . Ach das
jüngste Herz hat die Wogen des ältesten, nur
ohne das Senkblei, das ihre Tiefe misset! --
-- Das gelehrte Deutschland macht sich, merk'
ich, seit mehrern Zykeln, auf große Fata und
Fatalitäten gefaßt, die diesem Sonnentage mei¬
nes Helden die nöthige Würde geben; ich, der
sie am ersten wissen müßte, weiß gegenwärtig
noch von keinen. Aus der Kindheit -- ach
aus jedem Alter -- bleiben unserm Herzen oft

ter dem Sanggitter der Bruſt, an ſeine fernen
Länder und Zeiten erinnern, und ihn damit
wehmüthig machen, als ſo die mit rothen Dä¬
chern buntgefleckte Landſchaft vor ihm ihre
weißen leuchtenden Steine und Teiche wie Licht-
Magnete und Sonnenſplitter auslegte — als
der lange graue Straßendamm nach Linden¬
ſtadt, deren Proſpekte im Sommerſtübchen
hiengen und wovon zwei Thurmſpitzen oben
aus dem Gebirge keimten, vor ihm die fernen
Wanderer hinauftrug in die für ihn geſchlos¬
ſene Stadt — und als ja alles nach Weſten
flog, die vorbeiziſchenden Tauben, die über die
Saaten wogten, und die Wolkenſchatten, die
leicht über hohe Gärten wegliefen. . . . . Ach das
jüngſte Herz hat die Wogen des älteſten, nur
ohne das Senkblei, das ihre Tiefe miſſet! —
— Das gelehrte Deutſchland macht ſich, merk'
ich, ſeit mehrern Zykeln, auf große Fata und
Fatalitäten gefaßt, die dieſem Sonnentage mei¬
nes Helden die nöthige Würde geben; ich, der
ſie am erſten wiſſen müßte, weiß gegenwärtig
noch von keinen. Aus der Kindheit — ach
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[139/0159] ter dem Sanggitter der Bruſt, an ſeine fernen Länder und Zeiten erinnern, und ihn damit wehmüthig machen, als ſo die mit rothen Dä¬ chern buntgefleckte Landſchaft vor ihm ihre weißen leuchtenden Steine und Teiche wie Licht- Magnete und Sonnenſplitter auslegte — als der lange graue Straßendamm nach Linden¬ ſtadt, deren Proſpekte im Sommerſtübchen hiengen und wovon zwei Thurmſpitzen oben aus dem Gebirge keimten, vor ihm die fernen Wanderer hinauftrug in die für ihn geſchlos¬ ſene Stadt — und als ja alles nach Weſten flog, die vorbeiziſchenden Tauben, die über die Saaten wogten, und die Wolkenſchatten, die leicht über hohe Gärten wegliefen. . . . . Ach das jüngſte Herz hat die Wogen des älteſten, nur ohne das Senkblei, das ihre Tiefe miſſet! — — Das gelehrte Deutſchland macht ſich, merk' ich, ſeit mehrern Zykeln, auf große Fata und Fatalitäten gefaßt, die dieſem Sonnentage mei¬ nes Helden die nöthige Würde geben; ich, der ſie am erſten wiſſen müßte, weiß gegenwärtig noch von keinen. Aus der Kindheit — ach aus jedem Alter — bleiben unſerm Herzen oft

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/159>, abgerufen am 27.11.2024.