keit zum Spaß -- deren Aechtheit man wie die des Smaragds daran prüft, daß sie wie er kalt bleiben, wenn man sie mit dem Munde erwärmen will -- und die, die Wahrheit zu sagen, der Sa¬ tan schildern mag und nicht ich . . . .
Oefel war zwischen Beata und die Ohnmächti¬ ge eingemauert; Gustav wars ihnen gegenüber zwischen zwei kleine witzige Dämchen: aber er ver¬ gaß die Nachbarschaft seiner Arme über die seiner Augen. Aus Oefels Gliedern schossen Witzfunken, als wenn ihn die Seide, die ihn umlag, elektri¬ siren hälfe. Die Ohnmächtige war ihrer Lehnherr¬ schaft über ihn so gewiß, daß sie es für keinen Lehnsfehler ansah, wenn ihr Lehnmann Beaten, seiner Teller-Nachbarin, die schönsten Dinge sag¬ te; "er wird sich (dachte sie) ärgern genug, daß er aus Höflichkeit nicht anders kann." Dem H. v. Oefel war am Ende nie um etwas anders zu thun als um den Herrn von Oefel; er lobte, nicht um seine Achtung sondern um seinen Witz und Ge¬ schmack auszukramen; er unterdrückte weder Schmei¬ cheleien noch Satyren, wenn sie gut und unge¬ gründet waren; er tadelte die Weiber, weil er beweisen wollte, er erriethe sie und weil er das
keit zum Spaß — deren Aechtheit man wie die des Smaragds daran pruͤft, daß ſie wie er kalt bleiben, wenn man ſie mit dem Munde erwaͤrmen will — und die, die Wahrheit zu ſagen, der Sa¬ tan ſchildern mag und nicht ich . . . .
Oefel war zwiſchen Beata und die Ohnmaͤchti¬ ge eingemauert; Guſtav wars ihnen gegenuͤber zwiſchen zwei kleine witzige Daͤmchen: aber er ver¬ gaß die Nachbarſchaft ſeiner Arme uͤber die ſeiner Augen. Aus Oefels Gliedern ſchoſſen Witzfunken, als wenn ihn die Seide, die ihn umlag, elektri¬ ſiren haͤlfe. Die Ohnmaͤchtige war ihrer Lehnherr¬ ſchaft uͤber ihn ſo gewiß, daß ſie es fuͤr keinen Lehnsfehler anſah, wenn ihr Lehnmann Beaten, ſeiner Teller-Nachbarin, die ſchoͤnſten Dinge ſag¬ te; „er wird ſich (dachte ſie) aͤrgern genug, daß er aus Hoͤflichkeit nicht anders kann.“ Dem H. v. Oefel war am Ende nie um etwas anders zu thun als um den Herrn von Oefel; er lobte, nicht um ſeine Achtung ſondern um ſeinen Witz und Ge¬ ſchmack auszukramen; er unterdruͤckte weder Schmei¬ cheleien noch Satyren, wenn ſie gut und unge¬ gruͤndet waren; er tadelte die Weiber, weil er beweiſen wollte, er erriethe ſie und weil er das
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keit zum Spaß — deren Aechtheit man wie die des
Smaragds daran pruͤft, daß ſie wie er kalt
bleiben, wenn man ſie mit dem Munde erwaͤrmen
will — und die, die Wahrheit zu ſagen, der Sa¬
tan ſchildern mag und nicht ich . . . .
Oefel war zwiſchen Beata und die Ohnmaͤchti¬
ge eingemauert; Guſtav wars ihnen gegenuͤber
zwiſchen zwei kleine witzige Daͤmchen: aber er ver¬
gaß die Nachbarſchaft ſeiner Arme uͤber die ſeiner
Augen. Aus Oefels Gliedern ſchoſſen Witzfunken,
als wenn ihn die Seide, die ihn umlag, elektri¬
ſiren haͤlfe. Die Ohnmaͤchtige war ihrer Lehnherr¬
ſchaft uͤber ihn ſo gewiß, daß ſie es fuͤr keinen
Lehnsfehler anſah, wenn ihr Lehnmann Beaten,
ſeiner Teller-Nachbarin, die ſchoͤnſten Dinge ſag¬
te; „er wird ſich (dachte ſie) aͤrgern genug, daß
er aus Hoͤflichkeit nicht anders kann.“ Dem H. v.
Oefel war am Ende nie um etwas anders zu thun
als um den Herrn von Oefel; er lobte, nicht um
ſeine Achtung ſondern um ſeinen Witz und Ge¬
ſchmack auszukramen; er unterdruͤckte weder Schmei¬
cheleien noch Satyren, wenn ſie gut und unge¬
gruͤndet waren; er tadelte die Weiber, weil er
beweiſen wollte, er erriethe ſie und weil er das
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/80>, abgerufen am 22.11.2024.
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