England gerichtet werden könne und daß gerade der, dem jeder das meiste Scibile verdanke, ihm am ähnlichsten sei, nämlich jeder selbst -- daß wenn eine ganze Stadt (Norcia an den appennini¬ schen Gebirg,) nur von vier ungelehrten Magi¬ stratsgliedern (li quatri illiterati) sich beherrschen lassen will, doch eine Dorfjugend von einem einzi¬ gen ungelehrten Mann werde zu regieren und zu prügeln seyn -- und daß man nur bedenken möch¬ te was ich oben im Texte sagte. Da hier die No¬ te selber der Text ist; so will ich nur sagen, daß ich sagte, eine Dorfschule sey hinlänglich besetzt. Es ist da 1) der Gymnasiarch oder Pastor, der von Winter zu Winter den Priesterrock umhängt und das Pädagogium besucht und erschreckt -- 2) steht in der Stube das Rektorat, Konrektorat und Sub¬ rektorat, das der Schulhalter allein ausmacht -- 3) als Lehrer der untern Klassen sind darin ange¬ stellt die Schulmeisterin, der oder keinem Men¬ schen die Kallypädie der Töchterschule anvertauet werden kann, ihr Sohn als Terzius und Lümmel zugleich, dem seine Eleven allerhand legieren und spendieren müssen, damit er sie nicht aufsagen läs¬ set, und der wenn der Regent nicht zu Hause ist,
England gerichtet werden koͤnne und daß gerade der, dem jeder das meiſte Scibile verdanke, ihm am aͤhnlichſten ſei, naͤmlich jeder ſelbſt — daß wenn eine ganze Stadt (Norcia an den appennini¬ ſchen Gebirg,) nur von vier ungelehrten Magi¬ ſtratsgliedern (li quatri illiterati) ſich beherrſchen laſſen will, doch eine Dorfjugend von einem einzi¬ gen ungelehrten Mann werde zu regieren und zu pruͤgeln ſeyn — und daß man nur bedenken moͤch¬ te was ich oben im Texte ſagte. Da hier die No¬ te ſelber der Text iſt; ſo will ich nur ſagen, daß ich ſagte, eine Dorfſchule ſey hinlaͤnglich beſetzt. Es iſt da 1) der Gymnaſiarch oder Paſtor, der von Winter zu Winter den Prieſterrock umhaͤngt und das Paͤdagogium beſucht und erſchreckt — 2) ſteht in der Stube das Rektorat, Konrektorat und Sub¬ rektorat, das der Schulhalter allein ausmacht — 3) als Lehrer der untern Klaſſen ſind darin ange¬ ſtellt die Schulmeiſterin, der oder keinem Men¬ ſchen die Kallypaͤdie der Toͤchterſchule anvertauet werden kann, ihr Sohn als Terzius und Luͤmmel zugleich, dem ſeine Eleven allerhand legieren und ſpendieren muͤſſen, damit er ſie nicht aufſagen laͤſ¬ ſet, und der wenn der Regent nicht zu Hauſe iſt,
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England gerichtet werden koͤnne und daß gerade
der, dem jeder das meiſte Scibile verdanke, ihm
am aͤhnlichſten ſei, naͤmlich jeder ſelbſt — daß
wenn eine ganze Stadt (Norcia an den appennini¬
ſchen Gebirg,) nur von vier ungelehrten Magi¬
ſtratsgliedern (li quatri illiterati) ſich beherrſchen
laſſen will, doch eine Dorfjugend von einem einzi¬
gen ungelehrten Mann werde zu regieren und zu
pruͤgeln ſeyn — und daß man nur bedenken moͤch¬
te was ich oben im Texte ſagte. Da hier die No¬
te ſelber der Text iſt; ſo will ich nur ſagen, daß
ich ſagte, eine Dorfſchule ſey hinlaͤnglich beſetzt.
Es iſt da 1) der Gymnaſiarch oder Paſtor, der von
Winter zu Winter den Prieſterrock umhaͤngt und
das Paͤdagogium beſucht und erſchreckt — 2) ſteht
in der Stube das Rektorat, Konrektorat und Sub¬
rektorat, das der Schulhalter allein ausmacht —
3) als Lehrer der untern Klaſſen ſind darin ange¬
ſtellt die Schulmeiſterin, der oder keinem Men¬
ſchen die Kallypaͤdie der Toͤchterſchule anvertauet
werden kann, ihr Sohn als Terzius und Luͤmmel
zugleich, dem ſeine Eleven allerhand legieren und
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/409>, abgerufen am 25.11.2024.
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