Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

-- einzuziehen als Mittel gegen meine Luftsperre
und andere Sperre. Gleichwohl würde mich das
einfältige Publikum, in dessen Dienst ich mich so
elend gemacht, auslachen, wenn es mich den
Pflug-Ochsen wie eine Krähe nachschreiten sähe.
Ist das Rechtschaffenheit? -- muß ich nicht ohnehin
alle Nacht zwischen den Armen von zwei Pudeln schla¬
fen die ich mit meiner Lungensucht anstecken will
wie ein Ehemann von Stande? bin ich aber dann,
wenn ich die zwei Beischläferinnen durch communi¬
catio idiomatum mit meinem Uebel dotiert habe,
des Malums selber loß, oder sagt nicht vielmehr
H. Nadan de la Richebaudiere, neue Hunde müst'
ich kaufen und infizieren, weil eine halbe Hunds¬
menagerie zum Auslader eines einzigen Menschen
nöthig ist? So kann ich mein Honorar bloß in
Hunden verthun; ich will den Schaden sogar ver¬
schmerzen, den meine Rechtschaffenheit dabei lei¬
det, weil ich mich gegen die armen attrahieren¬
den Hunde, deren Lungenflügel ich lähmen und

zieren in frischgepflügten Furchen rathen die Engländer --
das Stärken durch eine Hunds-Schlafgenossenschaft räth
ein Franzos (de la Richebaudiere) -- das Athmen der Luft
in Viehstätten wird schwedischen Hektikern vorgeschrieben.

— einzuziehen als Mittel gegen meine Luftſperre
und andere Sperre. Gleichwohl wuͤrde mich das
einfaͤltige Publikum, in deſſen Dienſt ich mich ſo
elend gemacht, auslachen, wenn es mich den
Pflug-Ochſen wie eine Kraͤhe nachſchreiten ſaͤhe.
Iſt das Rechtſchaffenheit? — muß ich nicht ohnehin
alle Nacht zwiſchen den Armen von zwei Pudeln ſchla¬
fen die ich mit meiner Lungenſucht anſtecken will
wie ein Ehemann von Stande? bin ich aber dann,
wenn ich die zwei Beiſchlaͤferinnen durch communi¬
catio idiomatum mit meinem Uebel dotiert habe,
des Malums ſelber loß, oder ſagt nicht vielmehr
H. Nadan de la Richebaudiere, neue Hunde muͤſt'
ich kaufen und infizieren, weil eine halbe Hunds¬
menagerie zum Auslader eines einzigen Menſchen
noͤthig iſt? So kann ich mein Honorar bloß in
Hunden verthun; ich will den Schaden ſogar ver¬
ſchmerzen, den meine Rechtſchaffenheit dabei lei¬
det, weil ich mich gegen die armen attrahieren¬
den Hunde, deren Lungenfluͤgel ich laͤhmen und

zieren in friſchgepflügten Furchen rathen die Engländer —
das Stärken durch eine Hunds-Schlafgenoſſenſchaft räth
ein Franzos (de la Richebaudière) — das Athmen der Luft
in Viehſtätten wird ſchwediſchen Hektikern vorgeſchrieben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0118" n="108"/>
&#x2014; einzuziehen als Mittel gegen meine Luft&#x017F;perre<lb/>
und andere <hi rendition="#g">Sperre</hi>. Gleichwohl wu&#x0364;rde mich das<lb/>
einfa&#x0364;ltige Publikum, in de&#x017F;&#x017F;en Dien&#x017F;t ich mich &#x017F;o<lb/>
elend gemacht, auslachen, wenn es mich den<lb/>
Pflug-Och&#x017F;en wie eine Kra&#x0364;he nach&#x017F;chreiten &#x017F;a&#x0364;he.<lb/>
I&#x017F;t das Recht&#x017F;chaffenheit? &#x2014; muß ich nicht ohnehin<lb/>
alle Nacht zwi&#x017F;chen den Armen von zwei Pudeln &#x017F;chla¬<lb/>
fen die ich mit meiner Lungen&#x017F;ucht an&#x017F;tecken will<lb/>
wie ein Ehemann von Stande? bin ich aber dann,<lb/>
wenn ich die zwei Bei&#x017F;chla&#x0364;ferinnen durch <hi rendition="#aq">communi</hi>¬<lb/><hi rendition="#aq">catio idiomatum</hi> mit meinem Uebel dotiert habe,<lb/>
des Malums &#x017F;elber loß, oder &#x017F;agt nicht vielmehr<lb/>
H. Nadan de la Richebaudiere, neue Hunde mu&#x0364;&#x017F;t'<lb/>
ich kaufen und infizieren, weil eine halbe Hunds¬<lb/>
menagerie zum Auslader eines einzigen Men&#x017F;chen<lb/>
no&#x0364;thig i&#x017F;t? So kann ich mein Honorar bloß in<lb/>
Hunden verthun; ich will den Schaden &#x017F;ogar ver¬<lb/>
&#x017F;chmerzen, den meine Recht&#x017F;chaffenheit dabei lei¬<lb/>
det, weil ich mich gegen die armen attrahieren¬<lb/>
den Hunde, deren Lungenflu&#x0364;gel ich la&#x0364;hmen und<lb/><note xml:id="note-0118" prev="#note-0117" place="foot" n="*)">zieren in fri&#x017F;chgepflügten Furchen rathen die Engländer &#x2014;<lb/>
das Stärken durch eine Hunds-Schlafgeno&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft räth<lb/>
ein Franzos (<hi rendition="#aq">de la Richebaudière</hi>) &#x2014; das Athmen der Luft<lb/>
in Vieh&#x017F;tätten wird &#x017F;chwedi&#x017F;chen Hektikern vorge&#x017F;chrieben.<lb/></note>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0118] — einzuziehen als Mittel gegen meine Luftſperre und andere Sperre. Gleichwohl wuͤrde mich das einfaͤltige Publikum, in deſſen Dienſt ich mich ſo elend gemacht, auslachen, wenn es mich den Pflug-Ochſen wie eine Kraͤhe nachſchreiten ſaͤhe. Iſt das Rechtſchaffenheit? — muß ich nicht ohnehin alle Nacht zwiſchen den Armen von zwei Pudeln ſchla¬ fen die ich mit meiner Lungenſucht anſtecken will wie ein Ehemann von Stande? bin ich aber dann, wenn ich die zwei Beiſchlaͤferinnen durch communi¬ catio idiomatum mit meinem Uebel dotiert habe, des Malums ſelber loß, oder ſagt nicht vielmehr H. Nadan de la Richebaudiere, neue Hunde muͤſt' ich kaufen und infizieren, weil eine halbe Hunds¬ menagerie zum Auslader eines einzigen Menſchen noͤthig iſt? So kann ich mein Honorar bloß in Hunden verthun; ich will den Schaden ſogar ver¬ ſchmerzen, den meine Rechtſchaffenheit dabei lei¬ det, weil ich mich gegen die armen attrahieren¬ den Hunde, deren Lungenfluͤgel ich laͤhmen und *) *) zieren in friſchgepflügten Furchen rathen die Engländer — das Stärken durch eine Hunds-Schlafgenoſſenſchaft räth ein Franzos (de la Richebaudière) — das Athmen der Luft in Viehſtätten wird ſchwediſchen Hektikern vorgeſchrieben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/118
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/118>, abgerufen am 18.12.2024.