Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

eigne Kaste und die Besten noch eine mehr kennen...
Wenn Gustav nicht gegen jene Lehren, die meistens
Wahrheiten sind, und gegen den Lehrer aufgefahren
wäre; wenn er nicht geschworen hätte, daß diese
eckelhafte Kanker-Philosophie nie über eine Ecke sei¬
nes Herzens sich spinnen und kleben sollte: so hätt'
ich von ihm nicht einmal so gut gedacht als von der
Residentin von Bouse, der das System des Helve¬
tius
so schön wie sein Gesicht vorkömmt; denn in
ihrem Stande hat oft das beste Herz die schlimmste
Philosophie.

Es wird kaum die Mühe verlohnen, daß ichs
hersetze, daß der Spitzbube Robisch zum Henker
gejagt wurde, weil er einen entwischten Rekruten
für einen neuen ausgab und verrechnete. Wenn
ich sagte, zum Henker gejagt: so satirisiert' ich,
zum H. v. Röper wars, der keine Bediente an¬
nimmt als die welche Livre-Polyhistors wie Ro¬
bisch sind, d. h. zugleich Jäger, Gärtner, Schrei¬
ber, Bauern und Bediente. --


eigne Kaſte und die Beſten noch eine mehr kennen...
Wenn Guſtav nicht gegen jene Lehren, die meiſtens
Wahrheiten ſind, und gegen den Lehrer aufgefahren
waͤre; wenn er nicht geſchworen haͤtte, daß dieſe
eckelhafte Kanker-Philoſophie nie uͤber eine Ecke ſei¬
nes Herzens ſich ſpinnen und kleben ſollte: ſo haͤtt'
ich von ihm nicht einmal ſo gut gedacht als von der
Reſidentin von Bouſe, der das Syſtem des Helve¬
tius
ſo ſchoͤn wie ſein Geſicht vorkoͤmmt; denn in
ihrem Stande hat oft das beſte Herz die ſchlimmſte
Philoſophie.

Es wird kaum die Muͤhe verlohnen, daß ichs
herſetze, daß der Spitzbube Robiſch zum Henker
gejagt wurde, weil er einen entwiſchten Rekruten
fuͤr einen neuen ausgab und verrechnete. Wenn
ich ſagte, zum Henker gejagt: ſo ſatiriſiert' ich,
zum H. v. Roͤper wars, der keine Bediente an¬
nimmt als die welche Livré-Polyhiſtors wie Ro¬
biſch ſind, d. h. zugleich Jaͤger, Gaͤrtner, Schrei¬
ber, Bauern und Bediente. —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0322" n="286"/>
eigne Ka&#x017F;te und die Be&#x017F;ten noch eine mehr kennen...<lb/>
Wenn Gu&#x017F;tav nicht gegen jene Lehren, die mei&#x017F;tens<lb/>
Wahrheiten &#x017F;ind, und gegen den Lehrer aufgefahren<lb/>
wa&#x0364;re; wenn er nicht ge&#x017F;chworen ha&#x0364;tte<choice><sic>'</sic><corr>,</corr></choice> daß die&#x017F;e<lb/>
eckelhafte Kanker-Philo&#x017F;ophie nie u&#x0364;ber eine Ecke &#x017F;ei¬<lb/>
nes Herzens &#x017F;ich &#x017F;pinnen und kleben &#x017F;ollte: &#x017F;o ha&#x0364;tt'<lb/>
ich von ihm nicht einmal &#x017F;o gut gedacht als von der<lb/>
Re&#x017F;identin von Bou&#x017F;e, der das Sy&#x017F;tem des <hi rendition="#g">Helve¬<lb/>
tius</hi> &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n wie &#x017F;ein Ge&#x017F;icht vorko&#x0364;mmt; denn in<lb/>
ihrem Stande hat oft das be&#x017F;te Herz die &#x017F;chlimm&#x017F;te<lb/>
Philo&#x017F;ophie.</p><lb/>
          <p>Es wird kaum die Mu&#x0364;he verlohnen, daß ichs<lb/>
her&#x017F;etze, daß der Spitzbube Robi&#x017F;ch zum Henker<lb/>
gejagt wurde, weil er einen entwi&#x017F;chten Rekruten<lb/>
fu&#x0364;r einen neuen ausgab und verrechnete. Wenn<lb/>
ich &#x017F;agte, zum Henker gejagt: &#x017F;o &#x017F;atiri&#x017F;iert' ich,<lb/>
zum H. v. Ro&#x0364;per wars, der keine Bediente an¬<lb/>
nimmt als die welche Livr<hi rendition="#aq">é</hi>-Polyhi&#x017F;tors wie Ro¬<lb/>
bi&#x017F;ch &#x017F;ind, d. h. zugleich Ja&#x0364;ger, Ga&#x0364;rtner, Schrei¬<lb/>
ber, Bauern und Bediente. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0322] eigne Kaſte und die Beſten noch eine mehr kennen... Wenn Guſtav nicht gegen jene Lehren, die meiſtens Wahrheiten ſind, und gegen den Lehrer aufgefahren waͤre; wenn er nicht geſchworen haͤtte, daß dieſe eckelhafte Kanker-Philoſophie nie uͤber eine Ecke ſei¬ nes Herzens ſich ſpinnen und kleben ſollte: ſo haͤtt' ich von ihm nicht einmal ſo gut gedacht als von der Reſidentin von Bouſe, der das Syſtem des Helve¬ tius ſo ſchoͤn wie ſein Geſicht vorkoͤmmt; denn in ihrem Stande hat oft das beſte Herz die ſchlimmſte Philoſophie. Es wird kaum die Muͤhe verlohnen, daß ichs herſetze, daß der Spitzbube Robiſch zum Henker gejagt wurde, weil er einen entwiſchten Rekruten fuͤr einen neuen ausgab und verrechnete. Wenn ich ſagte, zum Henker gejagt: ſo ſatiriſiert' ich, zum H. v. Roͤper wars, der keine Bediente an¬ nimmt als die welche Livré-Polyhiſtors wie Ro¬ biſch ſind, d. h. zugleich Jaͤger, Gaͤrtner, Schrei¬ ber, Bauern und Bediente. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/322
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/322>, abgerufen am 23.11.2024.