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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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mich heran ließe, so aber setz' ich ihr, in einer
Entfernung von mehrerern Monaten, nach, die
Avantüren-Fracht wird täglich schwerer, ich muß
Papier zu einer doppelten Geschichte -- zu der jezt
geschriebnen und zu der jezt vorfallenden -- haben,
ich änstige mich ab und am Ende werd' ich doch
nur -- gelesen! -- Ist mir zu helfen?

Amandus lag damals auf dem härtesten Bette
von der Welt -- die Dornen- und Stein-Matra¬
tzen der alten Mönche fühlen sich dagegen wie Ei¬
derdunen an -- auf dem Krankenbette; sein ödes Au¬
ge lag oft auf der Stubenthüre, ob sie kein Gu¬
stav öfne, ob nicht der Tod in der Gestallt einer
Freude, einer Aussöhnung eintrete und die Blu¬
me seines Lebens mit einem Liebes-Druck gelinde
niederlege -- aber Gustav lag seiner Seits auf ei¬
nem Zauberbette, an das ihn Vulkan mit unsicht¬
baren Kettgen heftete; kaum regen konnt' er sich
unter seinem Drathgeflecht.

Am Morgen, wo er sich vorbereitete, der Re¬
sidentin das Portrait und die Visite zu machen,
zündete Oefel um ihn eine Menge Raketen des
Witzes an und gestand ihm mit der Zufriedenheit,
mit der ein Belletrist stets die Armuth an leibli¬

mich heran ließe, ſo aber ſetz' ich ihr, in einer
Entfernung von mehrerern Monaten, nach, die
Avantuͤren-Fracht wird taͤglich ſchwerer, ich muß
Papier zu einer doppelten Geſchichte — zu der jezt
geſchriebnen und zu der jezt vorfallenden — haben,
ich aͤnſtige mich ab und am Ende werd' ich doch
nur — geleſen! — Iſt mir zu helfen?

Amandus lag damals auf dem haͤrteſten Bette
von der Welt — die Dornen- und Stein-Matra¬
tzen der alten Moͤnche fuͤhlen ſich dagegen wie Ei¬
derdunen an — auf dem Krankenbette; ſein oͤdes Au¬
ge lag oft auf der Stubenthuͤre, ob ſie kein Gu¬
ſtav oͤfne, ob nicht der Tod in der Geſtallt einer
Freude, einer Ausſoͤhnung eintrete und die Blu¬
me ſeines Lebens mit einem Liebes-Druck gelinde
niederlege — aber Guſtav lag ſeiner Seits auf ei¬
nem Zauberbette, an das ihn Vulkan mit unſicht¬
baren Kettgen heftete; kaum regen konnt' er ſich
unter ſeinem Drathgeflecht.

Am Morgen, wo er ſich vorbereitete, der Re¬
ſidentin das Portrait und die Viſite zu machen,
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[44/0054] mich heran ließe, ſo aber ſetz' ich ihr, in einer Entfernung von mehrerern Monaten, nach, die Avantuͤren-Fracht wird taͤglich ſchwerer, ich muß Papier zu einer doppelten Geſchichte — zu der jezt geſchriebnen und zu der jezt vorfallenden — haben, ich aͤnſtige mich ab und am Ende werd' ich doch nur — geleſen! — Iſt mir zu helfen? Amandus lag damals auf dem haͤrteſten Bette von der Welt — die Dornen- und Stein-Matra¬ tzen der alten Moͤnche fuͤhlen ſich dagegen wie Ei¬ derdunen an — auf dem Krankenbette; ſein oͤdes Au¬ ge lag oft auf der Stubenthuͤre, ob ſie kein Gu¬ ſtav oͤfne, ob nicht der Tod in der Geſtallt einer Freude, einer Ausſoͤhnung eintrete und die Blu¬ me ſeines Lebens mit einem Liebes-Druck gelinde niederlege — aber Guſtav lag ſeiner Seits auf ei¬ nem Zauberbette, an das ihn Vulkan mit unſicht¬ baren Kettgen heftete; kaum regen konnt' er ſich unter ſeinem Drathgeflecht. Am Morgen, wo er ſich vorbereitete, der Re¬ ſidentin das Portrait und die Viſite zu machen, zuͤndete Oefel um ihn eine Menge Raketen des Witzes an und geſtand ihm mit der Zufriedenheit, mit der ein Belletriſt ſtets die Armuth an leibli¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/54>, abgerufen am 22.11.2024.