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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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stande eines Soldaten, in Embonpoint und auf¬
quellende Muskeln gedrückt, und mit dem leicht¬
gläubigen Wohlwollen, das gutmüthige Menschen
für jeden hegen, der gerade mit ihnen spricht --
den gekrönten und insolventen Prinzipal aber mit
dem mahlerischen Anstand, worin jedes Glied sich
in den andern hinein verbeugt und worin selbst
die Stellung eine fortdauernde Schmeichelei ist,
mit einem vielblätterigen Faltenwurf im lahmge¬
spannten Gesicht, mit einer Gefälligkeit die weder
verweigert noch hält. Meine Pathe sah die allge¬
meine Gefälligkeit des Kronträgers für eine aus¬
schließende gegen sich an; sie dachte, er thue sei¬
ne Fragen, um eine Antwort zu haben; und als
vollends mein gnädigster Fürst und Landesherr ge¬
äußert hatten, "Der kleine Gustav sei hier an
seiner Stelle, er interessire durch sein air de reveur
stärker als man sich selber die Rechenschaft zu ge¬
ben wisse, und man würde ihn, sobald er für diese
Zimmer groß genug wäre, dem Vater mit 13000
Rthlr Handgeld abkaufen:" so war der Rittmei¬
ster außer sich, oder vielmehr aus seiner Bitte;
seine Suppliken wurden Dankadressen; sein Wunsch
war, daß ich schon 8 Jahre Hofmeister bei ihm

ſtande eines Soldaten, in Embonpoint und auf¬
quellende Muſkeln gedruͤckt, und mit dem leicht¬
glaͤubigen Wohlwollen, das gutmuͤthige Menſchen
fuͤr jeden hegen, der gerade mit ihnen ſpricht —
den gekroͤnten und inſolventen Prinzipal aber mit
dem mahleriſchen Anſtand, worin jedes Glied ſich
in den andern hinein verbeugt und worin ſelbſt
die Stellung eine fortdauernde Schmeichelei iſt,
mit einem vielblaͤtterigen Faltenwurf im lahmge¬
ſpannten Geſicht, mit einer Gefaͤlligkeit die weder
verweigert noch haͤlt. Meine Pathe ſah die allge¬
meine Gefaͤlligkeit des Krontraͤgers fuͤr eine aus¬
ſchließende gegen ſich an; ſie dachte, er thue ſei¬
ne Fragen, um eine Antwort zu haben; und als
vollends mein gnaͤdigſter Fuͤrſt und Landesherr ge¬
aͤußert hatten, „Der kleine Guſtav ſei hier an
ſeiner Stelle, er intereſſire durch ſein air de reveur
ſtaͤrker als man ſich ſelber die Rechenſchaft zu ge¬
ben wiſſe, und man wuͤrde ihn, ſobald er fuͤr dieſe
Zimmer groß genug waͤre, dem Vater mit 13000
Rthlr Handgeld abkaufen:“ ſo war der Rittmei¬
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[157/0193] ſtande eines Soldaten, in Embonpoint und auf¬ quellende Muſkeln gedruͤckt, und mit dem leicht¬ glaͤubigen Wohlwollen, das gutmuͤthige Menſchen fuͤr jeden hegen, der gerade mit ihnen ſpricht — den gekroͤnten und inſolventen Prinzipal aber mit dem mahleriſchen Anſtand, worin jedes Glied ſich in den andern hinein verbeugt und worin ſelbſt die Stellung eine fortdauernde Schmeichelei iſt, mit einem vielblaͤtterigen Faltenwurf im lahmge¬ ſpannten Geſicht, mit einer Gefaͤlligkeit die weder verweigert noch haͤlt. Meine Pathe ſah die allge¬ meine Gefaͤlligkeit des Krontraͤgers fuͤr eine aus¬ ſchließende gegen ſich an; ſie dachte, er thue ſei¬ ne Fragen, um eine Antwort zu haben; und als vollends mein gnaͤdigſter Fuͤrſt und Landesherr ge¬ aͤußert hatten, „Der kleine Guſtav ſei hier an ſeiner Stelle, er intereſſire durch ſein air de reveur ſtaͤrker als man ſich ſelber die Rechenſchaft zu ge¬ ben wiſſe, und man wuͤrde ihn, ſobald er fuͤr dieſe Zimmer groß genug waͤre, dem Vater mit 13000 Rthlr Handgeld abkaufen:“ ſo war der Rittmei¬ ſter außer ſich, oder vielmehr aus ſeiner Bitte; ſeine Suppliken wurden Dankadreſſen; ſein Wunſch war, daß ich ſchon 8 Jahre Hofmeiſter bei ihm

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/193>, abgerufen am 25.11.2024.