Muskatnüsse etc. abpassen; aber auf unsern liegt schon alles reif und trocken da und man darfs nur ans Essen reiben: das macht, weil wir alle diese Früchte schon ganz zeitig aus -- Amsterdam ver¬ schreiben. Es ist nämlich so:
Entweder alles oder nichts ist ein Regale. Der Rechtskundige kann es nicht billigen, daß die Für¬ sten, wie wohl sie die kostbarsten, aber seltensten Produkte zu ihren Regalien erheben, gleichwohl die gemeinen, aber desto ergiebern in den Händen der Landeskinder lassen und dadurch den Fiskus schwächen. Der Jurist findet bei den süd-asiati¬ schen Fürsten, so despotisch sie sonst sind, mehreren Konsequenz, welche nicht das Wild, oder Salz, oder Bernstein oder Perlen sondern das ganze Land und den ganzen Handel nehmen und beide bloß jährlich verpachten. Die deutschen Fürsten haben hiezu mehrere Befugniß als alle andre: denn alle europäische Reiche haben indische Besitzungen, haben ein Neu-England, Neu-Frankreich, Neu-Hol¬ land, aber ein Neu-Deutschland hat das Alt- Deutschland nicht und das einzige Land, was ein Fürst noch wegzunehmen hat, ist sein eignes, man müste denn aus Pohlen, oder der Türkei ein
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Muſkatnuͤſſe ꝛc. abpaſſen; aber auf unſern liegt ſchon alles reif und trocken da und man darfs nur ans Eſſen reiben: das macht, weil wir alle dieſe Fruͤchte ſchon ganz zeitig aus — Amſterdam ver¬ ſchreiben. Es iſt naͤmlich ſo:
Entweder alles oder nichts iſt ein Regale. Der Rechtskundige kann es nicht billigen, daß die Fuͤr¬ ſten, wie wohl ſie die koſtbarſten, aber ſeltenſten Produkte zu ihren Regalien erheben, gleichwohl die gemeinen, aber deſto ergiebern in den Haͤnden der Landeskinder laſſen und dadurch den Fiſkus ſchwaͤchen. Der Juriſt findet bei den ſuͤd-aſiati¬ ſchen Fuͤrſten, ſo deſpotiſch ſie ſonſt ſind, mehreren Konſequenz, welche nicht das Wild, oder Salz, oder Bernſtein oder Perlen ſondern das ganze Land und den ganzen Handel nehmen und beide bloß jaͤhrlich verpachten. Die deutſchen Fuͤrſten haben hiezu mehrere Befugniß als alle andre: denn alle europaͤiſche Reiche haben indiſche Beſitzungen, haben ein Neu-England, Neu-Frankreich, Neu-Hol¬ land, aber ein Neu-Deutſchland hat das Alt- Deutſchland nicht und das einzige Land, was ein Fuͤrſt noch wegzunehmen hat, iſt ſein eignes, man muͤſte denn aus Pohlen, oder der Tuͤrkei ein
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Muſkatnuͤſſe ꝛc. abpaſſen; aber auf unſern liegt
ſchon alles reif und trocken da und man darfs nur
ans Eſſen reiben: das macht, weil wir alle dieſe
Fruͤchte ſchon ganz zeitig aus — Amſterdam ver¬
ſchreiben. Es iſt naͤmlich ſo:
Entweder alles oder nichts iſt ein Regale. Der
Rechtskundige kann es nicht billigen, daß die Fuͤr¬
ſten, wie wohl ſie die koſtbarſten, aber ſeltenſten
Produkte zu ihren Regalien erheben, gleichwohl
die gemeinen, aber deſto ergiebern in den Haͤnden
der Landeskinder laſſen und dadurch den Fiſkus
ſchwaͤchen. Der Juriſt findet bei den ſuͤd-aſiati¬
ſchen Fuͤrſten, ſo deſpotiſch ſie ſonſt ſind, mehreren
Konſequenz, welche nicht das Wild, oder Salz,
oder Bernſtein oder Perlen ſondern das ganze Land
und den ganzen Handel nehmen und beide bloß
jaͤhrlich verpachten. Die deutſchen Fuͤrſten haben
hiezu mehrere Befugniß als alle andre: denn alle
europaͤiſche Reiche haben indiſche Beſitzungen, haben
ein Neu-England, Neu-Frankreich, Neu-Hol¬
land, aber ein Neu-Deutſchland hat das Alt-
Deutſchland nicht und das einzige Land, was ein
Fuͤrſt noch wegzunehmen hat, iſt ſein eignes, man
muͤſte denn aus Pohlen, oder der Tuͤrkei ein
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/261>, abgerufen am 24.02.2025.
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