Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.die jene Stürme an uns werfen -- und wäre die Jezt da ich dieses sage, ist Wuzens Hochzeit die jene Stuͤrme an uns werfen — und waͤre die Jezt da ich dieſes ſage, iſt Wuzens Hochzeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0440" n="430"/> die jene Stuͤrme an uns werfen — und waͤre die<lb/> blitzende Goͤttin der Freude ſo nahe an meinem<lb/> Buſen geſtanden: ſo haͤtt' ich doch auf jene Aſchen¬<lb/> haͤufgen hinuͤber geſehen, zu denen ſie mit ihrer<lb/> Umarmung, gebuͤrtig aus der Sonne und nicht<lb/> aus unſern Eiszonen, ſchon die armen Menſchen<lb/> verkalkte — und o wenn mich ſchon die vorige Be¬<lb/> ſchreibung eines großen Vergnuͤgens ſo traurig zu¬<lb/> ruͤck ließ: ſo muͤſt' ich, wenn erſt du, aus unge¬<lb/> meſſenen Hoͤhen in die tiefe Erde hereinreichende<lb/> Hand! mir eines, wie eine Blume auf einer Son¬<lb/> ne gewachſen, hernieder braͤchteſt, auf dieſe Va¬<lb/> terhand die Tropfen der Freude fallen laſſen und<lb/> mich mit dem zu ſchwachen Auge von den Men¬<lb/> ſchen wegwenden . . . . .</p><lb/> <p>Jezt da ich dieſes ſage, iſt Wuzens Hochzeit<lb/> laͤngſt vorbei, ſeine Juſtine iſt alt und er ſelber<lb/> auf dem Gottesacker; der Strom der Zeit hat ihn<lb/> und alle dieſe ſchimmernden Tage unter vier-fuͤnf¬<lb/> fache Schichten Bodenſatz gedruͤckt und begraben —<lb/> auch an uns ſteigt dieſer beerdigende Niederſchlag<lb/> immer hoͤher auf, in drei Minuten erreicht er das<lb/> Herz und uͤberſchlichtet mich und euch.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [430/0440]
die jene Stuͤrme an uns werfen — und waͤre die
blitzende Goͤttin der Freude ſo nahe an meinem
Buſen geſtanden: ſo haͤtt' ich doch auf jene Aſchen¬
haͤufgen hinuͤber geſehen, zu denen ſie mit ihrer
Umarmung, gebuͤrtig aus der Sonne und nicht
aus unſern Eiszonen, ſchon die armen Menſchen
verkalkte — und o wenn mich ſchon die vorige Be¬
ſchreibung eines großen Vergnuͤgens ſo traurig zu¬
ruͤck ließ: ſo muͤſt' ich, wenn erſt du, aus unge¬
meſſenen Hoͤhen in die tiefe Erde hereinreichende
Hand! mir eines, wie eine Blume auf einer Son¬
ne gewachſen, hernieder braͤchteſt, auf dieſe Va¬
terhand die Tropfen der Freude fallen laſſen und
mich mit dem zu ſchwachen Auge von den Men¬
ſchen wegwenden . . . . .
Jezt da ich dieſes ſage, iſt Wuzens Hochzeit
laͤngſt vorbei, ſeine Juſtine iſt alt und er ſelber
auf dem Gottesacker; der Strom der Zeit hat ihn
und alle dieſe ſchimmernden Tage unter vier-fuͤnf¬
fache Schichten Bodenſatz gedruͤckt und begraben —
auch an uns ſteigt dieſer beerdigende Niederſchlag
immer hoͤher auf, in drei Minuten erreicht er das
Herz und uͤberſchlichtet mich und euch.
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