die Inseln auf dem Scheerauischen Ozean nicht durch Aufthürmungen von Korallen entstanden -- auch nicht durch Erdbeben, die den Dromedar-Rü¬ cken des Meersgrundes aus dem Wasser aufkrümm¬ ten -- selber durch keinen Vulkan in der Nähe, der diese Berge ins Wasser hineingesäet hätte: denn Summatra, die großen und die kleinen Mo¬ lucken wurden bloß in kleinen Partien auf unzäh¬ ligen Schubkarren und Leiterwagen an die Küsten herbei geschoben, -- und weil auf den Karren Steine, Sand, Erde und alle Ingredienzien ei¬ ner hübschen Insel waren: so brachten die Frohn¬ bauern, landesherrliche so wohl als ritterschaftli¬ che, die eben so viele (Taback-) rauchende und In¬ seln bildende Vulkane waren, in kurzem die Mo¬ lucken fertig, indeß die ritterschaftlichen Brücken über landesherrliche Wasser noch nicht angefangen sind. Die Absicht des Landesherrn ist, den gan¬ zen ostindischen Handel bei Asien in Scheerau so bei der Hand zu haben wie eine Rappeemühle -- und ich denke, wir haben ihn: nur mit dem Un¬ terschiede, daß die Scheerauischen Gewürzinseln noch besser sind als die holländischen. Auf den letz¬ tern muß man erst das Reifen des Pfeffers, der
Muska¬
die Inſeln auf dem Scheerauiſchen Ozean nicht durch Aufthuͤrmungen von Korallen entſtanden — auch nicht durch Erdbeben, die den Dromedar-Ruͤ¬ cken des Meersgrundes aus dem Waſſer aufkruͤmm¬ ten — ſelber durch keinen Vulkan in der Naͤhe, der dieſe Berge ins Waſſer hineingeſaͤet haͤtte: denn Summatra, die großen und die kleinen Mo¬ lucken wurden bloß in kleinen Partien auf unzaͤh¬ ligen Schubkarren und Leiterwagen an die Kuͤſten herbei geſchoben, — und weil auf den Karren Steine, Sand, Erde und alle Ingredienzien ei¬ ner huͤbſchen Inſel waren: ſo brachten die Frohn¬ bauern, landesherrliche ſo wohl als ritterſchaftli¬ che, die eben ſo viele (Taback-) rauchende und In¬ ſeln bildende Vulkane waren, in kurzem die Mo¬ lucken fertig, indeß die ritterſchaftlichen Bruͤcken uͤber landesherrliche Waſſer noch nicht angefangen ſind. Die Abſicht des Landesherrn iſt, den gan¬ zen oſtindiſchen Handel bei Aſien in Scheerau ſo bei der Hand zu haben wie eine Rappeemuͤhle — und ich denke, wir haben ihn: nur mit dem Un¬ terſchiede, daß die Scheerauiſchen Gewuͤrzinſeln noch beſſer ſind als die hollaͤndiſchen. Auf den letz¬ tern muß man erſt das Reifen des Pfeffers, der
Muſka¬
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die Inſeln auf dem Scheerauiſchen Ozean nicht
durch Aufthuͤrmungen von Korallen entſtanden —
auch nicht durch Erdbeben, die den Dromedar-Ruͤ¬
cken des Meersgrundes aus dem Waſſer aufkruͤmm¬
ten — ſelber durch keinen Vulkan in der Naͤhe,
der dieſe Berge ins Waſſer hineingeſaͤet haͤtte:
denn Summatra, die großen und die kleinen Mo¬
lucken wurden bloß in kleinen Partien auf unzaͤh¬
ligen Schubkarren und Leiterwagen an die Kuͤſten
herbei geſchoben, — und weil auf den Karren
Steine, Sand, Erde und alle Ingredienzien ei¬
ner huͤbſchen Inſel waren: ſo brachten die Frohn¬
bauern, landesherrliche ſo wohl als ritterſchaftli¬
che, die eben ſo viele (Taback-) rauchende und In¬
ſeln bildende Vulkane waren, in kurzem die Mo¬
lucken fertig, indeß die ritterſchaftlichen Bruͤcken
uͤber landesherrliche Waſſer noch nicht angefangen
ſind. Die Abſicht des Landesherrn iſt, den gan¬
zen oſtindiſchen Handel bei Aſien in Scheerau ſo
bei der Hand zu haben wie eine Rappeemuͤhle —
und ich denke, wir haben ihn: nur mit dem Un¬
terſchiede, daß die Scheerauiſchen Gewuͤrzinſeln
noch beſſer ſind als die hollaͤndiſchen. Auf den letz¬
tern muß man erſt das Reifen des Pfeffers, der
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/260>, abgerufen am 23.02.2025.
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