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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Sie sind selten schlechter als ihre Gesellschaft,
aber auch selten besser. Dieser geistige Wein zieht
den Obstgeschmack, der Eva's und Paris-Aepfel,
die um ihn liegen, ein; er schmeckt alsdann noch
gut, aber nur wie Wein nicht.

Der Doktor gab mir über Gustavs Lage viel
Licht, das zu seiner Zeit den Lesern wieder gege¬
ben werden soll. --

Eine gewisse Person, die fast alle 14 Tage
nachlieset was ich geschrieben, ist satirisch und fragt
mich auf welchem Bogen, ob auf dem Bogen Aaa
oder Zzz, der fernere Liebeshandel zwischen Paul
und Beata bearbeitet werde -- sie fragt ferner,
obs dem Leser schon erzählt ist, daß der kokettiren¬
de Paul Verse, Silhuetten, Bouquets und Ada¬
gios seitdem gemacht, um sein Herz auf diesen
Deserttellern, auf diesen durchbrochnen Compotie¬
ren, in diesen Konfektkörbgen zu bringen und zu
präsentiren -- diese fatale mokante Personage frägt
endlich, obs der Welt schon berichtet ist, daß aber
Beata sich nichts ausgebeten als das leere Körb¬
chen und den leeren Desertteller. . . . Im Grund'
ärgert mich diese Maliz niemals; aber der Doktor
Fenk und der Leser haben offenbar die boshafteste

Sie ſind ſelten ſchlechter als ihre Geſellſchaft,
aber auch ſelten beſſer. Dieſer geiſtige Wein zieht
den Obſtgeſchmack, der Eva's und Paris-Aepfel,
die um ihn liegen, ein; er ſchmeckt alsdann noch
gut, aber nur wie Wein nicht.

Der Doktor gab mir uͤber Guſtavs Lage viel
Licht, das zu ſeiner Zeit den Leſern wieder gege¬
ben werden ſoll. —

Eine gewiſſe Perſon, die faſt alle 14 Tage
nachlieſet was ich geſchrieben, iſt ſatiriſch und fragt
mich auf welchem Bogen, ob auf dem Bogen Aaa
oder Zzz, der fernere Liebeshandel zwiſchen Paul
und Beata bearbeitet werde — ſie fragt ferner,
obs dem Leſer ſchon erzaͤhlt iſt, daß der kokettiren¬
de Paul Verſe, Silhuetten, Bouquets und Ada¬
gios ſeitdem gemacht, um ſein Herz auf dieſen
Deſerttellern, auf dieſen durchbrochnen Compotie¬
ren, in dieſen Konfektkoͤrbgen zu bringen und zu
praͤſentiren — dieſe fatale mokante Perſonage fraͤgt
endlich, obs der Welt ſchon berichtet iſt, daß aber
Beata ſich nichts ausgebeten als das leere Koͤrb¬
chen und den leeren Deſertteller. . . . Im Grund'
aͤrgert mich dieſe Maliz niemals; aber der Doktor
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[391/0427] Sie ſind ſelten ſchlechter als ihre Geſellſchaft, aber auch ſelten beſſer. Dieſer geiſtige Wein zieht den Obſtgeſchmack, der Eva's und Paris-Aepfel, die um ihn liegen, ein; er ſchmeckt alsdann noch gut, aber nur wie Wein nicht. Der Doktor gab mir uͤber Guſtavs Lage viel Licht, das zu ſeiner Zeit den Leſern wieder gege¬ ben werden ſoll. — Eine gewiſſe Perſon, die faſt alle 14 Tage nachlieſet was ich geſchrieben, iſt ſatiriſch und fragt mich auf welchem Bogen, ob auf dem Bogen Aaa oder Zzz, der fernere Liebeshandel zwiſchen Paul und Beata bearbeitet werde — ſie fragt ferner, obs dem Leſer ſchon erzaͤhlt iſt, daß der kokettiren¬ de Paul Verſe, Silhuetten, Bouquets und Ada¬ gios ſeitdem gemacht, um ſein Herz auf dieſen Deſerttellern, auf dieſen durchbrochnen Compotie¬ ren, in dieſen Konfektkoͤrbgen zu bringen und zu praͤſentiren — dieſe fatale mokante Perſonage fraͤgt endlich, obs der Welt ſchon berichtet iſt, daß aber Beata ſich nichts ausgebeten als das leere Koͤrb¬ chen und den leeren Deſertteller. . . . Im Grund' aͤrgert mich dieſe Maliz niemals; aber der Doktor Fenk und der Leſer haben offenbar die boshafteſte

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/427>, abgerufen am 24.11.2024.