Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

in die erste Linie gegen die Männer wie Kambyses
gegen die Aegypter, *) Alliancekatzen stellen, die
wie Untergötter ex machina das männliche Spiel
einwerfen und das weibliche aufsetzen -- wenn un¬
ter hundert Menschen nur fünf Männer sind, die
physische und metaphorische Katzen leiden, und
nur fünf Weiber die sie hassen können -- wenn al¬
so ganz offenbar die besten Weiber entsetzliche Bün¬
del Männergarn unter den Armen halten, Hasen¬
garne, Steckgarne, Spiegelgarne, Nacht- und
Henggarne: was soll da das Einbein **) machen,
das am nämlichen Tag, wo es einen Roman zu
schreiben anfieng, zugleich einen zu spielen anhob
und so beide wie auf einem Doppelklavier nebenein¬
ander zu Ende führen wollte? Am vernünftigsten,

*) Kambyses eroberte Pelusium mit Sturm, weil er unter
seine Soldaten heilige Thiere, Katzen u. s. w. mengte,
auf die die ägyptische Garnison nicht zu schießen wagte
und an die sie statt der Pfeile Gebete abschickte.
**) Das Einbein bin ich selbst. Ich habe die Vorrede, die
man wird überschlagen haben, und diese Note, die nicht
zu überschlagen ist, gemacht, damit es einmal bekannt
werde, daß ich nicht mehr habe als Ein Bein, wenn man
das zu kurze weg rechnet und daß sie mich in meiner Ge¬
gend nicht anders nennen als das Einbein oder den einbei¬
nigen Autor, da ich doch Jean Paul heiße. Siehe das Tauf¬
zeugniß und die Vorrede.

in die erſte Linie gegen die Maͤnner wie Kambyſes
gegen die Aegypter, *) Alliancekatzen ſtellen, die
wie Untergoͤtter ex machina das maͤnnliche Spiel
einwerfen und das weibliche aufſetzen — wenn un¬
ter hundert Menſchen nur fuͤnf Maͤnner ſind, die
phyſiſche und metaphoriſche Katzen leiden, und
nur fuͤnf Weiber die ſie haſſen koͤnnen — wenn al¬
ſo ganz offenbar die beſten Weiber entſetzliche Buͤn¬
del Maͤnnergarn unter den Armen halten, Haſen¬
garne, Steckgarne, Spiegelgarne, Nacht- und
Henggarne: was ſoll da das Einbein **) machen,
das am naͤmlichen Tag, wo es einen Roman zu
ſchreiben anfieng, zugleich einen zu ſpielen anhob
und ſo beide wie auf einem Doppelklavier nebenein¬
ander zu Ende fuͤhren wollte? Am vernuͤnftigſten,

