ein. Oefel dankte Gott für jedes Unglück, das in einen Vers gieng und er wünschte zum Flor der schönen Wissenschaften, Pest, Hungersnoth und andre gräßliche Scenen wären öfter in der Natur, damit der Dichter nach diesen Modellen arbeiten und größere Illusion daraus erzielen könnte, wie schon den Mahlern, die geköpfte Leute oder aufge¬ sprengte Schiffe mahlen wollten, mit den Origi¬ nalen dazu beigesprungen wurde. So mußt' er oft aus Mangel an Modellen selber seines seyn, und war einmal einen ganzen Tag genöthigt, tugend¬ hafte Regungen zu haben, weil dergleichen in sei¬ nem Werk zu schildern waren -- ja oft mußt' er ei¬ nes einzigen Kapitles wegen mehrere male ins V-- gehen, welches ihn verdroß.
Es geht andern Leuten auch so: der Gegen¬ stand der Wissenschaft ist kein Gegenstand der Em¬ pfindung mehr. Die Injurien, bei denen der Mann von Ehre fluthet und kocht, sind dem Ju¬ risten ein Blatt, eine Glosse, eine Illustration aus dem Titel von den Injurien. Der Hospital- Arzt repetirt am Bette des Febrikanten, über den die Fieberflammen zusammen schlagen, ruhig die wenigen Abschnitte aus seiner Klinick, die herpas¬
ein. Oefel dankte Gott fuͤr jedes Ungluͤck, das in einen Vers gieng und er wuͤnſchte zum Flor der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, Peſt, Hungersnoth und andre graͤßliche Scenen waͤren oͤfter in der Natur, damit der Dichter nach dieſen Modellen arbeiten und groͤßere Illuſion daraus erzielen koͤnnte, wie ſchon den Mahlern, die gekoͤpfte Leute oder aufge¬ ſprengte Schiffe mahlen wollten, mit den Origi¬ nalen dazu beigeſprungen wurde. So mußt' er oft aus Mangel an Modellen ſelber ſeines ſeyn, und war einmal einen ganzen Tag genoͤthigt, tugend¬ hafte Regungen zu haben, weil dergleichen in ſei¬ nem Werk zu ſchildern waren — ja oft mußt' er ei¬ nes einzigen Kapitles wegen mehrere male ins V— gehen, welches ihn verdroß.
Es geht andern Leuten auch ſo: der Gegen¬ ſtand der Wiſſenſchaft iſt kein Gegenſtand der Em¬ pfindung mehr. Die Injurien, bei denen der Mann von Ehre fluthet und kocht, ſind dem Ju¬ riſten ein Blatt, eine Gloſſe, eine Illuſtration aus dem Titel von den Injurien. Der Hoſpital- Arzt repetirt am Bette des Febrikanten, uͤber den die Fieberflammen zuſammen ſchlagen, ruhig die wenigen Abſchnitte aus ſeiner Klinick, die herpaſ¬
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ein. Oefel dankte Gott fuͤr jedes Ungluͤck, das in
einen Vers gieng und er wuͤnſchte zum Flor der
ſchoͤnen Wiſſenſchaften, Peſt, Hungersnoth und
andre graͤßliche Scenen waͤren oͤfter in der Natur,
damit der Dichter nach dieſen Modellen arbeiten
und groͤßere Illuſion daraus erzielen koͤnnte, wie
ſchon den Mahlern, die gekoͤpfte Leute oder aufge¬
ſprengte Schiffe mahlen wollten, mit den Origi¬
nalen dazu beigeſprungen wurde. So mußt' er oft
aus Mangel an Modellen ſelber ſeines ſeyn, und
war einmal einen ganzen Tag genoͤthigt, tugend¬
hafte Regungen zu haben, weil dergleichen in ſei¬
nem Werk zu ſchildern waren — ja oft mußt' er ei¬
nes einzigen Kapitles wegen mehrere male ins V—
gehen, welches ihn verdroß.
Es geht andern Leuten auch ſo: der Gegen¬
ſtand der Wiſſenſchaft iſt kein Gegenſtand der Em¬
pfindung mehr. Die Injurien, bei denen der
Mann von Ehre fluthet und kocht, ſind dem Ju¬
riſten ein Blatt, eine Gloſſe, eine Illuſtration
aus dem Titel von den Injurien. Der Hoſpital-
Arzt repetirt am Bette des Febrikanten, uͤber den
die Fieberflammen zuſammen ſchlagen, ruhig die
wenigen Abſchnitte aus ſeiner Klinick, die herpaſ¬
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/120>, abgerufen am 22.11.2024.
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