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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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Menschengeschlecht in Gräbern ganz vertropft
zu seyn, und auf den Hügeln erschien da ein
Schatte, aus den langen Gängen kam dort
einer. Ihr Herz, das heute so manchen Ab-
schied nahm, und dem das Geklüft immer
mehr zum Schlafsaale der Todten wurde, schlug
zuletzt so ernst und beklommen, daß das gut-
mütige, heitere Gespräch Mehlhorns sie in
ihren Erinnerungen und Phantasieen störte;
sie wollte allein denken und recht traurig; die
ganze Wölbung war nur die größere Eisgrube
des Todes; ein Grubenbau der Vergangenheit,
so wie ein Gebeinhaus der Hölenbären, deren
unverrückt gelassene Gerippe alle mit den Köp-
fen an der Wandung lagen, wie zum Aus-
gange. --

Sie brachte, obwohl mühsam, ihren Be-
gleiter dahin, daß er ihr den Genuß der Ein-
samkeit zuließ, und selber den seinigen mit den
größern Männerschritten auf dem durchbrochenen
Boden suchte.

Jetzt ungestört ging sie unter den andern
Lichtschatten herum -- sie kam vor eine kleine

Menſchengeſchlecht in Graͤbern ganz vertropft
zu ſeyn, und auf den Huͤgeln erſchien da ein
Schatte, aus den langen Gaͤngen kam dort
einer. Ihr Herz, das heute ſo manchen Ab-
ſchied nahm, und dem das Gekluͤft immer
mehr zum Schlafſaale der Todten wurde, ſchlug
zuletzt ſo ernſt und beklommen, daß das gut-
muͤtige, heitere Geſpräch Mehlhorns ſie in
ihren Erinnerungen und Phantaſieen ſtoͤrte;
ſie wollte allein denken und recht traurig; die
ganze Woͤlbung war nur die groͤßere Eisgrube
des Todes; ein Grubenbau der Vergangenheit,
ſo wie ein Gebeinhaus der Hölenbaͤren, deren
unverruͤckt gelaſſene Gerippe alle mit den Koͤp-
fen an der Wandung lagen, wie zum Aus-
gange. —

Sie brachte, obwohl muͤhſam, ihren Be-
gleiter dahin, daß er ihr den Genuß der Ein-
ſamkeit zuließ, und ſelber den ſeinigen mit den
größern Maͤnnerſchritten auf dem durchbrochenen
Boden ſuchte.

Jetzt ungeſtört ging ſie unter den andern
Lichtſchatten herum — ſie kam vor eine kleine

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[83/0089] Menſchengeſchlecht in Graͤbern ganz vertropft zu ſeyn, und auf den Huͤgeln erſchien da ein Schatte, aus den langen Gaͤngen kam dort einer. Ihr Herz, das heute ſo manchen Ab- ſchied nahm, und dem das Gekluͤft immer mehr zum Schlafſaale der Todten wurde, ſchlug zuletzt ſo ernſt und beklommen, daß das gut- muͤtige, heitere Geſpräch Mehlhorns ſie in ihren Erinnerungen und Phantaſieen ſtoͤrte; ſie wollte allein denken und recht traurig; die ganze Woͤlbung war nur die groͤßere Eisgrube des Todes; ein Grubenbau der Vergangenheit, ſo wie ein Gebeinhaus der Hölenbaͤren, deren unverruͤckt gelaſſene Gerippe alle mit den Koͤp- fen an der Wandung lagen, wie zum Aus- gange. — Sie brachte, obwohl muͤhſam, ihren Be- gleiter dahin, daß er ihr den Genuß der Ein- ſamkeit zuließ, und ſelber den ſeinigen mit den größern Maͤnnerſchritten auf dem durchbrochenen Boden ſuchte. Jetzt ungeſtört ging ſie unter den andern Lichtſchatten herum — ſie kam vor eine kleine

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/89>, abgerufen am 03.12.2024.