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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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wie mir bekannt was man in der ganzen Sache
noch gethan. Wie man in Konstantinopel (nach de
Tott) besondere Buden und Sitze für die Opi¬
umsesser, aber nur neben den Moscheen hat:
so sind sie bei uns drinnen und heißen Kirchen¬
stühle. -- Ferner brennen ordentliche Nachtlich¬
ter
auf dem Altar. Die Fensterscheiben haben in
katholischen Tempeln Glaßgemälde, die so gut wie
Fenstervorhänge Schatten geben. Zuweilen sind die
Pfeiler so geordnet oder vervielfältigt, daß sie zur
kirchlichen Dunkelheit mit helfen, die der Zweck
des Schlafens so sehr begehrt. Da die Schlafzim¬
mer in Frankreich lauter matte glanzlose Farben
haben: so ist in dem großen kanonischen Schlaf¬
zimmer wenigstens in so fern für den Schlaf ge¬
sorgt worden, daß doch die Theile der Kir¬
che, auf die das Auge sich am meisten richtet, Al¬
tar, Pfarrer, Kantor und Kanzel schwarz ange¬
strichen sind. Man sieht, ich unterdrücke keinen
Vorzug und es ist nicht Tadelsucht, wenn ich ta¬
dele. --

Aber es fehlet einem Tempel noch viel zu einen
wahren Dormitorium. Ich stand (ich könnt' auch
sagen, ich lag) in Italien und auch in Paris in meh¬

rerern

wie mir bekannt was man in der ganzen Sache
noch gethan. Wie man in Konſtantinopel (nach de
Tott) beſondere Buden und Sitze fuͤr die Opi¬
umseſſer, aber nur neben den Moſcheen hat:
ſo ſind ſie bei uns drinnen und heißen Kirchen¬
ſtuͤhle. — Ferner brennen ordentliche Nachtlich¬
ter
auf dem Altar. Die Fenſterſcheiben haben in
katholiſchen Tempeln Glaßgemaͤlde, die ſo gut wie
Fenſtervorhaͤnge Schatten geben. Zuweilen ſind die
Pfeiler ſo geordnet oder vervielfaͤltigt, daß ſie zur
kirchlichen Dunkelheit mit helfen, die der Zweck
des Schlafens ſo ſehr begehrt. Da die Schlafzim¬
mer in Frankreich lauter matte glanzloſe Farben
haben: ſo iſt in dem großen kanoniſchen Schlaf¬
zimmer wenigſtens in ſo fern fuͤr den Schlaf ge¬
ſorgt worden, daß doch die Theile der Kir¬
che, auf die das Auge ſich am meiſten richtet, Al¬
tar, Pfarrer, Kantor und Kanzel ſchwarz ange¬
ſtrichen ſind. Man ſieht, ich unterdruͤcke keinen
Vorzug und es iſt nicht Tadelſucht, wenn ich ta¬
dele. —

Aber es fehlet einem Tempel noch viel zu einen
wahren Dormitorium. Ich ſtand (ich koͤnnt' auch
ſagen, ich lag) in Italien und auch in Paris in meh¬

rerern
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[304/0314] wie mir bekannt was man in der ganzen Sache noch gethan. Wie man in Konſtantinopel (nach de Tott) beſondere Buden und Sitze fuͤr die Opi¬ umseſſer, aber nur neben den Moſcheen hat: ſo ſind ſie bei uns drinnen und heißen Kirchen¬ ſtuͤhle. — Ferner brennen ordentliche Nachtlich¬ ter auf dem Altar. Die Fenſterſcheiben haben in katholiſchen Tempeln Glaßgemaͤlde, die ſo gut wie Fenſtervorhaͤnge Schatten geben. Zuweilen ſind die Pfeiler ſo geordnet oder vervielfaͤltigt, daß ſie zur kirchlichen Dunkelheit mit helfen, die der Zweck des Schlafens ſo ſehr begehrt. Da die Schlafzim¬ mer in Frankreich lauter matte glanzloſe Farben haben: ſo iſt in dem großen kanoniſchen Schlaf¬ zimmer wenigſtens in ſo fern fuͤr den Schlaf ge¬ ſorgt worden, daß doch die Theile der Kir¬ che, auf die das Auge ſich am meiſten richtet, Al¬ tar, Pfarrer, Kantor und Kanzel ſchwarz ange¬ ſtrichen ſind. Man ſieht, ich unterdruͤcke keinen Vorzug und es iſt nicht Tadelſucht, wenn ich ta¬ dele. — Aber es fehlet einem Tempel noch viel zu einen wahren Dormitorium. Ich ſtand (ich koͤnnt' auch ſagen, ich lag) in Italien und auch in Paris in meh¬ rerern

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/314>, abgerufen am 22.11.2024.