Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.verfechte, daß bloß die dumme Kirchen-Architektur Ende der Extraseiten. Nach der Kirche trafen wir alle an der Sakri¬ verfechte, daß bloß die dumme Kirchen-Architektur Ende der Extraſeiten. Nach der Kirche trafen wir alle an der Sakri¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0316" n="306"/> verfechte, daß bloß die dumme Kirchen-Architektur<lb/> und der Mangel alles Haus- und Kirchengeraͤths,<lb/> aller Betten ꝛc. daran ſchuld ſind, nicht aber die gut<lb/> und philoſophiſch oder myſtiſch ausgearbeiteten Pre¬<lb/> digten geſchickter Hof-Univerſitaͤts-Kaſernen- und<lb/> Veſper-Prediger, wenn die Leute von Stand weit<lb/> weniger drinnen ſchlafen koͤnnen als man ſich ver¬<lb/> ſpricht.</p><lb/> <p rendition="#c">Ende der Extraſeiten.<lb/></p> <p>Nach der Kirche trafen wir alle an der Sakri¬<lb/> ſtei zuſammen. Ich gehe uͤber Kleinigkeiten hinweg<lb/> und komme ſogleich dazu, daß wir ſaͤmmtlich abzo¬<lb/> gen und daß Guſtav unſerer ſchoͤnen Dauphine den<lb/> Arm gab und nahm. Es war ein ruhiges Wandeln<lb/> unter der feſtlichen Sonne und unter den Bluͤthen<lb/> der Gebuͤſche hinweg. Der Putz, die getaͤfelte<lb/> Stirn, die wie Fidelbogen-Haare hinuͤber geſpann¬<lb/> ten Stirn-Haare, die wie Zwiebelhaͤute uͤberein¬<lb/> ander liegenden Roͤcke des weiblichen <hi rendition="#aq">tiers état</hi> mal¬<lb/> ten ſamt deſſen anlachenden Angeſicht uns den Sonn¬<lb/> tag heller vor als alle halbe und ganze Paruͤren der<lb/> Staͤdterinnen koͤnnen: auch find' ich am Sonntage<lb/> viel ſchoͤnere Geſichter als an den 6 Werkeltagen, die<lb/> alles im Schmutz vermummen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0316]
verfechte, daß bloß die dumme Kirchen-Architektur
und der Mangel alles Haus- und Kirchengeraͤths,
aller Betten ꝛc. daran ſchuld ſind, nicht aber die gut
und philoſophiſch oder myſtiſch ausgearbeiteten Pre¬
digten geſchickter Hof-Univerſitaͤts-Kaſernen- und
Veſper-Prediger, wenn die Leute von Stand weit
weniger drinnen ſchlafen koͤnnen als man ſich ver¬
ſpricht.
Ende der Extraſeiten.
Nach der Kirche trafen wir alle an der Sakri¬
ſtei zuſammen. Ich gehe uͤber Kleinigkeiten hinweg
und komme ſogleich dazu, daß wir ſaͤmmtlich abzo¬
gen und daß Guſtav unſerer ſchoͤnen Dauphine den
Arm gab und nahm. Es war ein ruhiges Wandeln
unter der feſtlichen Sonne und unter den Bluͤthen
der Gebuͤſche hinweg. Der Putz, die getaͤfelte
Stirn, die wie Fidelbogen-Haare hinuͤber geſpann¬
ten Stirn-Haare, die wie Zwiebelhaͤute uͤberein¬
ander liegenden Roͤcke des weiblichen tiers état mal¬
ten ſamt deſſen anlachenden Angeſicht uns den Sonn¬
tag heller vor als alle halbe und ganze Paruͤren der
Staͤdterinnen koͤnnen: auch find' ich am Sonntage
viel ſchoͤnere Geſichter als an den 6 Werkeltagen, die
alles im Schmutz vermummen.
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