Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.Sessionstische des Reichskammergerichts, das von Zweitens -- oder das ist noch erstlich: ich kann Zweitens oder drittens bin ich der Insaß eines T
Seſſionstiſche des Reichskammergerichts, das von Zweitens — oder das iſt noch erſtlich: ich kann Zweitens oder drittens bin ich der Inſaß eines T
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0325" n="289"/> Seſſionstiſche des Reichskammergerichts, das von<lb/> gutem Styl weiß, duͤrfte hingetrieben werden? Und<lb/> doch diente der Prozeß wie Peter der Große von un¬<lb/> ten auf und beſtieg wie die Styliten-Sekte immer<lb/> hoͤhere Stuͤhle.</p><lb/> <p>Zweitens — oder das iſt noch erſtlich: ich kann<lb/> folglich gleich den Juden nur am Sabbat oder Sonn¬<lb/> tag auf die Plaſtik meines Seelen-Foͤtus denken:<lb/> an Wochentagen wird nichts geſchrieben — als zwar<lb/> auch Biographien, aber nur von Schelmen, man<lb/> meint Protokolle und Klaglibelle.</p><lb/> <p>Zweitens oder drittens bin ich der Inſaß eines<lb/> Schulmeiſterthums. — Der gute Rittmeiſter wollte<lb/> mich, da ſein Sohn zur Thuͤr hinaus war, mit Per¬<lb/> ſonalarreſt belegen, der bei mir zugleich Realarreſt iſt,<lb/> weil mein Mobiliar-Vermoͤgen in meinem Koͤrper und<lb/> mein Immobiliar-Vermoͤgen in meiner Seele be¬<lb/> ſteht; ich ſollte auf ſeinem Schloſſe ſo lange advo¬<lb/> ziren und ſatiriſiren als ich wollte. Es waͤre zu wuͤn¬<lb/> ſchen, ſein alter Gerichtshalter verbliche: ſo wuͤrd'<lb/> ichs: denn abdanken kann ſein gutes Herz — dem<lb/> doch mein ſpitzbuͤbiſches an Hoffeinheiten verwoͤhntes<lb/> den Mangel der letztern nicht allemal vergeben mag —<lb/> keinen Menſchen. Behalte deinen geſunden Nord<lb/> <fw place="bottom" type="sig">T<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [289/0325]
Seſſionstiſche des Reichskammergerichts, das von
gutem Styl weiß, duͤrfte hingetrieben werden? Und
doch diente der Prozeß wie Peter der Große von un¬
ten auf und beſtieg wie die Styliten-Sekte immer
hoͤhere Stuͤhle.
Zweitens — oder das iſt noch erſtlich: ich kann
folglich gleich den Juden nur am Sabbat oder Sonn¬
tag auf die Plaſtik meines Seelen-Foͤtus denken:
an Wochentagen wird nichts geſchrieben — als zwar
auch Biographien, aber nur von Schelmen, man
meint Protokolle und Klaglibelle.
Zweitens oder drittens bin ich der Inſaß eines
Schulmeiſterthums. — Der gute Rittmeiſter wollte
mich, da ſein Sohn zur Thuͤr hinaus war, mit Per¬
ſonalarreſt belegen, der bei mir zugleich Realarreſt iſt,
weil mein Mobiliar-Vermoͤgen in meinem Koͤrper und
mein Immobiliar-Vermoͤgen in meiner Seele be¬
ſteht; ich ſollte auf ſeinem Schloſſe ſo lange advo¬
ziren und ſatiriſiren als ich wollte. Es waͤre zu wuͤn¬
ſchen, ſein alter Gerichtshalter verbliche: ſo wuͤrd'
ichs: denn abdanken kann ſein gutes Herz — dem
doch mein ſpitzbuͤbiſches an Hoffeinheiten verwoͤhntes
den Mangel der letztern nicht allemal vergeben mag —
keinen Menſchen. Behalte deinen geſunden Nord
T
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/325>, abgerufen am 23.07.2024. |