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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Menschen nur in seinem zweiten Jahrzehend so
strahlend bricht. Wie bei allen Seelen, die sich
mehr von innen heraus als von außen hineinver¬
ändern, stand in ihm der Barometer seines Her¬
zens oft unbeweglich auf demselben Grade. Die
Regenwolken und den Regenbogen an seinem in¬
nern Himmel bracht' er nach Scheerau mit: er
trug sein überhültes Herz in das weite wiederhallende
Kadettenhaus und in dessen Jahrmarkslärm auf
den Treppen und in das Kadetten-Feldgeschrei wie
unter die Schläge einer Kupferschmiede und Walk¬
mühle hinein -- er wurde noch trauriger, aber mit
mehr Schmerzen.

Das merkwürdige im Zimmer, das er betrat
und bewohnte, waren nicht drei Kadetten -- denn
sie waren Kurrent-Menschen, Scheidemünze und
prosaische Seelen, d. h. lustig, witzig, ohne Ge¬
fühl, ohne Interesse für höhere Bedürfnisse und
von mäßigen Leidenschaften -- sondern der Stuben-
Ephorus, H. v. Oefel, der mit dem Degen wie
eine gespießte Fliege mit der Nadel lief. Oefel
fieng ihn sogleich zu beobachten an, um ihn abends
zu beschreiben -- in Gesellschaften beobachtete er
jeden, nicht um fremde Pfiffe zu erlauschen,

Menſchen nur in ſeinem zweiten Jahrzehend ſo
ſtrahlend bricht. Wie bei allen Seelen, die ſich
mehr von innen heraus als von außen hineinver¬
aͤndern, ſtand in ihm der Barometer ſeines Her¬
zens oft unbeweglich auf demſelben Grade. Die
Regenwolken und den Regenbogen an ſeinem in¬
nern Himmel bracht' er nach Scheerau mit: er
trug ſein uͤberhuͤltes Herz in das weite wiederhallende
Kadettenhaus und in deſſen Jahrmarkslaͤrm auf
den Treppen und in das Kadetten-Feldgeſchrei wie
unter die Schlaͤge einer Kupferſchmiede und Walk¬
muͤhle hinein — er wurde noch trauriger, aber mit
mehr Schmerzen.

Das merkwuͤrdige im Zimmer, das er betrat
und bewohnte, waren nicht drei Kadetten — denn
ſie waren Kurrent-Menſchen, Scheidemuͤnze und
proſaiſche Seelen, d. h. luſtig, witzig, ohne Ge¬
fuͤhl, ohne Intereſſe fuͤr hoͤhere Beduͤrfniſſe und
von maͤßigen Leidenſchaften — ſondern der Stuben-
Ephorus, H. v. Oefel, der mit dem Degen wie
eine geſpießte Fliege mit der Nadel lief. Oefel
fieng ihn ſogleich zu beobachten an, um ihn abends
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jeden, nicht um fremde Pfiffe zu erlauſchen,

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[293/0329] Menſchen nur in ſeinem zweiten Jahrzehend ſo ſtrahlend bricht. Wie bei allen Seelen, die ſich mehr von innen heraus als von außen hineinver¬ aͤndern, ſtand in ihm der Barometer ſeines Her¬ zens oft unbeweglich auf demſelben Grade. Die Regenwolken und den Regenbogen an ſeinem in¬ nern Himmel bracht' er nach Scheerau mit: er trug ſein uͤberhuͤltes Herz in das weite wiederhallende Kadettenhaus und in deſſen Jahrmarkslaͤrm auf den Treppen und in das Kadetten-Feldgeſchrei wie unter die Schlaͤge einer Kupferſchmiede und Walk¬ muͤhle hinein — er wurde noch trauriger, aber mit mehr Schmerzen. Das merkwuͤrdige im Zimmer, das er betrat und bewohnte, waren nicht drei Kadetten — denn ſie waren Kurrent-Menſchen, Scheidemuͤnze und proſaiſche Seelen, d. h. luſtig, witzig, ohne Ge¬ fuͤhl, ohne Intereſſe fuͤr hoͤhere Beduͤrfniſſe und von maͤßigen Leidenſchaften — ſondern der Stuben- Ephorus, H. v. Oefel, der mit dem Degen wie eine geſpießte Fliege mit der Nadel lief. Oefel fieng ihn ſogleich zu beobachten an, um ihn abends zu beſchreiben — in Geſellſchaften beobachtete er jeden, nicht um fremde Pfiffe zu erlauſchen,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/329>, abgerufen am 22.11.2024.