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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Braut werden mir, wenns abgedruckt ist, von den
Koketten und anderem Teufelszeuge gar ausgelacht:
glaubt ihr denn aber, ihr städtischen di¬
stillierten und tättowirten Seelenverkäuferinnen,
die ihr alles an Mannspersonen messet und liebt,
ihr Herz ausgenommen, daß ich oder meine mei¬
sten Herren Leser dabei gleichgültig bleiben könnten
oder daß wir nicht alle eure gespannten Wangen,
eure zuckenden Lippen, eure mit Witz und Begier¬
de sengenden Augen und eure jedem Zufall gefügi¬
gen Taillen, und selber deine, Residentin von Bou¬
se
, mit Spaß hingäben für eine einzige Szene, wo
die Liebe ihre Stralen in dem Morgenroth des Schä¬
mens bricht, wo die unschuldige Seele sich vor jedem
Aug' entkleidet, ihr eignes ausgenommen und wo
hundert innere Kämpfe das durchsichtige Angesicht
beseelen, und kurz worin mein Brautpaar selbst agir¬
te, da der alte lustige Kauz von Schwiegervater bei¬
der gekräuselten und weißblühenden Köpfe habhaft
wurde und sie gescheut zu einem Kuß zusammenlenk¬
te? Dein freudiges Erröthen, lieber Wuz! -- und
dein verschämtes, liebe Justine! --

Wer wird überhaupt diesen und dergleichen Sa¬
chen kurz vor seinen Sponsalien schärfer nachdenken

Braut werden mir, wenns abgedruckt iſt, von den
Koketten und anderem Teufelszeuge gar ausgelacht:
glaubt ihr denn aber, ihr ſtaͤdtiſchen di¬
ſtillierten und taͤttowirten Seelenverkaͤuferinnen,
die ihr alles an Mannsperſonen meſſet und liebt,
ihr Herz ausgenommen, daß ich oder meine mei¬
ſten Herren Leſer dabei gleichguͤltig bleiben koͤnnten
oder daß wir nicht alle eure geſpannten Wangen,
eure zuckenden Lippen, eure mit Witz und Begier¬
de ſengenden Augen und eure jedem Zufall gefuͤgi¬
gen Taillen, und ſelber deine, Reſidentin von Bou¬
ſe
, mit Spaß hingaͤben fuͤr eine einzige Szene, wo
die Liebe ihre Stralen in dem Morgenroth des Schaͤ¬
mens bricht, wo die unſchuldige Seele ſich vor jedem
Aug' entkleidet, ihr eignes ausgenommen und wo
hundert innere Kaͤmpfe das durchſichtige Angeſicht
beſeelen, und kurz worin mein Brautpaar ſelbſt agir¬
te, da der alte luſtige Kauz von Schwiegervater bei¬
der gekraͤuſelten und weißbluͤhenden Koͤpfe habhaft
wurde und ſie geſcheut zu einem Kuß zuſammenlenk¬
te? Dein freudiges Erroͤthen, lieber Wuz! — und
dein verſchaͤmtes, liebe Juſtine! —

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chen kurz vor ſeinen Sponſalien ſchaͤrfer nachdenken

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[426/0436] Braut werden mir, wenns abgedruckt iſt, von den Koketten und anderem Teufelszeuge gar ausgelacht: glaubt ihr denn aber, ihr ſtaͤdtiſchen di¬ ſtillierten und taͤttowirten Seelenverkaͤuferinnen, die ihr alles an Mannsperſonen meſſet und liebt, ihr Herz ausgenommen, daß ich oder meine mei¬ ſten Herren Leſer dabei gleichguͤltig bleiben koͤnnten oder daß wir nicht alle eure geſpannten Wangen, eure zuckenden Lippen, eure mit Witz und Begier¬ de ſengenden Augen und eure jedem Zufall gefuͤgi¬ gen Taillen, und ſelber deine, Reſidentin von Bou¬ ſe, mit Spaß hingaͤben fuͤr eine einzige Szene, wo die Liebe ihre Stralen in dem Morgenroth des Schaͤ¬ mens bricht, wo die unſchuldige Seele ſich vor jedem Aug' entkleidet, ihr eignes ausgenommen und wo hundert innere Kaͤmpfe das durchſichtige Angeſicht beſeelen, und kurz worin mein Brautpaar ſelbſt agir¬ te, da der alte luſtige Kauz von Schwiegervater bei¬ der gekraͤuſelten und weißbluͤhenden Koͤpfe habhaft wurde und ſie geſcheut zu einem Kuß zuſammenlenk¬ te? Dein freudiges Erroͤthen, lieber Wuz! — und dein verſchaͤmtes, liebe Juſtine! — Wer wird uͤberhaupt dieſen und dergleichen Sa¬ chen kurz vor ſeinen Sponſalien ſchaͤrfer nachdenken

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/436>, abgerufen am 22.11.2024.