guter Ton" abwechselnd brauchen) wird stets den Blitz der Wahrheit durch Pointen so zuzuleiten und zu entkräften wissen wie den elektrischen durch Spitzen. Der wirkliche Sopranist schneidet aus dem ewigen Zirkel der Wahrheit bunte Seg¬ mente und Bogen aus, die aufs nichts hängen und ruhen, wie die kouleurten herausgeschnittenen Fragmente des Regenbogens. Er ists von dem man fodert, daß er wie Spiegelquecksilber alles, was vor ihm vorüberrennt, fremde Karaktere und eigne Meinungen kolorierend abschatte und alles äußere zeige und alles innere berge. Wird es für einen Weltmann genug seyn -- es reiche immer für einen Gelehrten zu -- wenn er ein Feld ist, das satyrische Dornen umstecken und müssen sie nicht vielmehr statt des Raines alle Furchen erfül¬ len und mehr die Frucht als der Zaun des Ackers seyn? und wer anders als er und die Schwefelle¬ ber -- die sich aber nur auf Metalle einschränkt -- muß alle Heilige und alle Teufel schwarz zu prä¬ zipitiren wissen? -- allein Leute, die so hohe Fo¬ derungen zu machen wagen, bedenken nicht im¬ mer, daß nur ein Latitudinarier und Indifferen¬ tist aller Wahrheiten sie befriedigen könne, d. h.
guter Ton” abwechſelnd brauchen) wird ſtets den Blitz der Wahrheit durch Pointen ſo zuzuleiten und zu entkraͤften wiſſen wie den elektriſchen durch Spitzen. Der wirkliche Sopraniſt ſchneidet aus dem ewigen Zirkel der Wahrheit bunte Seg¬ mente und Bogen aus, die aufs nichts haͤngen und ruhen, wie die kouleurten herausgeſchnittenen Fragmente des Regenbogens. Er iſts von dem man fodert, daß er wie Spiegelqueckſilber alles, was vor ihm voruͤberrennt, fremde Karaktere und eigne Meinungen kolorierend abſchatte und alles aͤußere zeige und alles innere berge. Wird es fuͤr einen Weltmann genug ſeyn — es reiche immer fuͤr einen Gelehrten zu — wenn er ein Feld iſt, das ſatyriſche Dornen umſtecken und muͤſſen ſie nicht vielmehr ſtatt des Raines alle Furchen erfuͤl¬ len und mehr die Frucht als der Zaun des Ackers ſeyn? und wer anders als er und die Schwefelle¬ ber — die ſich aber nur auf Metalle einſchraͤnkt — muß alle Heilige und alle Teufel ſchwarz zu praͤ¬ zipitiren wiſſen? — allein Leute, die ſo hohe Fo¬ derungen zu machen wagen, bedenken nicht im¬ mer, daß nur ein Latitudinarier und Indifferen¬ tiſt aller Wahrheiten ſie befriedigen koͤnne, d. h.
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guter Ton” abwechſelnd brauchen) wird ſtets den
Blitz der Wahrheit durch Pointen ſo zuzuleiten
und zu entkraͤften wiſſen wie den elektriſchen
durch Spitzen. Der wirkliche Sopraniſt ſchneidet
aus dem ewigen Zirkel der Wahrheit bunte Seg¬
mente und Bogen aus, die aufs nichts haͤngen
und ruhen, wie die kouleurten herausgeſchnittenen
Fragmente des Regenbogens. Er iſts von dem
man fodert, daß er wie Spiegelqueckſilber alles,
was vor ihm voruͤberrennt, fremde Karaktere und
eigne Meinungen kolorierend abſchatte und alles
aͤußere zeige und alles innere berge. Wird es fuͤr
einen Weltmann genug ſeyn — es reiche immer
fuͤr einen Gelehrten zu — wenn er ein Feld iſt,
das ſatyriſche Dornen umſtecken und muͤſſen ſie
nicht vielmehr ſtatt des Raines alle Furchen erfuͤl¬
len und mehr die Frucht als der Zaun des Ackers
ſeyn? und wer anders als er und die Schwefelle¬
ber — die ſich aber nur auf Metalle einſchraͤnkt —
muß alle Heilige und alle Teufel ſchwarz zu praͤ¬
zipitiren wiſſen? — allein Leute, die ſo hohe Fo¬
derungen zu machen wagen, bedenken nicht im¬
mer, daß nur ein Latitudinarier und Indifferen¬
tiſt aller Wahrheiten ſie befriedigen koͤnne, d. h.
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/89>, abgerufen am 08.05.2024.
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