*) Kambyſes eroberte Peluſium mit Sturm, weil er unter
ſeine Soldaten heilige Thiere, Katzen u. ſ. w. mengte,
auf die die ägyptiſche Garniſon nicht zu ſchießen wagte
und an die ſie ſtatt der Pfeile Gebete abſchickte.
**) Das Einbein bin ich ſelbſt. Ich habe die Vorrede, die
man wird überſchlagen haben, und dieſe Note, die nicht
zu überſchlagen iſt, gemacht, damit es einmal bekannt
werde, daß ich nicht mehr habe als Ein Bein, wenn man
das zu kurze weg rechnet und daß ſie mich in meiner Ge¬
gend nicht anders nennen als das Einbein oder den einbei¬
nigen Autor, da ich doch Jean Paul heiße. Siehe das Tauf¬
zeugniß und die Vorrede.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="24"/>
in die er&#x017F;te Linie gegen die Ma&#x0364;nner wie Kamby&#x017F;es<lb/>
gegen die Aegypter, <note place="foot" n="*)"><lb/>
Kamby&#x017F;es eroberte Pelu&#x017F;ium mit Sturm, weil er unter<lb/>
&#x017F;eine Soldaten heilige Thiere, Katzen u. &#x017F;. w. mengte,<lb/>
auf die die ägypti&#x017F;che Garni&#x017F;on nicht zu &#x017F;chießen wagte<lb/>
und an die &#x017F;ie &#x017F;tatt der Pfeile Gebete ab&#x017F;chickte.</note> Alliancekatzen &#x017F;tellen, die<lb/>
wie Untergo&#x0364;tter <hi rendition="#aq">ex machina</hi> das ma&#x0364;nnliche Spiel<lb/>
einwerfen und das weibliche auf&#x017F;etzen &#x2014; wenn un¬<lb/>
ter hundert Men&#x017F;chen nur fu&#x0364;nf Ma&#x0364;nner &#x017F;ind, die<lb/>
phy&#x017F;i&#x017F;che und metaphori&#x017F;che Katzen leiden, und<lb/>
nur fu&#x0364;nf Weiber die &#x017F;ie ha&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen &#x2014; wenn al¬<lb/>
&#x017F;o ganz offenbar die be&#x017F;ten Weiber ent&#x017F;etzliche Bu&#x0364;<lb/>
del Ma&#x0364;nnergarn unter den Armen halten, Ha&#x017F;en¬<lb/>
garne, Steckgarne, Spiegelgarne, Nacht- und<lb/>
Henggarne: was &#x017F;oll da das Einbein <note place="foot" n="**)"><lb/>
Das Einbein bin ich &#x017F;elb&#x017F;t. Ich habe die Vorrede, die<lb/>
man wird über&#x017F;chlagen haben, und die&#x017F;e Note, die nicht<lb/>
zu über&#x017F;chlagen i&#x017F;t, gemacht, damit es <choice><sic>eiumal</sic><corr>einmal</corr></choice> bekannt<lb/>
werde, daß ich nicht mehr habe als Ein Bein, wenn man<lb/>
das zu kurze weg rechnet und daß &#x017F;ie mich in meiner Ge¬<lb/>
gend nicht anders nennen als das Einbein oder den einbei¬<lb/>
nigen Autor, da ich doch <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> heiße. Siehe das Tauf¬<lb/>
zeugniß und die Vorrede.</note> machen,<lb/>
das am na&#x0364;mlichen Tag, wo es einen Roman zu<lb/>
&#x017F;chreiben anfieng, zugleich einen zu &#x017F;pielen anhob<lb/>
und &#x017F;o beide wie auf einem Doppelklavier nebenein¬<lb/>
ander zu Ende fu&#x0364;hren wollte? Am vernu&#x0364;nftig&#x017F;ten,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0060] in die erſte Linie gegen die Maͤnner wie Kambyſes gegen die Aegypter, *) Alliancekatzen ſtellen, die wie Untergoͤtter ex machina das maͤnnliche Spiel einwerfen und das weibliche aufſetzen — wenn un¬ ter hundert Menſchen nur fuͤnf Maͤnner ſind, die phyſiſche und metaphoriſche Katzen leiden, und nur fuͤnf Weiber die ſie haſſen koͤnnen — wenn al¬ ſo ganz offenbar die beſten Weiber entſetzliche Buͤn¬ del Maͤnnergarn unter den Armen halten, Haſen¬ garne, Steckgarne, Spiegelgarne, Nacht- und Henggarne: was ſoll da das Einbein **) machen, das am naͤmlichen Tag, wo es einen Roman zu ſchreiben anfieng, zugleich einen zu ſpielen anhob und ſo beide wie auf einem Doppelklavier nebenein¬ ander zu Ende fuͤhren wollte? Am vernuͤnftigſten, *) Kambyſes eroberte Peluſium mit Sturm, weil er unter ſeine Soldaten heilige Thiere, Katzen u. ſ. w. mengte, auf die die ägyptiſche Garniſon nicht zu ſchießen wagte und an die ſie ſtatt der Pfeile Gebete abſchickte. **) Das Einbein bin ich ſelbſt. Ich habe die Vorrede, die man wird überſchlagen haben, und dieſe Note, die nicht zu überſchlagen iſt, gemacht, damit es einmal bekannt werde, daß ich nicht mehr habe als Ein Bein, wenn man das zu kurze weg rechnet und daß ſie mich in meiner Ge¬ gend nicht anders nennen als das Einbein oder den einbei¬ nigen Autor, da ich doch Jean Paul heiße. Siehe das Tauf¬ zeugniß und die Vorrede.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/60
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/60>, abgerufen am 24.11.2024.