Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

gel schreien. -- -- Alle diese Zurüstungen zu einem
viel zu großen Diner, das heute unten gegeben wird,
hör' ich in mein Museum herauf: vielleicht sind diese
Zurüstungen dem Range der zwei Gäste, die das
Traktement annehmen sollen, angemessener als dem
Stande der beiden Schulleute, die es geben. Ge¬
genwärtigen Geschichtschreiber und seine Schwester
speisen sie nämlich. Der Schuhldiener hatte sich
nebst seinem Ammeublement einige Wochen in meine
Stube eingepfarret, weil die seinige gleich der un¬
sichtbaren Kirche reformieret wurde -- das Konsisto¬
rium sieht beides Reparaturen der sichtbaren und
der unsichtbaren Kirche ungern; -- daher invitirte
er mich (aus Hofton) zum Dinieren. --

Ich werde den Sektor erst abends ausschreiben,
theils um mir nicht den Appetit weg zu denken,
theils um mir draußen noch einigen zu erhinken, wo
ich noch dazu ein Paar Emmerlinge und die Kir¬
chenleute singen hören kann. Ueberhaupt, ist der
Nachsommer, der heute mit seinem schönsten him¬
melblauen Kleide und der Ordens-Sonne darauf,
auf den Feldern draußen steht, ein stiller Charfrei¬
tag der Natur und wenn wir Menschen höfliche
Leute wären: so giengen wir da öfter ins freie

gel ſchreien. — — Alle dieſe Zuruͤſtungen zu einem
viel zu großen Diner, das heute unten gegeben wird,
hoͤr' ich in mein Muſeum herauf: vielleicht ſind dieſe
Zuruͤſtungen dem Range der zwei Gaͤſte, die das
Traktement annehmen ſollen, angemeſſener als dem
Stande der beiden Schulleute, die es geben. Ge¬
genwaͤrtigen Geſchichtſchreiber und ſeine Schweſter
ſpeiſen ſie naͤmlich. Der Schuhldiener hatte ſich
nebſt ſeinem Ammeublement einige Wochen in meine
Stube eingepfarret, weil die ſeinige gleich der un¬
ſichtbaren Kirche reformieret wurde — das Konſiſto¬
rium ſieht beides Reparaturen der ſichtbaren und
der unſichtbaren Kirche ungern; — daher invitirte
er mich (aus Hofton) zum Dinieren. —

Ich werde den Sektor erſt abends ausſchreiben,
theils um mir nicht den Appetit weg zu denken,
theils um mir draußen noch einigen zu erhinken, wo
ich noch dazu ein Paar Emmerlinge und die Kir¬
chenleute ſingen hoͤren kann. Ueberhaupt, iſt der
Nachſommer, der heute mit ſeinem ſchoͤnſten him¬
melblauen Kleide und der Ordens-Sonne darauf,
auf den Feldern draußen ſteht, ein ſtiller Charfrei¬
tag der Natur und wenn wir Menſchen hoͤfliche
Leute waͤren: ſo giengen wir da oͤfter ins freie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0419" n="383"/>
gel &#x017F;chreien. &#x2014; &#x2014; Alle die&#x017F;e Zuru&#x0364;&#x017F;tungen zu einem<lb/>
viel zu großen <hi rendition="#aq">Diner</hi>, das heute unten gegeben wird,<lb/>
ho&#x0364;r' ich in mein Mu&#x017F;eum herauf: vielleicht &#x017F;ind die&#x017F;e<lb/>
Zuru&#x0364;&#x017F;tungen dem Range der zwei Ga&#x0364;&#x017F;te, die das<lb/>
Traktement annehmen &#x017F;ollen, angeme&#x017F;&#x017F;ener als dem<lb/>
Stande der beiden Schulleute, die es geben. Ge¬<lb/>
genwa&#x0364;rtigen Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreiber und &#x017F;eine Schwe&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;en &#x017F;ie na&#x0364;mlich. Der Schuhldiener hatte &#x017F;ich<lb/>
neb&#x017F;t &#x017F;einem Ammeublement einige Wochen in meine<lb/>
Stube eingepfarret, weil die &#x017F;einige gleich der un¬<lb/>
&#x017F;ichtbaren Kirche reformieret wurde &#x2014; das Kon&#x017F;i&#x017F;to¬<lb/>
rium &#x017F;ieht beides Reparaturen der <choice><sic>un&#x017F;ichtbaren</sic><corr type="corrigenda">&#x017F;ichtbaren</corr></choice> und<lb/>
der un&#x017F;ichtbaren Kirche ungern; &#x2014; daher invitirte<lb/>
er mich (aus Hofton) zum <hi rendition="#aq">Dinieren</hi>. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ich werde den Sektor er&#x017F;t abends aus&#x017F;chreiben,<lb/>
theils um mir nicht den Appetit weg zu denken,<lb/>
theils um mir draußen noch einigen zu erhinken, wo<lb/>
ich noch dazu ein Paar Emmerlinge und die Kir¬<lb/>
chenleute &#x017F;ingen ho&#x0364;ren kann. Ueberhaupt, i&#x017F;t der<lb/>
Nach&#x017F;ommer, der heute mit &#x017F;einem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten him¬<lb/>
melblauen Kleide und der Ordens-Sonne darauf,<lb/>
auf den Feldern draußen &#x017F;teht, ein &#x017F;tiller Charfrei¬<lb/>
tag der Natur und wenn wir Men&#x017F;chen ho&#x0364;fliche<lb/>
Leute wa&#x0364;ren: &#x017F;o giengen wir da o&#x0364;fter ins freie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0419] gel ſchreien. — — Alle dieſe Zuruͤſtungen zu einem viel zu großen Diner, das heute unten gegeben wird, hoͤr' ich in mein Muſeum herauf: vielleicht ſind dieſe Zuruͤſtungen dem Range der zwei Gaͤſte, die das Traktement annehmen ſollen, angemeſſener als dem Stande der beiden Schulleute, die es geben. Ge¬ genwaͤrtigen Geſchichtſchreiber und ſeine Schweſter ſpeiſen ſie naͤmlich. Der Schuhldiener hatte ſich nebſt ſeinem Ammeublement einige Wochen in meine Stube eingepfarret, weil die ſeinige gleich der un¬ ſichtbaren Kirche reformieret wurde — das Konſiſto¬ rium ſieht beides Reparaturen der ſichtbaren und der unſichtbaren Kirche ungern; — daher invitirte er mich (aus Hofton) zum Dinieren. — Ich werde den Sektor erſt abends ausſchreiben, theils um mir nicht den Appetit weg zu denken, theils um mir draußen noch einigen zu erhinken, wo ich noch dazu ein Paar Emmerlinge und die Kir¬ chenleute ſingen hoͤren kann. Ueberhaupt, iſt der Nachſommer, der heute mit ſeinem ſchoͤnſten him¬ melblauen Kleide und der Ordens-Sonne darauf, auf den Feldern draußen ſteht, ein ſtiller Charfrei¬ tag der Natur und wenn wir Menſchen hoͤfliche Leute waͤren: ſo giengen wir da oͤfter ins freie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/419
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/419>, abgerufen am 07.05.2024.