Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite
Extrablättchen.

Sind die Weiber Päbstinnen?


Alle Fragen dieses Blättgen that ich an eine Aeb¬
tissin, die lieber Münzen als Fromme machen ließ.
Ist nicht die dreifache Krone des Pabstes jezt auf
den weiblichen Köpfen als eine vier-fünffache da
und schossen nicht ihre Hüthe in die Höhe wie Sal¬
lat in den Hundstagen? -- Ists nicht den Weibern
selber schon bekannt, daß sie so untrüglich sind
wie der Pabst, und wenn dieser es mehr in dog¬
matischen als in historischen Dingen ist wie die
Jansenisten glauben, ists bei den Päbstinnen nicht
umgekehrt? -- Und wer hat den Muth eine zu
widerlegen, die er nicht geheirathet? Der Pabst
ist Gottes Vicekönig oder gar Gott selbst, wenn
dem Felinus *) zu glauben: sind aber die Päb¬
stinnen nicht bekannte Göttinnen? -- Allerdings
sagt ein Pabst selbst, Klemens VI. daß er Engeln
befehlen könne, jeden Kerl aus dem Fegefeuer in

*) Wolfii lect. memorab. Cent. XVI. p. 994. etc.
Extrablaͤttchen.

Sind die Weiber Päbſtinnen?


Alle Fragen dieſes Blaͤttgen that ich an eine Aeb¬
tiſſin, die lieber Muͤnzen als Fromme machen ließ.
Iſt nicht die dreifache Krone des Pabſtes jezt auf
den weiblichen Koͤpfen als eine vier-fuͤnffache da
und ſchoſſen nicht ihre Huͤthe in die Hoͤhe wie Sal¬
lat in den Hundstagen? — Iſts nicht den Weibern
ſelber ſchon bekannt, daß ſie ſo untruͤglich ſind
wie der Pabſt, und wenn dieſer es mehr in dog¬
matiſchen als in hiſtoriſchen Dingen iſt wie die
Janſeniſten glauben, iſts bei den Paͤbſtinnen nicht
umgekehrt? — Und wer hat den Muth eine zu
widerlegen, die er nicht geheirathet? Der Pabſt
iſt Gottes Vicekoͤnig oder gar Gott ſelbſt, wenn
dem Felinus *) zu glauben: ſind aber die Paͤb¬
ſtinnen nicht bekannte Goͤttinnen? — Allerdings
ſagt ein Pabſt ſelbſt, Klemens VI. daß er Engeln
befehlen koͤnne, jeden Kerl aus dem Fegefeuer in

*) Wolfii lect. memorab. Cent. XVI. p. 994. etc.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0138" n="102"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Extrabla&#x0364;ttchen.</hi><lb/>
          </head>
          <argument>
            <p rendition="#c">Sind die Weiber Päb&#x017F;tinnen?</p>
          </argument><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>lle Fragen die&#x017F;es Bla&#x0364;ttgen that ich an eine Aeb¬<lb/>
ti&#x017F;&#x017F;in, die lieber Mu&#x0364;nzen als Fromme machen ließ.<lb/>
I&#x017F;t nicht die dreifache Krone des Pab&#x017F;tes jezt auf<lb/>
den weiblichen Ko&#x0364;pfen als eine vier-fu&#x0364;nffache da<lb/>
und &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en nicht ihre Hu&#x0364;the in die Ho&#x0364;he wie Sal¬<lb/>
lat in den Hundstagen? &#x2014; I&#x017F;ts nicht den Weibern<lb/>
&#x017F;elber &#x017F;chon bekannt, daß &#x017F;ie &#x017F;o untru&#x0364;glich &#x017F;ind<lb/>
wie der Pab&#x017F;t, und wenn die&#x017F;er es mehr in dog¬<lb/>
mati&#x017F;chen als in hi&#x017F;tori&#x017F;chen Dingen i&#x017F;t wie die<lb/>
Jan&#x017F;eni&#x017F;ten glauben, i&#x017F;ts bei den Pa&#x0364;b&#x017F;tinnen nicht<lb/>
umgekehrt? &#x2014; Und wer hat den Muth eine zu<lb/>
widerlegen, die er nicht geheirathet? Der Pab&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t Gottes Viceko&#x0364;nig oder gar Gott &#x017F;elb&#x017F;t, wenn<lb/>
dem <hi rendition="#g">Felinus</hi> <note place="foot" n="*)"><lb/><hi rendition="#aq">Wolfii lect. memorab. Cent. XVI. p.</hi> 994<hi rendition="#aq">. etc.</hi> </note> zu glauben: &#x017F;ind aber die Pa&#x0364;<lb/>
&#x017F;tinnen nicht bekannte Go&#x0364;ttinnen? &#x2014; Allerdings<lb/>
&#x017F;agt ein Pab&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t, Klemens <hi rendition="#aq">VI</hi>. daß er Engeln<lb/>
befehlen ko&#x0364;nne, jeden Kerl aus dem Fegefeuer in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0138] Extrablaͤttchen. Sind die Weiber Päbſtinnen? Alle Fragen dieſes Blaͤttgen that ich an eine Aeb¬ tiſſin, die lieber Muͤnzen als Fromme machen ließ. Iſt nicht die dreifache Krone des Pabſtes jezt auf den weiblichen Koͤpfen als eine vier-fuͤnffache da und ſchoſſen nicht ihre Huͤthe in die Hoͤhe wie Sal¬ lat in den Hundstagen? — Iſts nicht den Weibern ſelber ſchon bekannt, daß ſie ſo untruͤglich ſind wie der Pabſt, und wenn dieſer es mehr in dog¬ matiſchen als in hiſtoriſchen Dingen iſt wie die Janſeniſten glauben, iſts bei den Paͤbſtinnen nicht umgekehrt? — Und wer hat den Muth eine zu widerlegen, die er nicht geheirathet? Der Pabſt iſt Gottes Vicekoͤnig oder gar Gott ſelbſt, wenn dem Felinus *) zu glauben: ſind aber die Paͤb¬ ſtinnen nicht bekannte Goͤttinnen? — Allerdings ſagt ein Pabſt ſelbſt, Klemens VI. daß er Engeln befehlen koͤnne, jeden Kerl aus dem Fegefeuer in *) Wolfii lect. memorab. Cent. XVI. p. 994. etc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/138
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/138>, abgerufen am 23.11.2024.